Ärger um Stärkeinfozettel: Mit 17 hat man noch Träume, aber oftmals keine Ahnung, wohin die berufliche Reise geht. Das Projekt „Komm auf Tour“ soll Jugendlichen ihre Stärken aufzeigen und ihnen einen Anstoß für die berufliche Zukunft geben. Ein Projekt, das man als Apotheker nur unterstützen kann, doch leider sind die Apothekenberufe unter den Tisch gefallen und finden keinen Platz auf den „Stärkeinfozetteln“. „Findet den Fehler“, postet Apothekerin Daniela Hänel aus Zwickau.
„Komm auf Tour“ ist eine Projektentwicklung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Agentur für Arbeit. Seit nunmehr zwölf Jahren finden bundesweit Veranstaltungen statt. So auch in Sachsen. Zwei Wochen macht „Komm auf Tour“ in Zwickau Station und will Schüler und Schülerinnen der siebten und achten Klassen in ihrer Berufswahl unterstützen. Unter den Teilnehmern war auch das Kind von Apothekerin Daniela Hänel, die selbst zwei Apotheken führt und für die Fachkräftemangel kein Fremdwort ist. Umso erstaunter war die Apothekerin über die aufgeführte Berufsauswahl. Denn auf dem Infozettel „Meine Dienste: Menschen gern helfen und unterstützen pflegen, betreuen, helfen; essen, trinken“ waren keine Apothekenberufe zu finden. Nachwuchsförderung geht anders.
„Wer sich aktuell im Berufsinformationszentrum zur Berufswahl informiert und die Tests durchführt, wird vergeblich die pharmazeutischen Berufe suchen. Wir existieren nicht mehr“, so Hänel. „Ich bin empört, dass die Apotheken außen vor sind. Wir werden gar nicht gebraucht“, sagt die Apothekerin. „Unsere Branche fehlt komplett.“
Dabei wäre die Apotheke Antwort auf die Fragen des Zettels: Du hilfst gerne anderen Menschen? Im Team arbeitest du lieber als allein? Unter Menschen fühlst du dich pudelwohl? Deine Familie und Freunde können sich auf dich verlassen? Gelistet sind stattdessen Altenpfleger, Bankkaufmann, Optiker, Hebamme, Automobilkaufmann oder Buchhändler als Ausbildungsberufe. Studieren könnten die Schüler der entsprechenden Stärke beispielsweise Humanmedizin, Kunst, Soziale Arbeit oder Theologie.
Die Stärkeinformationszettel werden bundesweit ausgegeben, regionale Unterschiede gibt es nicht. Zudem würden die Handouts in Masse von mehr als 30.000 Stück vorproduziert und eingelagert. Insgesamt gibt es sieben verschiedene Infozettel in drei Varianten – Förderschule, Regelschule und Gymnasium. Die in Zwickau verteilten Zettel seien im vergangenen Jahr gedruckt worden, erst wenn diese verbraucht oder überarbeitet werden, würden neue in Druck gehen, so eine Sprecherin. Vollständigkeit werde nicht garantiert, vielmehr seien die Infozettel eine Orientierung und man könne nicht alle Berufe auflisten. Erarbeitet würden die Zettel in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. Hauptaugenmerk liege bei den Ausbildungsberufen auf den klassischen dualen Ausbildungen – dazu zählt der PTA-Beruf nicht, denn hierbei handelt es sich um eine Fachausbildung, die in zwei Jahre Schule und ein halbes Jahr Praktikum in der Apotheke unterteilt ist. PKA hingegen, die eine duale Ausbildung durchlaufen, wurden auf dem Infozettel für Gymnasien nicht berücksicht, aber auf denen für die Regelschulen unter den Stärken „Meine Zahlen“ und „Meine Ordnung“.
PKA und Apotheker sind durch das Raster gefallen, sollen aber zukünftig einen Platz unter den potenziellen Berufsfeldern finden. „Wir nehmen die Anregung ernst und auf“, versichert die Sprecherin. Der grüne Zettel „Mein tierisch grüner Daumen“ – Du bist gerne draußen? Für alle Pflanzen in Haus und Garten bist du zuständig, und auch mit Tieren kommst du gut zurecht? Der Umweltschutz liegt dir am Herzen? – führt zumindest den Beruf des Pharmakanten auf.
Das Projekt befindet sich aktuell in der Hochphase. An einem Tag durchlaufen 60 bis 70 Schüler den Parcours, der aus sechs Stationen besteht. „Komm auf Tour“ ist ein Impulsangebot und will bei den Schülern Bewusstsein schaffen – für ihre Softskills, ihre Stärken, die Zukunft und Interessen. Dabei sollen sich die Schüler in ihrer Berufswahl nicht festlegen. „Komm auf Tour“ ist mehr als ein Parcours, so werden regionale Netzwerke wie Betriebe und Berufsberatungen sowie Lehrkräfte und Eltern einbezogen. So soll Nachhaltigkeit geschaffen werden und ein Grundstein für die Zeit danach gelegt werden. In Zwickau gibt es eine Besonderheit, den Elternabend. Hier stellen sich Betriebe vor. Und vielleicht ist 2019 auch ein Stand einer Apotheke zu finden, denn mitmachen kann jeder.
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