PTA gehören nicht zu den Großverdienern – das ist klar. Doch bei vielen reicht das Monatsgehalt lediglich, um gerade so durchzukommen. An die Rente möchten sie gar nicht erst denken. APOTHEKE ADHOC sprach mit drei PTA über Altersarmut, Zukunftssorgen, Sparmöglichkeiten, Urlaubsträume und neue Schuhe.
Stefan Zierner* wollte eigentlich Pilot werden. Doch die Ausbildung war zu teuer, per Zufall gelangte er zur PTA-Ausbildung – die Nachbarn hatten eine Apotheke und empfahlen ihm nach einem Praktikum, sich zum PTA ausbilden zu lassen. „Mein Vater ist Mechaniker, da wollte ich nicht mit öligen und dreckigen Fingern nach Hause gehen“, erinnert er sich an einen der Beweggründe für den Job. „Hätte ich damals auf das Geld geschaut, hätte ich etwas anderes gemacht“, sagt er heute. Auch den Rat der Eltern, zu studieren, schlug er aus. „Ich war jung, ich wollte gleich Geld verdienen.“
Der Beruf bereitet ihm Freude, Zierner geht gern zur Arbeit. Seit 14 Jahren ist er in Apotheken tätig. Doch die finanzielle Situation wird zunehmend schwieriger, vor allem seit er ein zweijähriges Kind hat. Er ist der Alleinverdiener der kleinen Familie, seine Frau passt auf das Kind auf. „Das ist alles super schwierig, Extras gibt es nicht, Urlaub schon seit zwei Jahren nicht mehr.“ Das belaste die ganze Familie. Während des Monats kurzfristig neue Schuhe für das Kind kaufen, sei nicht möglich.
Sein Gehalt ist mit rund 3100 Euro brutto für einen PTA nicht schlecht, er verdient übertariflich. „Ich denke nicht, dass es viel mehr wird. Für PTA ist irgendwann Schluss mit Lohnsteigerungen.“ An die Rente mag er gar nicht denken. Aktuell würden ihm 1200 Euro prognostiziert. „Ich weiß aber gar nicht, ob ich überhaupt Rente bekomme.“ Vermögen hat er nicht angespart, dazu reicht der Lohn „vorne und hinten“ nicht.
Die Vorstellung an das Älterwerden führe bereits jetzt zu großen Sorgen. „Ich zahle heute 1000 Euro Miete, wie wird sich das verändern? Was wird ein Kilo Tomaten künftig kosten?“ Zierner will nicht jammern, noch sei er mit 37 Jahren fit, werde arbeiten so lange wie möglich. „Ich mache parallel eine Heilpraktikerausbildung, um mir noch etwas dazuzuverdienen.“ Nur mit der Apotheke könne er die Zukunft nicht stemmen.
Kürzlich wechselte er in einen anderen Betrieb, um sein Auto nicht mehr benutzen zu müssen. „Mit dem Fahrrad brauche ich weniger Geld. Mein neuer Arbeitgeber ist für mich eine Sparmaßnahme“, sagt er. Im Kollegenkreis seien die Themen Gehalt, Rente und Altersarmut präsent. „Man redet schon darüber. Viele PTA sind aber weiblich und haben Männer in anderen Berufen an ihrer Seite, so dass sie finanzielle Sorgen nicht so betreffen. Als männlicher PTA ist das anders.“
Auch wenn er ab und an Panik in sich aufsteigen fühle, ändern könne er wenig. Zierner versucht positiv zu bleiben, manchmal ärgert ihn aber seine Lage: „Als PTA hat man eine große Verantwortung, zahlt viel Geld für die Ausbildung und kann sich am Ende nichts leisten.“ Er könne sich nicht erinnern, wann er seiner Frau zuletzt etwas „einfach so“ geschenkt habe. „Mich belastet das sehr, auch wenn ich nach außen cool tue.“ Im Freundeskreis könne er sich nur schwer austauschen. Seine Freunde seien selbstständig oder für große Firmen tätig, hätten Firmenwagen und könnten sich Urlaube leisten.
Auch die PTA Iris Stelte* versucht optimistisch in die Zukunft zu blicken. Mit einem Alter von 56 Jahren ist die Rente bei ihr präsenter. „Als ich vor zehn Jahren das erste Mal bewusst auf meinen Rentenbescheid geschaut habe, dachte ich: ‚Upps, was ist das denn?‘“ Mit eingerechneten Steigerungen werden ihr rund 1500 Euro in Aussicht gestellt. „Ich persönlich denke, ich kriege das hin, wenn ich gesund bleibe. Meine Kinder sind aus dem Haus und ich lebe mit meinem Partner in einer Gemeinschaft.“
Wenn jemand 45 Jahre gearbeitet habe, sollte er sich aber nicht schon frühzeitig Sorgen um das Alter machen müssen, sagt Stelte, die netto ungefähr 1800 Euro monatlich erhält. „Manchmal stößt mir das sauer auf. Meine Tochter verdient im ersten Berufsjahr ungefähr das gleiche wie ich heute.“ Das PTA-Gehalt sei ein „Hungerlohn“. Stelte wohnt ländlich, in einer Immobilie der Eltern. 800 Euro mehr an Rente wären nicht schlecht, sagt sie. Dann müsste man sich über unvorhergesehene Ereignisse wie einen plötzlichen Krankheitsfall keine Gedanken machen.
Noch sieben Jahre Arbeit hat die PTA Elisabeth Mellrich* vor sich. Sie hofft auf rund 1200 Euro. Abzüglich Miete blieben ihr dann noch 700 Euro. Zudem habe sie eine Lebensversicherung. „Damit komme ich hin“, sagt sie. „Ich bin ledig und blicke zuversichtlich in die Zukunft.“ Auch später erwartet sie, ihre Hobbys wie Theater, Bücher oder Sport weiter ausüben zu können. Auch ab und an ein Urlaub sei finanzierbar. „Natürlich kann ich nicht ständig Essen gehen oder Städtetrips planen.“
Finanzielle Sorgen oder Zukunftsängste plagen sie nicht. „In so ein Gehalt wie wir es bekommen, wächst man über die Jahre rein.“ Auf Luxusgüter lege sie ohnehin keinen Wert. „Wenn man allerdings noch Familie hat, stelle ich mir die Situation auch im Alter sehr schwierig vor.“
* Namen von der Redaktion geändert
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