Diabetiker zählen häufig zu den Stammkunden der Apotheke: Regelmäßig holen sie ihr vom Arzt verordnetes Insulin oder Antidiabetikum sowie Teststreifen und Pennadeln. Doch wie sieht es aus, wenn Diabetiker mal etwas für die Selbstmedikation brauchen? Hier folgt ein kleiner Überblick, was ist bei der Beratung von Schmerzmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln & Co. zu beachten ist.
Etwa 90 Prozent der Diabetiker leiden an Typ-2-Diabetes: Häufig tritt dieser nach dem 40. Lebensjahr auf. Es handelt sich um einen sogenannten „relativen Insulinmangel“. Das bedeutet, die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber die Körperzellen verlieren ihre Empfindlichkeit für das Hormon. Oft ist auch die Ausschüttung des Insulins aus den Bauchspeicheldrüsenzellen gestört. Um dies auszugleichen, schüttet die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin aus. Es kommt zu erhöhten Blutzuckerwerten. Ungesunde Ernährung, Übergewicht und mangelnde Bewegung erhöhen das Risiko für Typ-2-Diabetes.
Typ-1-Diabetes beginnt hingegen meist schon im Kindes- oder Jugendalter: Hierbei kommt es zu einem absoluten Mangel an Insulin. Ursache ist meist eine Fehlreaktion des Immunsystems. Die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse gehen zugrunde, dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an und die Patienten werden insulinpflichtig. Diabetes äußert sich oft durch starken und vermehrten Harndrang und ständigen Durst, aber auch Symptome wie Müdigkeit, trockene Haut und wiederkehrende Infekte können auftreten.
Grundsätzlich gilt es, die komplette Medikation zu betrachten, denn eine Patentlösung für die Beratung von diabetischen Patienten gibt es nicht: Sucht der Diabetiker zum Beispiel nach einem geeigneten Schmerzmittel ist es wichtig zu wissen, welche Medikamente eingenommen werden. Häufig werden neben oralen Antidiabetika auch blutdrucksenkende Mittel wie Betablocker oder Diuretika eingesetzt. Die gleichzeitige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS), Naproxen, Ibuprofen und Diclofenac kann die Wirkung von blutdrucksenkenden Arzneimitteln abschwächen. ASS kann in hohen Dosierungen die Wirkung des oralen Antidiabetikums Glibenclamid verstärken: Die Folge kann eine gefährliche Unterzuckerung sein.
Andere Analgetika wie Ibuprofen und Diclofenac hingegen verschlechtern die Verträglichkeit von Metformin. Werden Diuretika eingenommen, sollte die zeitgleiche Einnahme von Analgetika nur in Ausnahmefällen erfolgen: Die Kombination kann die Entstehung einer Diuretika-Resistenz begünstigen und Nierenfunktionsstörungen verursachen. Die Empfehlung eines geeigneten Schmerzmittels ist also immer eine Einzelfallentscheidung und sollte notfalls nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass die herkömmlichen Analgetika keinen Einfluss auf Neuropathien und daraus entstehende Schmerzen haben.
Viele Diabetiker weisen einen Mangel an wasserlöslichen Vitaminen auf: Vitamin C und E fehlen besonders häufig. Durch das vermehrte Wasserlassen werden die Vitamine über den Urin ausgeschieden und sind nicht mehr in ausreichender Menge im Körper vorhanden. Auch Vitamin B12, B6 und Folsäure werden durch die veränderte diabetische Stoffwechsellage vermehrt verbraucht. Zusätzlich kann die Einnahme von Metformin einen Mangel begünstigen und die Aufnahme der B-Vitamine verringern. Nahrungsergänzungsmittel sollten aber grundsätzlich nicht auf Verdacht, sondern erst nach einer ausführlichen Blutuntersuchung eingenommen werden. Eine Umgehung des Magen-Darm-Traktes zur Supplementierung kann hilfreich sein, um ausreichende Mengen aufzunehmen.
Bei vielen freiverkäuflichen Medikamenten wie Lutschtabletten oder Säften sind die Broteinheiten (BE) auf der Verpackung oder dem Beipackzettel angegeben: Diese dienen dem Diabetiker zur Einschätzung der enthaltenen Kohlenhydratmenge. Eine BE entspricht etwa 15 g Kohlenhydraten. Auch ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe ist sinnvoll: Herkömmlicher Zucker treibt den Blutzuckerspiegel stark in die Höhe. Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit oder Xylit lassen ihn hingegen nur geringfügig steigen. Kleinere Mengen bis zu 30 Gramm müssen beim Berechnen der Insulindosis daher nicht berücksichtigt werden.
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