Worms

PTA wird Buchhändlerin

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Berlin -

Statt in der Apotheke berät sie nun in ihrem eigenen Buchgeschäft: Claudia Gallelli hat als PTA in der Dom-Apotheke in Worms gearbeitet, daneben ist sie Heilpraktikerin für Psychotherapie. Als die Dom-Apotheke schließen musste, übernahm Gallelli eine Fachbuchhandlung. Der Offizin bleibt sie aber trotzdem treu.

Seit dem 1. Oktober ist Gallelli neue Inhaberin der Wormser Buchhandlung „Aquarius“. Sie ist in dem Fachgeschäft für heilkundliche und esoterische Bücher bereits jahrelang als Kundin ein- und ausgegangen. „Anfang des Jahres hat mich die ehemalige Besitzerin gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das 'Aquarius' zu übernehmen.“ Als feststand, dass die Dom-Apotheke schließen wird, war für Gallelli klar: Sie würde die Buchhandlung weiterführen.

„Das hat gut gepasst, ich wollte mir neben meiner Arbeit in der Apotheke und als Heilpraktikerin ein weiteres Standbein suchen, an dem ich Freude habe“, erklärt Gallelli. Den Kauf konnte sie mit Eigenkapital bestreiten. „Es war keine immens hohe Summe“, sagt sie. Ihre Vorbesitzerin, Doris Zehender, hat sich in den Ruhestand verabschiedet, stehe ihr aber für Rückfragen stets zur Verfügung. „Sie hilft mir beispielsweise auch bei der Buchführung, denn damit hatte ich bisher nicht so viel zu tun“, sagt sie.

Ihre pharmazeutische Ausbildung hilft in der neuen Branche: „Das 'Aquarius' ist kein großer Buchladen, sondern eine Fachhandlung, besonders für den gesundheitlichen Bereich“, erklärt Gallelli. Trends wie Superfoods, vegane Ernährung und Homöopathie stünden im Vordergrund. „Auch in der Apotheke haben diese Themen Einzug gehalten“, sagt sie. Zudem befasse sich das Buchgeschäft mit esoterischen und religiösen Veröffentlichungen, womit sie sich aufgrund ihrer Tätigkeit als Heilpraktikerin ebenfalls schon auseinandergesetzt habe.

Genau wie in der Apotheke berät Gallelli Kunden – nur eben nicht zu Medikamenten, sondern zu Büchern über Schüßlersalze und Heilpflanzen. Anders als in großen Buchläden, die vorrangig auf Verkauf aus seien, spiele das Kundengespräch bei ihr eine tragende Rolle; so wie früher in der Apotheke. Dort habe sie es zuletzt jedoch vermisst; seit sie in den 1980er Jahren ihre Ausbildung abgeschlossen hat, habe sich ihr Beruf sehr gewandelt. „Mir wurde die Freude an dem PTA-Beruf durch Rabattverträge und die damit verbundene Härte gegenüber den Kunden genommen. Damit tue ich mich schwer“, gesteht Gallelli.

Vollständig hat sie der Apotheke aber nicht den Rücken gekehrt: „Ich arbeite weiterhin insgesamt acht Stunden pro Woche in der Mohren- und in der Elisabeth-Apotheke Worms.“ Sie wolle den Beruf weiter ausüben. Genauso biete sie vor und nach Ladenöffnung weiterhin Heilpraktiker-Termine an. Dafür habe sie einen Raum in der Buchhandlung eingerichtet. „Im Buchladen fallen also alle meine Interessen zusammen“, sagt Gallelli.

Über Neuerscheinungen werde sie von den Verlagen mit Rundschreiben informiert. Um sich auf ihren neuen Beruf einzustimmen, hat sie zudem die Buchmesse in Frankfurt besucht. Dort habe sie Kontakt zu Autoren aufgenommen, die thematisch zu ihrem Laden passen. „Am Mittwoch wird eine Autorenlesung von 'Sich selbst ein Zuhause sein' stattfinden“, sagt Gallelli. Bücher der Autorin könne sie auf Kommission bestellen – auch das laufe fast so wie in der Apotheke ab, wenn ein Pharmavertreter vorbeikomme.

Neben Lesungen finden im „Aquarius“ auch Vorträge statt. Im November können sich Interessierte etwa über den Säure-Basen-Haushalt des Körpers informieren. Die vortragende Heilpraktikerin ist eine ehemalige Kollegin aus der Dom-Apotheke. „Wir versuchen, uns miteinander zu vernetzen“, sagt Gallelli.

Zudem hat sich Gallelli für „Ladenhüter“ etwas Besonderes überlegt: das Blind Date mit einem Buch. „Ich habe die weniger gut gehenden Bücher einpackt und die Verpackung mit allgemeinen Titeln wie 'Liebesroman' versehen“, erzählt sie. Für zwei Euro könnten sich die Kunden derzeit mit Blindkäufen selbst überraschen.

Mit ihren insgesamt drei Jobs ist Gallelli gut beschäftigt. Abgesehen von der früheren Besitzerin helfe nur ihre Tochter hin und wieder im Laden aus. Doch Gallelli gefällt es so, das Arbeiten mache ihr Spaß: „Stillstand ist das Schlimmste“, findet sie.

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