Wenn Kinder Fieber bekommen Alexandra Negt, 27.01.2020 15:12 Uhr
Nicht alle Wirkstoffe und Maßnahmen sind bei Fieber für jede Altersgruppe geeignet. Wie geeignet ein Arzneistoff ist, hängt unter anderem auch vom Gewicht des Kindes ab. Zudem kommt es auf die richtige Darreichungsform an: Zäpfchen und Säfte sind für Säuglinge und Kleinkinder besser geeignet als Tabletten & Co. .
Richtig Fieber messen
Je nachdem, wo die Temperatur gemessen wird, kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen: Die Messung im After ist genauer als unter der Achsel oder im Mund und somit stets ein wenig höher. Beträgt die Normaltemeperatur bei Messung im After 36,3 bis 37,4 Grad Celsius, so liegt der Wert bei der oralen Messung bei 35,9 bis 37,0 Grad. Um den Fieberverlauf gut kontrollieren zu können, sollte immer an derselben Körperstelle und zur selben Tageszeit gemessen werden. Morgens sind die gemessenen Werte meist niedriger, zum Abend hin steigen sie zumeist. Die Temperatur sollte mindestens zweimal am Tag gemessen werden, bei höherem Fieber dreimal oder öfter.
Ab wann zum Arzt?
Hält das Fieber, trotz Medikation, länger als einen Tag an und wird von weiteren Symptomen begleitet, so sollte der Kinderarzt aufgesucht werden. Ab 38,5 Grad spricht man von Fieber, ab diesem Wert ist die Gabe von antipyretischen Medikamenten angezeigt. Hausmittel, wie Wadenwickel, können ebenfalls helfen. Steigt das Fieber auf über 39,5 Grad, so spricht man von hohem Fieber.
Sonderfall Neugeborene
Junge Säuglinge können schwere Infektionen haben, ohne Fieber zu entwickeln. In diesem Alter sollten Eltern deshalb auch ohne Fieber den Kinderarzt aufsuchen. Weist das Kind eine ungewöhnliche Hautfarbe auf oder verweigert für zwei aufeinanderfolgende Mahlzeiten die Nahrungsaufnahme sollte der Gang zum Arzt folgen. Bei allgemeiner Lethargie, Durchfall und Erbrechen, sollten Eltern auch zeitnah einen Arzt konsultieren. Säuglinge unter drei Monaten sollten bei erhöhter Temperatur stets einem Kinderarzt vorgestellt werden.
Geeignete Arzneistoffe
Paracetamol:
Der Wirkstoff gehört zu den Nichtopioid-Analgetika. Der genaue Wirkmechanismus ist bis heute nicht geklärt. Fertigarzneimittel sind als Zäpfchen, Saft oder Tabletten verfügbar. Die geringste Zäpfchen-Dosierung liegt bei 75 mg je abgeteilter Form. Diese geringe Dosierung ist für Säuglinge mit drei bis sechs Kilogramm Körpergewicht geeignet. Bei einem Gewicht von drei Kilogramm sollte die Gabe maximal zweimal täglich erfolgen. Die nächst höhere Dosierung von 125 mg je abgeteilter Form ist ab einem Gewicht von sieben Kilogramm Körpergewicht zugelassen. Zäpfchen mit 250 mg sind ab 13 Kilogramm indiziert. Die maximale Tagesdosis sollte nicht überschritten werden. Paracetamol ist auch als Saft verfügbar, der Vorteil: Flüssige Zubereitungen lasse sich mit Hilfe der beiliegenden Kolbendosierpipette oftmals individueller dosieren. Tabletten sind für Kinder weniger geeignet.
Ibuprofen:
Der Wirkstoff hemmt wie andere NSAR nicht-selektiv die Cyclooxygenase I (COX-1) und II (COX-2), und damit die für das Entzündungsgeschehen wichtige Prostaglandinsynthese. Ibuprofen wirkt fiebersenkend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Als zweiprozentiger Saft ist das NSAID zur Behandlung von Fieber bei Kindern ab 5 Kilogramm Körpergewicht zugelassen. Der Wirkstoff kann bis zu dreimal täglich gegeben werden. Für Kinder ab sechs Jahren stehen Schmelztabletten mit 200 mg je abgeteilter Form zu Verfügung. Der Vorteil: Kinder müssen keine Tabletten schlucken. Zudem sind Schmelztabletten häufig magenverträglicher.
Acetylsalicylsäure:
Auch dieser Wirkstoff hemmt nicht-selektiv die Cyclooxygenase I (COX-1) und II (COX-2), und damit die für das Entzündungsgeschehen wichtige Prostaglandinsynthese. Kinder unter 12 Jahren sollten kein ASS einnehmen. Die Behandlung kindlicher viraler Infekte mit dem Antiphlogistikum wird als Ursache für das Auftreten des Reye-Syndroms angesehen. Die Behandlung von fieberhaften Erkrankungen sollte bei Kindern und Jugendlichen nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen.