Westfalen-Lippe

Kammer fördert PTA-Ausbildung – unter Auflagen

, Uhr aktualisiert am 29.09.2015 10:28 Uhr
Berlin -

Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) will ihre Förderung für die PTA-Schulen des Landes ausbauen. Dafür sollen die Schulen allerdings nachweisen, dass sie mehr als bislang dafür tun, dass Schüler die Ausbildung erfolgreich beenden und in Apotheken arbeiten.

Dieser Entscheidung war eine dreistündige Debatte mit mehr als 40 Redebeiträgen voraus gegangen. Diskutiert wurden verschiedene Möglichkeiten, die PTA-Schulen im Land kurzfristig finanziell zu unterstützen. Der Trägerverein PTA-Schulen Westfalen-Lippe hatte die Kammer um Gelder für den Ausbildungsjahrgang 2016/2018 gebeten. Das Problem: Durch die sinkenden Schülerzahlen nimmt der Verein weniger Schulgelder ein, die Ausgaben bleiben aber nahezu identisch.

Johannes Hermes und Dr. Olaf Elsner, die sowohl im Trägerverein als auch im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) im Vorstand sitzen, hatten mit zwei Anträgen zur Finanzierung Druck auf die Kammer und Präsidentin Gabriele Overwiening gemacht. Sie warnten, dass die vier zum Verein gehörenden PTA-Schulen ohne Finanzierungszusage schon im nächsten Jahr schließen müssten – denn ohne Sicherheit könnten keine neuen Ausbildungsverträge geschlossen werden. Die Delegierten sollten beschließen, die erforderlichen Mittel – rund 650.000 Euro über zweieinhalb Jahre – von den Kammermitgliedern zu erheben und an die Schulen weiterzuleiten.

Nach der Debatte zogen Elsner und Hermes ihre Anträge allerdings zurück. Die Kammerversammlung beschloss stattdessen, ihre Zuschüsse zu erhöhen. Bislang fördert die Kammer die PTA-Ausbildung mit rund 10 Euro pro Schüler und Monat. Das seien zwischen 80.000 und 90.000 Euro im Jahr, so ein Sprecher der Kammer. Ab August könnten Schulen nun bis zu 70 Euro pro Schüler und Monat erhalten.

Voraussetzung dafür ist, dass die Schulträger nachweisen, dass sie die bestehenden Strukturen verbessern. Dafür solle in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Trägern ein Kriterienkatalog erstellt werden, so der Sprecher. Erfüllen die Schulen die aufgestellten Punkte, könnten sie die höhere Förderung erhalten. Insgesamt würde die Kammer somit rund 600.000 Euro im Jahr an die Schulen zahlen.

Dieses Modell wurde mit deutlicher Mehrheit beschlossen. Damit sind der Förderung der Schulen durch die Kammern die nötigen Grenzen gesetzt: „Die Apothekerkammer speist sich aus Mitgliedsbeiträgen von Apothekerinnen und Apothekern“, erklärte AKWL-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter. Sie dürfe daher nicht mehr Mittel für die PTA-Ausbildung aufwenden als für die Aus- und Fortbildung ihrer Mitglieder.

Das hatte laut Kammer auch die Aufsichtsbehörde, das Landesgesundheitsministerium, verdeutlicht. Demnach dürfe die Kammer ihre finanzielle Beteiligung zwar ausweiten, aber keinesfalls die komplette Finanzierung übernehmen. Als vertretbar wird demnach eine Größenordnung von etwa 10 Prozent der Ausbildungskosten und 10 Prozent des Kammerhaushaltes gesehen.

Darüber hinaus fördert die Kammer weiterhin die Fortbildung von PTA im eigenen „PTA-Campus“. „Mit diesem Beschluss ist der Weg frei für eine Versiebenfachung unserer finanziellen Beteiligung“, so Walter. „Zugleich erhöhen sich damit unsere Gesamtaufwendungen für die Aus-und Fortbildung von PTA von derzeit etwa 280.000 Euro auf bis zu 750.000 Euro.“ Damit kompensiere die AKWL letztlich den weggefallenen Landeszuschuss.

Der AVWL begrüßt den Beschluss. Ein erster Schritt sei getan, aber der Weg noch weit, so AVWL-Chef Dr. Klaus Michels. AVWL und PTA-Schulträgerverein würden sich zügig und nachdrücklich mit weiteren konstruktiven Beiträgen für eine qualitätsorientierte PTA-Ausbildung in Westfalen-Lippe einsetzen.

Wie es langfristig mit der PTA-Ausbildung weitergehen soll, bleibt allerdings Thema. Ziel ist es dem Sprecher zufolge, eine Lösung zu finden, bei der die Ausbildung für die Schüler komplett kostenlos ist. Die Kammer favorisiert ein Darlehensmodell, bei dem den PTA-Schülern der Kredit teilweise oder ganz erlassen wird, wenn sie Prüfungen bestehen oder in einer Apotheke des AVWL arbeiten.

Alternativ stehen das sogenannte Verzahnungsmodell und die Verlagerung der Ausbildung an Berufskollegs zur Diskussion. Von beiden Konzepten ist man beim Gesundheitsministerium aber nicht überzeugt. An Berufskollegs würde die Ausbildung dem Schulgesetz unterliegen und könnte nicht mehr von den Apothekerorganisationen gefördert werden, erklärt der Kammersprecher. Damit würde die Ausbildung für das Land teurer als vormals. Gegen das Verzahnungsmodell spricht aus Sicht von Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grünen) die bundesweit geltende Ausbildungsverordnung für PTA. Sie will die Apotheker aber bei einer etwaigen Gesetzesänderung unterstützen.

Overwiening betonte anlässlich der Kammerversammlung, dass die westfälisch-lippischen Apotheken ein „regelrechter Jobmotor“ seien: Obwohl ihre Zahl bereits zum achten Mal in Folge gesunken sei, nehme die Zahl der Arbeitsplätze kontinuierlich zu. „In unseren Apotheken sind aktuell 15.736 hochqualifizierte Arbeitskräfte tätig. Das ist ein Zuwachs von mehr als 1000 Arbeitsplätzen binnen vier Jahren“, so Overwiening.

Die Entwicklung zeige, dass die demographische Entwicklung Spuren hinterlasse: Der Beratungsbedarf und die Nachfrage nach Apothekern, PTA und PKA steige immer weiter. Andererseits brauche es aber bessere Rahmenbedingungen für Existenzgründer. Nur drei Pharmazeuten hätten 2014 den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – während immer mehr Apothekenleiter aus Altersgründen ausschieden.

Auch die Fortbildungen im Kammerbezirk waren Thema. Im kommenden Jahr will sich die Kammer verstärkt der Rezepturqualität widmen. Diese Ankündigung verband Overwiening mit einer Forderung nach einer angemessenen Vergütung: „Die Rezeptur ist seit vielen Jahren chronisch unterfinanziert. Es kann nicht sein, dass die Herstellungskosten die Honorierung zum Teil um ein Vielfaches übersteigen.“

Das geplante E-Health-Gesetz kritisierte sie als „zu kurz gesprungen“. Die reine Auflistung von Arzneimitteln ist eine Farce, so Overwiening mit Blick auf den Medikationsplan. „Der Patient ist in seiner Arzneimitteltherapiesicherheit nur dann sicher, wenn die gesamte Medikation systematisch auf Wechselwirkungen und andere Risiken überprüft wird und für erkannte Probleme Lösungen zwischen Arzt und Apotheker abgestimmt werden.“

Zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit müsste aus Overwienings Sicht die Selbstmedikation in dem Plan berücksichtigt werden. Die Apotheker würden sich weiter anbieten, eine aktive Rolle im Prozess der Arzneimitteltherapiesicherheit zu spielen.

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