So wie Kinder auch aus pharmakologischer Sicht keine kleinen Erwachsenen sind, müssen auch Medikamente für Senioren vor der Abgabe genau geprüft werden. Was kann einem älteren Menschen möglicherweise größere Probleme bereiten als einem im mittleren Alter? Einen schnellen Überblick erhält man in der PRISCUS-Liste, die mit 83 Wirkstoffen aber vor allem die verschreibungspflichtigen Wirkstoffe abdeckt. Hier findet sich auch der ein- oder andere Wirkstoff aus dem OTC-Katalog, doch auch bei nicht dort aufgeführten Arzneistoffen kann es Probleme geben.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BmBF) hat ebenfalls eine Broschüre herausgebracht, die bei Unsicherheiten bezüglich verschreibungsfreier- und pflichtiger Wirkstoffe weiterhelfen kann. Vergleicht man die beiden Listen, so bekommt man schnell ein umfassendes Bild von den Problemen, die auch ohne Wechselwirkungsproblematiken bei Senioren auf den Beratenden warten können. Daher heißt es immer: Augen auf bei der Beratung von älteren Menschen. Die zu erwartenden Nebenwirkungen können schnell lebensbedrohend werden.
Was im Alter häufig zunimmt sind Schmerzen im Bewegungsapparat. Doch nicht jedes Schmerzmittel ist für den Dauergebrauch geeignet und sogar Wärmeanwendungen sind nicht ohne Einschränkungen für den Personenkreis der über sechzigjährigen geeignet. Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac erhöhen beim Patienten mit dem Alter ansteigend die Wahrscheinlichkeit auf Blutungen im Magen-Darm-Bereich. Auch können bei Senioren bei länger andauernder Einnahme verstärkt Ödeme, ein hoher Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme auftreten. Wenn die Schmerzen länger als eine Woche persistieren, sollte daher ein Arztbesuch angeraten werden, der besser verträgliche aber verschreibungspflichtige Alternativen anbieten kann.
Doch auch vergleichsweise harmlos erscheinende Alternativen tragen einen Warnhinweis. Da die Haut im Alter weniger Lipidzellen enthält, wird sie dünner und empfindlicher. Wärme tut, gerade bei Verspannungen im Bereich der Wirbelsäule, gut und kann helfen die Analgetikagabe die zur Schmerzfreiheit benötigt wird, zu verringern oder sogar ganz zu vermeiden. Auf der Altershaut können Wärmepflaster allerdings schneller zu Verbrennungen führen als auf dickerer und jüngerer Haut. Daher sollten die Warnhinweise beachtet werden, wonach Gürtel oder Pflaster ab einem Lebensalter von 55 Jahren nicht direkt auf der Haut verwendet werden sollten. Hier sollte ein dünnes Hemd darunter getragen, und das Pflaster nicht über Nacht verwendet werden.
Besonders zu beachten sind diese Komplikationen, wenn der Patient zu den Antirheumatika noch andere Medikamente einnimmt. So steigt die Wahrscheinlichkeit von Magenblutungen an, wenn zusätzlich Kortisone oder Antikoagulantien benötigt werden. Grundsätzlich lässt auch die Leistung der Niere im Alter oder bei bestimmten Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, nach. Da viele Schmerzmittel über die Niere abgebaut werden, muss dieser nachlassenden Leistungsfähigkeit Rechnung getragen und die Dosis verringert werden. Auch auf Wirkstoffe, die in der Lage sind die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, reagieren Senioren oft empfindlicher als junge Menschen.
Daher sollten Medikamente die Diphenhydramin oder Dimenhydrinat enthalten nur noch mit Bedacht eingesetzt werden. Anticholinerge Nebenwirkungen wie zum Beispiel Harnverhalt, Obstipation, Tachykardie, eine trockene Mundschleimhaut, Schwindel oder Akkomodationsstörungen können die Folge sein. Gegen Schlaflosigkeit oder Reiseübelkeit können auch Alternativen gefunden werden. Hier gibt es zahlreiche nichtmedikamentöse Maßnahmen oder auch Medikamente die auf natürlicher Basis weiterhelfen können. Gegen Übelkeit ist mit Ingwer quasi ein Kraut gewachsen und bei Nervosität oder Schlaflosigkeit sollte erst einmal Baldrian, Melisse, Lavendel, Hopfen oder Passionsblume eine Chance eingeräumt werden.
Ein häufiges Problem im Alter ist die Verlangsamung der Darmtätigkeit durch zu wenig Bewegung, andere Grunderkrankungen, ein nachlassendes Durstempfinden oder auch als Nebenwirkung vieler Medikamente. Bei Problemen mit Obstipation sind nicht mehr alle Wirkstoffe geeignet, die jüngeren Patienten empfohlen werden können. Die PRISCUS Liste rät von Paraffin ab, das früher eingesetzt wurde um den Stuhl gleitfähiger zu machen. Auch pflanzliche Ballaststoffe wie Leinsamen haben ihre Tücken bei der Anwendung, da sie nicht bei Darmverschluss oder verschiedenen entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden dürfen. Als geeignet haben sich osmotisch wirkende Laxantien oder auch Kohlendioxid freisetzende Zäpfchen erwiesen.
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