Nach dem Fund des gesundheitsschädlichen Weichmachers Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) in Sonnencremes erhöhen die Behörden den Druck auf Hersteller. Untersuchungen weisen DnHexP im Urin vieler Kinder nach – neue Studien sollen Klarheit bringen.
Nach dem Fund von gesundheitsgefährdenden Weichmachern in Sonnencremes wollen die Behörden den Druck auf die Industrie erhöhen. Hersteller sollen freiwillig dafür sorgen, dass die Konzentration des Weichmachers in ihren Produkten deutlich sinkt, heißt es in einem Bericht des nordrhein-westfälischen Umwelt- und Verbraucherschutzministeriums an den Landtag.
Bundes- und EU-Behörden befassen sich inzwischen ebenfalls mit dem Thema. Ein Verzicht auf Sonnencreme sei jedoch nicht ratsam, da UV-Strahlung als Hauptursache für Hautkrebs gilt. Laut „Öko-Test“ müsste ein Kind täglich mit über einem Kilo Sonnencreme eingeschmiert werden, um bedenkliche Mengen des Weichmachers aufzunehmen.
Erste Untersuchungen in NRW ergaben, dass mehr als jedes zweite getestete Kind zwischen zwei und sechs Jahren den Weichmacher Di-n-hexyl-Phthalat (DnHexP) im Urin hatte. Nachfolgende Untersuchungen in anderen Bundesländern bestätigten dies. Der Stoff stammt laut wissenschaftlichen Analysen aus verunreinigten UV-Filtern in Sonnencremes.
DnHexP kann laut Tierversuchen die Fruchtbarkeit schädigen und wird mit einem erhöhten Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. In Europa ist der Stoff in Kosmetikprodukten zwar verboten, kann jedoch als Verunreinigung bei der Herstellung von UV-Filtern entstehen.
Das Bundesamt für Risikobewertung hält gesundheitliche Schäden durch Sonnencreme für „sehr unwahrscheinlich“. Dennoch fanden die Behörden bei einigen Kindern Weichmacher-Konzentrationen, die nicht unbedenklich seien. Das Chemische Untersuchungsamt NRW untersuchte 42 Sonnenschutzmittel – in 14 Prozent wurde DnHexP nachgewiesen. Da es technisch möglich ist, Sonnencremes ohne diese Verunreinigung herzustellen, erhöhen die Behörden nun den Druck auf die Kosmetikindustrie. Im vergangenen Jahr hatten unterschiedliche Hersteller Auskunft zum Weichmachergehalt in ihren Produkten gegeben.
Erste Ergebnisse zu den Maßnahmen sollen im zweiten Halbjahr 2025 veröffentlicht werden. Eine großangelegte Urinuntersuchung bei Kindern ist für 2026/27 geplant.