Mikronährstoff-Stiefkinder

Wofür ist eigentlich Mangan? Cynthia Möthrath, 20.10.2020 08:47 Uhr

Mangan spielt als Mikronährstoff eine eher untergeordnete Rolle, dabei ist er unerlässlich für viele Körperfunktionen. Foto: Ekaterina_Minaeva/shutterstock.com
Berlin - 

Es gibt einige Mikronährstoffe, die man während der PTA-Laufbahn zwar schon mal gehört hat – eigentlich weiß man aber nicht so recht wofür sie eigentlich da sind. Eins dieser „Mikronährstoff-Stiefkinder“ ist Mangan: Es wird nicht nur in der Stahlindustrie verwendet, sondern ist auch ein lebensnotwendiges Spurenelement. Eine Übersicht mit den wichtigsten Mangan-Infos als Download gibt es hier

Was ist Mangan?

Chemisch gesehen handelt es sich bei Mangan um ein sogenanntes „Übergangsmetall“ mit eisenähnlichen Eigenschaften. Es ist daher vor allem aus der Stahlindustrie als Legierung bekannt und wird aus Braunstein gewonnen. Auch in verschiedenen Batterien und als Aktivator von Leuchtstoffen in LED kann es enthalten sein.

In der Natur zeigt sich die wichtige Bedeutung von Mangan: Es ist Bestandteil verschiedener Enzyme und beispielsweise unerlässlich für die Fotosynthese. Der sogenannte Mangan-Calcium-Cluster ist essentiell für die Oxidation von Wasser zu Sauerstoff – auch im menschlichen Organismus erfüllt der Mikronährstoff verschiedenste Aufgaben.

Wofür braucht der Körper Mangan?

Mangan ist für zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper unerlässlich. Es ist in jeder Zelle enthalten: Vorwiegend findet es sich im Zellkern und den Mitochondrien. Auch im Gehirn lässt sich das Übergangsmetall nachweisen. Als Bestandteil verschiedener Enzyme ist es am Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Proteinen und Lipiden beteiligt. Auch für den Aufbau von Bindegewebe, Knorpel und Knochen spielen manganabhängige Enzyme eine wichtige Rolle.

Woraus und wie viel?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nennt als Schätzwert für eine angemessene Zufuhr 2-5 mg Mangan pro Tag. In Deutschland wird allein über die Nahrung eine durchschnittliche Menge von 2,5 mg täglich aufgenommen. Besonders manganhaltig sind pflanzliche Nahrungsmittel wie grünes Blattgemüse, Vollkornbrot, Haferflocken, Sojabohnen, Nüsse und Leinsamen, aber auch Heidel- und Aroniabeeren.

Auch Getränke wie Kaffee oder schwarzer Tee enthalten viel Mangan. Letzterer ist jedoch für die Zufuhr nicht gut geeignet, da die enthaltenen Gerbstoffe die Bioverfügbarkeit des Mangans herabsetzen – auch Calcium und Eisen können die Aufnahme beeinträchtigen. Häufig werden Buchweizen, sowie Chlorella- oder Spirulina-Produkte als besonders manganhaltig angeboten. Die Verbraucherzentrale warnt jedoch vor solchen Produkten: Das Mangan stammt dabei ursprünglich aus dem Nährstoffsubstrat, welches zum Keimen verwendet wurde und nicht aus den Produkten selbst – der eigentliche Mangan-Gehalt ist hier sehr niedrig.

Welche Folgen hat ein Mangan-Mangel?

Aufgenommenes Mangan wird über den Dünndarm aufgenommen und anschließend in Leber, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Knochen gespeichert. Da durchschnittlich mehr Mangan aufgenommen wird als nötig, ist ein Mangel beim Menschen praktisch nicht bekannt. Bei massivem Alkoholkonsum oder Schwermetall-Belastungen kann jedoch ein erhöhter Bedarf entstehen. Oft zeigt sich bei neurologischen und psychischen Krankheitsbildern ein niedriger Mangan-Spiegel. Unklar ist jedoch ob der Mangel als Ursache oder Auswirkung betrachtet werden kann. Bei manganunterversorgten Tieren zeigten sich Symptome wie Skelettveränderungen, Fruchtbarkeitsstörungen und neurologische Beeinträchtigungen.

Zu viel Mangan – geht das?

Untersuchungen zufolge treten selbst bei einer täglichen Zufuhr von 4 mg Mangan über einen längeren Zeitraum keine unerwünschten oder schädlichen Effekte auf. Dennoch hat das Bundesinstitut für Risikobewertung eine generelle Höchstmengenbeschränkung für Mangan in Nahrungsergänzungsmitteln von 0,5 mg pro Tag festgelegt. Vor allem ältere Menschen sollten diese Menge nicht überschreiten.

In der EU sind folgende Verbindungen erlaubt:

  • Manganascorbat
  • Mangan-L-aspartat
  • ManganBisglycinat
  • Mangancarbonat
  • Manganchlorid
  • Mangancitrat
  • Mangangluconat
  • Manganglycerophosphat
  • Manganpidolat
  • Mangansulfat

Mangan in der Werbung

Werbeaussagen für manganhaltige Präparate, die den Mikronährstoff als Hilfe bei Stimmungsschwankungen, für eine verbesserte Gedächtnisleistung, eine Verbesserung des Blutzuckerspiegels oder für eine verbesserte Fruchtbarkeit anpreisen, sind gesetzlich verboten. Denn ein solcher Einfluss ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Gleiches gilt daher für Aussagen wie „zur Reduzierung von Müdigkeit und Erschöpfung“ oder „zur Aufrechterhaltung normaler kognitiver Funktionen“. Da beim Menschen praktisch kein Mangel entsteht, werden solche Werbeaussagen meist aus Mangan-Mangel-Beschreibungen bei Tieren abgeleitet oder rein theoretisch geschlussfolgert.

Sofern ein Präparat mindestens 0,3 mg pro Tagesdosis enthält, sind folgende Werbeaussagen gestattet, da sie sich um eine Aufrechterhaltung der Normalfunktion und nicht auf eine Verbesserung der Funktionen beziehen:

  • trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
  • trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei
  • trägt zu einer normalen Bindegewebsbildung bei
  • trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen

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