Saisonale Coronaviren

Erkältungen schützen nicht vor Covid-19

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Berlin -

Antikörper gegen saisonale Coronaviren schützen offenbar nicht vor einer Infektion mit Sars-CoV-2. Allerdings könnte das Virus andersherum eine Kreuzimmunität gegen künftige Erkältungsviren erzeugen.

Sars-CoV-2 wird häufig nur als „das Coronavirus“ bezeichnet. Eigentlich ist diese Namensgebung jedoch falsch – denn es gibt nicht nur dieses eine Coronavirus. Eigentlich bezeichnet der Begriff eine Gruppe verschiedener Viren, zu denen auch saisonale Erkältungsviren zählen. Rund ein Fünftel aller Menschen weist Antikörper gegen saisonale Coronaviren auf, die auch an Sars-CoV-2 binden.

Oft werden diese Coronaviren für die niedrigen Erkrankungsraten bei Kindern verantwortlich gemacht: Denn aufgrund ihres vergleichsweise schwachen Immunsystems kommen sie und ihre körpereigene Abwehr häufiger mit ihnen in Kontakt. Vor allem die Coronaviren HCoV-229E, HKU1, OC43 und NL63 führen bei Kindern besonders häufig zu Erkältungen.

Verschiedene Wissenschaftler:innen haben sich mittlerweile mit der Immunitätsfrage durch saisonale Coronaviren beschäftigt. Ein Team des Francis Crick Institute in London untersuchte archivierte Blutproben aus den Jahren 2011 bis 2018 – also der Zeit vor Sars-CoV-2. Dabei entdeckten sie, dass die Antikörper gegen saisonale Coronaviren auch mit dem neuen Virus interagierten. Vor allem bei Kindern konnten diese häufig nachgewiesen werden – in 62 Prozent der Proben. Bei Erwachsenen kamen sie hingegen deutlich seltener vor. Die Antikörper konnten teilweise auch Laborviren, die mit dem Spikeprotein von Sars-CoV-2 versehen wurden, von einer Infektion der Körperzellen abhalten – also neutralisieren. Eine andere Untersuchung des Boston Medical Center zeigte, dass Patienten mit Antikörpern gegen saisonale Coronaviren bei einer Infektion mit Covid-19 seltener versterben.

Neue Studie zeigt andere Ergebnisse

Die Perelman School of Medicine in Philadelphia kommt nun jedoch zu anderen Ergebnissen: Das Team untersuchte mehr als 400 archivierte Serumproben aus dem Jahr 2017 – darunter 263 von Erwachsenen und 168 von Kindern. Jede fünfte Probe wies Antikörper auf, die auch mit Sars-CoV-2 reagierten: 16,2 Prozent davon richteten sich allerdings gegen das Nukleokapsid, die Proteinhülle des Virus. Diese Art Antikörper würden erfahrungsgemäß jedoch nur selten eine neutralisierende Wirkung erreichen.

Nur 4,2 Prozent der Proben wiesen Antikörper auf, die auch mit dem Spikeprotein von Sars-CoV-2 reagieren – doch auch hier sei eine Neutralisierung nicht zu erwarten. Antikörper, die die Rezeptorbindungsstelle erkennen, wurden nur bei unter einem Prozent der Proben gefunden – bei diesen besteht die höchste Chance auf einen Schutz vor Covid-19. Die Seren waren daher nicht in der Lage eine Infektion von Verozellen zu verhindern.

Allerdings machte das Team eine weitere Entdeckung: Im Zuge einer zweiten Analyse verglichen sie Blutproben aus der Zeit vor der Pandemie von 251 Personen, die später positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, mit einer Kontrollgruppe von 251 Personen gleichen Alters, die sich nicht mit dem neuartigen Coronavirus infizierten. Dabei ermittelten sie eine potenzielle umgekehrte Kreuzimmunität: Eine Infektion mit Sars-CoV-2 erhöhte die Antikörpertiter gegen das saisonale Coronavirus OC43. Andere Corona-Antikörpertiter waren von diesem Effekt jedoch nicht betroffen. Demnach könnte Covid-19 für einige Zeit vor Erkältungen durch bestimmte Viren schützen. Dies ist jedoch nicht abschließend geklärt.

 

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