Bayer will klimaneutral werden

Nachhaltigkeitsziele: Ambitioniert aber dringend notwendig

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Berlin -

Für die nächsten zehn Jahre hat sich Bayer ein großes Ziel gesteckt: Bis 2030 möchte der Konzern klimaneutral werden. Im Zuge dessen wurde ein umfassendes Paket mit Maßnahmen und neuen Nachhaltigkeitszielen bekanntgegeben – es werden verschiedene Bereiche des Unternehmens miteinbezogen und abgedeckt. Die Ziele seien zwar „sportlich“, der Bedarf jedoch schon lange bekannt, meint Dirk Frenzel, Pressesprecher für den Bereich Nachhaltigkeit im Unternehmen.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei Bayer schon länger eine Rolle: Seit 2007 läuft ein Klimaprogramm, welches unter anderem auf die Reduzierung der Treibhausgase abzielt, seit 2009 existiert ein konzernweites Nachhaltigkeitsprogramm. „Nun wurde für alle Bereiche gebündelt ein Update durchgeführt“, erklärt Frenzel. Die neuen Maßnahmen decken sich mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sowie mit dem Pariser Klimaabkommen – bis zum Jahr 2030 sollen sie erreicht werden.

„Es handelt sich um ein großes, weites Thema“, erklärt Frenzel. Viele der Schwerpunkte würden sich daher überschneiden und man versuche die Synergie gezielt zu nutzen. „Wir wollen überall einen entscheidenden Schritt vorwärts gehen.“ Daher gebe es in mehreren Bereichen Ziele, die durchaus sehr ambitioniert seien. „Der Bedarf in diesen Bereichen zu handeln, ist jedoch schon länger bekannt.“ Im Grunde existieren zwei große Säulen: Zum einen das Thema Umwelt und Klima, welches vor allem den Agrarbereich des Unternehmens umfasst, mittlerweile aber auch den Gesundheitsbereich beeinflusst.

Zum anderen das Ziel, weiten Bevölkerungsteilen den Zugang zu Arzneimitteln zu verschaffen. „Dabei geht es vor allem um Schwellen- und Entwicklungsländer“, erklärt Frenzel. Aber auch in Industrieländern gebe es in der Selbstmedikation häufig noch eine Unterversorgung, beispielsweise im Bereich der Mikronährstoffversorgung von Schwangeren und Kindern. Die Nachhaltigkeit im Consumer Health-Bereich sei daher relativ neu für das Unternehmen.

Bisher handele es sich bei der Verkündung der Maßnahmen und Ziele um eine reine Ankündigung – „das genaue Programm ist im Detail noch nicht bekannt“, erklärt Frenzel. Die Ziele würden in den kommenden Jahren noch genauer geplant. „Ein Stück weit muss das Programm noch genau entwickelt werden.“ Es seien Gespräche geplant, um weitere Meilensteine und Unterziele festzulegen. Insgesamt will der Konzern seine Nachhaltigkeitsziele mit dem gleichen Nachdruck verfolgen und darüber berichten wie seine Finanzziele. In Zukunft soll zudem ein unabhängiger Nachhaltigkeitsrat mit externen Experten gegründet werden, der beratend zur Seite steht und die Weiterentwicklung kritisch begleitet.

Ein wesentlicher Aspekt soll die Unterstützung von Kleinbauern mit geringen und mittleren Einkommen sein: Durch das gesteckte Ziel von 100 Millionen soll rund jeder 5. Kleinbauer erreicht werden, erklärt Frenzel. „Grundsätzlich soll diese Hilfe weltweit stattfinden“ – vor allem Asien, Indien und afrikanische Länder würden jedoch eine große Rolle spielen. Bayer will den Kleinbauern Zugang zu Innovationen und Wissen vermitteln und Partnerschaften schließen. „Oftmals können beispielsweise Maßnahmen zum Pflanzenschutz aufgrund von Analphabetismus nicht umgesetzt werden“, erklärt Frenzel.

Bayer will dazu beitragen, die Treibhausgas-Emissionen in großen Agrarmärkten – pro Kilogramm Ernteertrag – sowie die Umweltauswirkungen von Pflanzenschutz um jeweils 30 Prozent bis 2030 zu reduzieren. Durch die Unterstützung soll die lokale Versorgung mit Nahrungsmitteln und die Bekämpfung von Armut in ländlichen Regionen verbessert werden. Weltweit gibt es rund 550 Millionen kleinbäuerliche Betriebe, die in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen etwa 80 Prozent der Nahrungsmittel erzeugen. „Die Kleinbauern sind kurioserweise jedoch häufig am stärksten von Hunger betroffen“, erklärt Frenzel. Daher handle es sich hierbei um ein besonders dringendes Ziel.

Des Weiteren soll die Versorgung von 100 Millionen Frauen in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen mit modernen Verhütungsmitteln zu erschwinglichen Preisen sichergestellt werden – derzeit kann dieser Bedarf für mehr als 200 Millionen Frauen in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen nicht gedeckt werden. „Bisher wird schon etwa 40 Millionen Frauen ein solcher Zugang ermöglicht“, erklärt Frenzel. Die Ausdehnung auf 100 Millionen sei „ein sportliches Ziel“. Grundsätzlich arbeitet das Unternehmen daran, seine Preismodelle an die Kaufkraft lokaler Märkte anzupassen und Patientenprogramme auszubauen. „Die Idee dahinter ist, weg vom Spendenmarkt zu kommen. Stattdessen soll der Markt sich selbst tragen können“, erläutert Frenzel. „Denn ein spendenabhängiger Markt ist nicht nachhaltig.“

Um die Klimaneutralität zu erreichen, strebt das Unternehmen außerdem an, bis 2030 zu 100 Prozent auf Strom aus erneuerbaren Energien umzusteigen. Die verbleibenden Emissionen sollen zudem so kompensiert werden, dass CO2 im Boden gespeichert wird. Die verringerten Emissionen sollen nicht nur im Unternehmen selbst, sondern auch bei Lieferanten, Kunden, sowie in der Logistik und Verpackung umgesetzt werden.

Im Zuge dessen hat sich Bayer der „Science Based Targets Initiative“ angeschlossen. Ursprünglich wurde die Initiative vom Carbon Disclosure Project (CDP), dem UN Global Compact, dem World Resources Institute (WIR) und dem World Wide Fund For Nature (WWF) gegründet. Mehr als 700 Unternehmen haben sich Ziele zur Reduktion ihrer Emissionen gesetzt, die die globale Erderwärmung unter zwei Grad Celsius halten sollen.

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