Austauschbare Darreichungsformen

Lorazepam: Expidet = Tablette

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Berlin -

Bestimmte Darreichungsformen können untereinander ausgetauscht werden. Welche genau, legt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in der Anlage VII der Arzneimittelrichtlinie fest. Schließt der Arzt einen Austausch durch das Setzen des Aut-idem-Kreuzes nicht aus, werden die unterschiedlichsten Darreichungsformen gleichgestellt und müssen gegeneinander ausgetauscht werden, um den Rabattvertrag zu bedienen.

Ein Austauschkriterium nach Aut-idem ist die identische oder eine vom G-BA als austauschbar definierte Darreichungsform. Geregelt ist dies im Rahmenvertrag §4. „Hat der Vertragsarzt ein Arzneimittel nur unter seiner Wirkstoffbezeichnung verordnet oder die Ersetzung eines unter seinem Produktnamen verordneten Fertigarzneimittels durch ein wirkstoffgleiches Arzneimittel nicht ausgeschlossen (aut idem), hat die Apotheke unter folgenden Voraussetzungen ein der Verordnung entsprechendes Fertigarzneimittel auszuwählen und nach den Vorgaben der Absätze 2 bis 4 abzugeben und zu berechnen.“ Unter Punkt d heißt es weiter: „gleiche oder austauschbare Darreichungsform, dabei sind die Darreichungsformen mit identischer Bezeichnung in den Preis- und Produktinformationen nach §2 Absatz 6 gleich, Darreichungsformen nach den Hinweisen des Gemeinsamen Bundesausschusses nach §129 Absatz 1a Sozialgesetzbuch (SGB) V austauschbar“.

Somit können unterschiedlichste Galeniken gegeneinander ausgetauscht werden. Für das Benzodiazepin Lorazepam heißt das: Tablette und Expidettäfelchen sind identisch und gegeneinander austauschbar. Jedoch zeigen sich zwei Probleme: Zum einen sind Fehler in der Anwendung möglich, denn die Tabletten müssen mit Wasser geschluckt werden, die Täfelchen hingegen werden in den Mund gelegt und zergehen augenblicklich. Die einzelnen Darreichungsformen ziehen zum anderen einen unterschiedlichen Wirkeintritt nach sich.

Die Resorptionsraten bei oraler Gabe schwanken zwischen etwa 11 und 40 Minuten. Wobei die Täfelchen einen Wirkeintritt nach wenigen Minuten aufweisen und daher auch in Notfällen verabreicht werden können. Die Resorption findet hier bereits über die Mundschleimhaut statt, das Lorazepam aus den Tabletten wird jedoch über den Magen-Darm-Trakt resorbiert.

Was also tun, wenn laut Rabattvertrag ausgetauscht werden muss? Apotheker können die Sonder-PZN 02567024 und den Faktor 6 „Nichtabgabe eines rabattbegünstigten Arzneimittels aufgrund Pharmazeutischer Bedenken“ aufdrucken. Die unterschiedliche Freisetzung des Wirkstoffes und die unterschiedliche Anwendung können Einfluss auf die Therapie und deren Erfolg nehmen. Faktor 6 kann auch eingesetzt werden, wenn trotz ausführlicher Beratung ein Austausch nicht möglich ist und die Compliance des Patienten gefährdet ist. Sind chronisch Kranke in ihrer Dauermedikation gut eingestellt und könnte eine Substitution die Therapie gefährden, ist ein entsprechender individueller Vermerk mit Datum und Unterschrift auf dem Rezept vorzunehmen. Besondere Patientengruppen, denen der Austausch schwer vermittelbar ist, können ebenso vom Faktor 6 profitieren. Wichtig ist, das lediglich das verordnete oder eines der drei günstigsten Arzneimittel oder ein Reimport abgegeben werden dürfen – und nicht das Wunscharzneimittel.

Ein ähnliches Problem besteht auch für Diclofenac – denn SL- und Retardformulierungen werden gleichgestellt. Ein Beispiel: Diclo 75 mg SL von Ratiopharm enthält zwar 75 Diclofenac, jedoch nicht voll retardiert. In magensaftresistenter Form liegen 25 mg des Wirkstoffes vor, die verbleibenden 50 mg sind retardiert. Ein Teil des nichtsteroidalen Antirheumatikums (NSAR) flutet demnach schneller im Körper an. Das Präparat von 1A Pharma setzt 12,5 mg schnell frei und 62,5 mg verzögert. Kade und Microlabs haben Präparate ausschließlich mit verzögerter Freisetzung auf dem Markt.

So ist mit dem Produkt von Microlabs keine akute Schmerzstillung möglich, da der komplette Arzneistoff verzögert freigesetzt wird. Ratiopharm hingegen kann mit der schnellfreisetzenden Menge von 25 mg den Wirkeintritt beschleunigen.

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