Pickel ausdrücken – ja oder nein? APOTHEKE ADHOC, 23.10.2021 08:59 Uhr
Kurz vor einem wichtigen Termin am nächsten Tag macht sich ein Pickel mitten im Gesicht breit: Rot und leuchtend prangert er auf der Stirn. Und nun? Ausdrücken oder doch lieber die Finger davonlassen?
Pickel und Mitesser entstehen, wenn es zu einer übermäßigen Verhornung und einer Überproduktion von Hautfetten kommt. Dadurch verstopfen die Ausführungsgänge der Talgdrüsen. Die Folge: Der Talg kann nicht mehr abfließen – es entsteht ein Pfropf, der die Drüse weiter verstopft. Deshalb ist in Fachkreisen auch die Rede von „geschlossenen Komedonen“. Das gestaute Sekret dient als idealer Nährboden für Bakterien. Dadurch entstehen Entzündungen, die sich als Rötung und Schwellung bemerkbar machen. Oft bildet sich auch die typische „Eiterkuppe“.
Bei Mittessern handelt es sich um „offene Komedonen“: Die dunkle Färbung entsteht nicht wie häufig vermutet durch Dreck, sondern durch Oxidation des im Talg enthaltenen Hautfarbstoffs Melanin. Optisch sind Mitesser in der Regel nicht so auffällig wie Pickel, dafür treten sie oft gehäuft in bestimmten Hautarealen der T-Zone wie Stirn, Nase oder Kinn auf. Doch auch Mitesser können sich entzünden und dadurch zu einer Schwellung und Rötung führen.
Ausdrücken birgt Risiken
Das Ausdrücken von Mitessern und Pickeln war lange Zeit gang und gäbe. Mittlerweile raten Expert:innen jedoch davon ab: Denn durch das Drücken und Quetschen wird das betroffene Areal weiter gereizt, außerdem können Bakterien eindringen und die Entzündung weiter vorantreiben. Das Sekret kann im schlimmsten Fall sogar noch weiter in den Kanal gedrückt werden.
Beim Abheilen können durch das Malträtieren zudem unschöne Narben entstehen. Das gilt nicht nur für das Drücken mit den Fingern, sondern auch für das Bearbeiten mit Nadeln und anderen Gegenständen. Kann gar nicht auf das Öffnen verzichtet werden – beispielsweise, weil durch das Sekret ein hoher Druck mit Schmerzen entsteht, müssen in jedem Fall einige Hinweise beachtet werden:
- Hygiene beachten: Umliegende Haut desinfizieren
- Nicht die Finger benutzen und quetschen
- Stattdessen eine sterile Nadel verwenden und nur gezielt in den Pickel stechen, um das Sekret abfließen zu lassen
- Nur „reife“ Pickel öffnen, bei denen bereits eine Eiterkuppe sichtbar ist
- Tieferliegende Komedonen nicht öffnen oder bearbeiten
- Anschließend die Haut erneut desinfizieren
Das Ausdrücken und Öffnen von Pickeln sollten nur im Ausnahmefall erfolgen. Besser ist es der Entstehung durch eine regelmäßige und auf den Hautzustand abgestimmte Gesichtsreinigung vorzubeugen. Make-up-Reste sollten vor dem Schlafengehen immer entfernt werden und auch morgens sollte eine Reinigung erfolgen, bevor die Pflege aufgetragen wird.
Zur optimalen Reinigung zählt auch die Verwendung eines Peelings: Für unreine Haut sind vor allem solche mit AHAs (Alpha-Hydroxy-Acids) geeignet. Sie wirken sehr intensiv, da sie die Eiweiße der Haut denaturieren lassen. Verklebungen zwischen Hornlamellen werden hierdurch gelöst. Im Kosmetikbereich dürfen nur solche verwendet werden, die einen Säuregehalt bis 20 Prozent aufweisen. Alternativ können auch mechanische Peelings mit Schleifkörpern zum Einsatz kommen – bei Akne sind mechanische Peelings jedoch ungeeignet, da sie Pickel und Pusteln aufreißen und so zu Entzündungen führen.
SOS-Tipps für den Akutfall
Für den Akutfall gibt es dennoch einige Tipps: So kann die betroffene Hautstelle beispielsweise mit einem Eiswürfel oder einer Kompresse gekühlt werden: Dadurch werden Schwellungen und Rötungen gelindert und der Pickel fällt optisch nicht mehr so auf. Ist der Pickel schon sehr „reif“ kann auch Wärme helfen die Poren zu öffnen, sodass das Sekret abfließen kann. Wichtig ist in jedem Fall, die Stelle nicht ständig zu berühren. Stattdessen können lokal zu applizierende Gele mit Salicylsäure verwendet werden. Auch Teebaumöl oder schwarzer Tee kann auf die betroffene Stelle getupft werden. Im Internet werden auch Aloe Vera, Apfelessig, Honig, Zahnpasta oder Backpulver als Wundermittelchen angepriesen. Die Wirkung ist jedoch umstritten – im schlimmsten Fall können sich die Beschwerden sogar noch verschlimmern.