Faktencheck: Heuschnupfen Cynthia Möthrath, 10.03.2020 14:27 Uhr
Sobald die Temperaturen wärmer werden und die ersten Pflanzen blühen, beginnt für Pollenallergiker die Allergiesaison: Tränende Augen, eine laufende Nase und Halskratzen gehören zum Alltag. Doch wie entsteht eigentlich ein Heuschnupfen und was hilft dagegen? Der Faktencheck gibt einen Überblick.
Der Heuschnupfen gehört zu den allergischen Erkrankungen: Als Allergie wird allgemein eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Substanzen definiert. Dies können beispielsweise verschiedene Pollen sein, aber auch Milben, Arzneimittel und Nahrungsmittel kommen infrage. Normalerweise dienen Immunreaktionen zur Abwehr pathogener Fremdstoffe oder Erreger. Beim Heuschnupfen antwortet der Körper mit einer überschießenden Reaktion auf Pollen.
Erste Sonnenstrahlen, erste Symptome
Mit dem Aufblühen einiger Pflanzenarten kommt es meist zu den ersten Beschwerden. Ist der Winter nicht besonders kalt, kann die Saison bereits im Februar oder März beginnen. Vor allem Allergiker, die gegen die Pollen von Frühblühern wie Hasel und Erle reagieren sind dann bereits betroffen. Im April und Mai blühen Birke, Eiche, Eibe, Esche, Flieder und Rotbuche, hier ist die Belastung besonders hoch. Der Blütenstaub wird mit dem Wind verbreitet: Gelangt er in den Körper und hat Kontakt mit den Schleimhäuten der Nase und der Atemwege, werden Proteine freigesetzt, die eine Abwehrreaktion des Körpers bewirken. Die Symptome sind für die Betroffenen äußerst lästig: Eine laufende Nase, Halskratzen und tränende Augen zählen zu den Klassikern.
Heuschnupfen: Eine Allergie vom Soforttyp
Grundsätzlich wird bei Allergien zwischen vier verschiedenen Typen unterschieden. Der Heuschnupfen zählt zu den Typ-1-Allergien, die häufig auch als Allergien vom „Soforttyp“ bezeichnet werden. Eine wichtige Rolle bei einer Reaktion des Soforttyps sind IgE-Antikörper, die nach der Sensibilisierung gebildet werden. Beim Soforttyp reagiert der Körper auf die Zufuhr bestimmter Allergene in Sekunden bis Minuten mit allergischen Erscheinungen. Bei gesunden Menschen kommen IgE-Antikörper nur in einer geringen Menge im Körper vor. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei Allergikern ein Überschuss an IgE-Antikörpern vorliegt.
Behandlungsmöglichkeiten: Antihistaminika und Desensibilisierung
Die meisten Allergien lassen sich nicht kausal behandeln. Bei Heuschnupfen zum Beispiel eine spezifische Immuntherapie (SIT) oder eine sublinguale Therapie (SLIT) zum Einsatz kommen. Diese Therapien zielen darauf ab, das Abwehrsystem an die Allergene zu gewöhnen und so dessen überschießende Reaktion zu reduzieren. Prophylaktisch können auch lokale Mastzellstabilisatoren wie Cromoglicinsäure angewendet werden, allerdings sollte die Substanz schon vor der Allergenexposition appliziert werden, um das Auftreten allergischer Symptome rechtzeitig zu verhindern. Sind die Beschwerden schon in vollem Gange, können sie kaum etwas bewirken.
In der Selbstmedikation stehen außerdem verschiedene Antihistaminika wie Loratadin, Cetirizin, Azelastin oder Levocabastin und Glucocorticoide wie Mometason und Fluticason zur Verfügung. Pollenallergiker profitieren außerdem von einer regelmäßigen Nasenspülung mit physiologischen Salzlösungen: Denn dadurch wird der Pollengehalt auf den Nasenschleimhäuten verringert. Bei einem Heuschnupfen ist es sinnvoll, die Nase abends auszuspülen, da sich über Tag meist besonders viele Pollen in den Nasenhaaren und im Sekret verfangen haben.
Allergische Erkrankungen auf dem Vormarsch
Allergische Erkrankungen – zu denen neben Heuschnupfen auch allergisches Asthma und das atopische Ekzem zählen – haben in den westlichen Industrieländern in den letzten Jahren zugenommen. Nach den neuesten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) wurde bei rund 30 Prozent der 18- bis 79-Jährigen im Lauf ihres Lebens eine Allergie festgestellt. In Mitteleuropa leiden 10 bis 20 Prozent der Gesamtbevölkerung an Allergien, deren Entstehung vor allem genetisch dispositioniert ist. Die Ursachen für die Entwicklung und Zunahme sind weitgehend ungeklärt.