Beratungs-Check: Cystitis und Harnwegsinfekte Cynthia Möthrath, 03.01.2020 13:10 Uhr
Wer schon mal eine Blasenentzündung hatte, weiß wie unangenehm und schmerzhaft sie sein kann: Vor allem bei Frauen sind Brennen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang mit nur geringen Urinmengen ein häufiges Problem. In vielen Fällen kommt es zu rezidivierenden Infekten, die sehr belastend sein können. Häufig wird eine Cystitis in der Selbstmedikation behandelt, doch es gibt Grenzen.
Meist stellen Bakterien die Ursache für eine Cystitis dar: Für unkomplizierte Infekte ist meist Escherichia coli verantwortlich. Enterokokken, Staphylokokken und Pseudomonas lösen meist kompliziertere Harnwegsentzündungen aus. Zudem erhöhen einige Faktoren das Risiko, eine Cystitis zu entwickeln: Dazu zählen beispielsweise Diabetes, eine übertriebene Intimhygiene, bestimmte Arzneimittel, Östrogenmangel in den Wechseljahren oder Katheterisierung. Ein weiterer Risikofaktor ist häufiger Geschlechtsverkehr – oft ist die Rede von der sogenannten „Honeymoon Cystitis“. Vor allem bei der Verwendung von Diaphragmen oder Spermiziden kann sie verstärkt auftreten. Vorbeugend kann es helfen, nach dem Geschlechtsverkehr zur Toilette zu gehen, um Bakterien aus der Harnröhre zu spülen.
Jede zweite Frau erkrankt im Laufe des Lebens mindestens einmal an einer Blasenentzündung, bei jeder vierten Betroffenen ist der Infekt sogar rezidiv. Meist ist eine Cystitis leicht zu erkennen – die Beschwerden sind sehr typisch: Es kommt zu Brennen beim Wasserlassen und ständigem Harndrang – meist werden unter Schmerzen jedoch nur geringste Mengen Urin ausgeschieden. Oft werden die Beschwerden von krampfartigen Schmerzen im Bauch- oder Rückenbereich begleitet. Der Urin ist oft trüb, manchmal weist er auch einen unangenehmen Geruch auf. Im schlimmsten Fall ist der Urin blutig, bei schweren Infekten kommt häufig auch Fieber hinzu. Ist dies der Fall, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen. Eine Selbstmedikation ist in einem solch fortgeschrittenen Stadium nicht ratsam. Ebenso sollten Schwangere immer einen Arzt konsultieren. Bei schwerwiegenden Entzündungen ist meist die Verordnung eines Antibiotikums notwendig, um die Erreger in den Griff zu bekommen.
Handelt es sich jedoch nur um unkomplizierte Infektionen, welche mit häufigem Wasserlassen und nur geringen Harnmengen einhergehen, kann in der Regel im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden. Wichtig ist, dass keine funktionellen oder anatomischen Anomalien im Harntrakt vorhanden sind und keine Nierenfunktionsstörungen vorliegen. Für die Selbstmedikation stehen dann verschiedene Präparate zur Verfügung. Bei allen unkomplizierten Harnwegsinfekten steht neben der Schmerzlinderung, zum Beispiel mit Ibuprofen, vor allem die Durchspülungstherapie im Vordergrund. Diese wird mit Nieren- und Blasentees durchgeführt, um die Harnmenge zu erhöhen.
Außerdem wurden pflanzliche Arzneimittel und Mannose in die S3-Leitlinie aufgenommen. Im Phytobereich stehen verschiedene Arzneipflanzen als Mono- und Kombipräparate zur Verfügung. Dazu zählen Bärentraubenblätter, welche die Substanz Arbutin enthalten: Diese besitzt antibakterielle und desinfizierende Eigenschaften, bei längerer Anwendung kann es jedoch zu gastrointestinalen Beschwerden wie Magenreizungen oder Obstipation kommen. Arbutin wird im Körper zu Hydrochinon umgewandelt, welches als leberschädigend und krebserregend gilt. Daher sollte es nur kurzzeitig und nicht häufiger angewendet werden. Die Leitlinie beschränkt den Einsatz von Bärentraubenblättern auf maximal einen Monat pro Jahr. Die Gebrauchsinformationen enthalten einen Hinweis auf die Anwendungsbeschränkung. Die Produkte sollten nicht länger als eine Woche und nicht häufiger als fünfmal im Jahr angewendet werden.
Neben Bärentraubenblättern wird auch Goldrutenkraut zur Behandlung unkomplizierter Blasenentzündungen eingesetzt: Das Kraut besitzt diuretische, spasmolytische und antiphlogistische Eigenschaften und ist in Tees sowie verschiedenen Präparaten enthalten. Weitere Bestandteile können auch Tausendgüldenkraut, Liebstöckel oder Rosmarin sein. Die S3-Leitlinie empfiehlt außerdem den Einsatz der Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel: Den enthaltenen Senfölen werden antibakterielle und antivirale Eigenschaften zugesprochen.
2017 wurde auch der Zucker D-Mannose in die Empfehlung aufgenommen: Die Wirksamkeit wurde im Vergleich zu Nitrofurantoin bestätigt. Mannose konnte eine dem Antibiotikum gleichwertige Wirkung erzielen – mit signifikant weniger Nebenwirkungen. D-Mannose wird unverändert aus dem Körper wieder ausgeschieden und nicht resorbiert. Der Zucker soll die Bakterien ummanteln und somit verhindern, dass sich diese in den Schleimhäuten anheften können. Mit dem Urin werden dann D-Mannose und eingeschlossene Bakterien ausgespült. Mannose kann daher auch bei häufig rezidivierender Cystitis empfohlen werden. Für Cranberry-Präparate wurde bisher keine Empfehlung ausgesprochen, da die Studienergebnisse widersprüchlich sind. Dennoch werden Cranberry-Präparate häufig als Kapseln, Pulver oder Saft bei unkomplizierten Blasenentzündungen eingesetzt.