Wachstumsschmerzen im Kindes- und Jugendalter sind keine Seltenheit. Sie sind seit über 150 Jahren bekannt – und dennoch unzureichend erforscht. Man kann sie weder auf Röntgenfotos, MRT-Bildern noch im Blut sichtbar machen. Die Symptomatik und die Besonderheiten der quälenden Beschwerden sind dennoch bei Ärzten bekannt. Und auch in Apotheken fragen immer wieder verzweifelte Eltern nach Hilfe.
„Bei Wachstumsschmerzen handelt es sich um ganz reale Schmerzen“, stellt Kinderarzt Jakob Maske klar. Es könne jedes Kind mehr oder weniger häufig treffen. Die Diagnose erfolgt nach ausführlicher Anamnese. Die Schmerzen müssen zwingend von anderen differenziert werden. Zu beachten sei zuerst, das Wachstumsschmerzen lokal wechselnd auftreten und nicht das Gelenk betreffen. Dies sei wichtig zum Ausschluss anderer Diagnosen, etwa einer Knocheninfektionen, einer unbemerkten Knochenverletzung, einer beginnenden rheumatischen Erkrankung oder auch einem Tumor. All diese Leiden könnten ähnliche Symptome verursachen.
Für kleine Kinder tut es schlichtweg weh. Größere und Jugendliche empfinden die Schmerzen unterschiedlich und bezeichnen diese mitunter als brennend, ziehend, reißend, klopfend oder gar dumpf. Bis das Wachstum komplett abgeschlossen ist, können Betroffene mal mehr und mal weniger darunter leiden. Die Schmerzen, die sich meistens in den Extremitäten lokalisieren lassen, betreffen oft die Beine, genauer gesagt Waden, Kniekehlen, Schienbeine oder die Vorderseiten der Oberschenkel. Sie treten unregelmäßig auf: Befindet sich das Kind in einer Wachstumsphase, können die Beschwerden häufiger auftreten. Und zwar so lange, bis diese Etappe vorüber ist.
Insgesamt sind schnell wachsende Kinder vermehrt betroffen. Aber auch langsam oder normal gedeihenden Nachwuchs kann es treffen. Am häufigsten treten die Schmerzen am Abend oder in der Nacht auf, wenn der Körper zur Ruhe kommt. Die Ursachen hierfür kann derzeit niemand endgültig beantworten. Bekannt ist zumindest, dass nachts vermehrt Wachstumshormone in jungen Körpern gebildet werden, die die Aufgabe haben Wachstumsprozesse zu beschleunigen. Die Knochenhaut gerät bei einem solchen Schub unter Spannung, was zu den belastenden Beschwerden führen kann. Möglich wäre auch eine noch unzureichende Knochendichte. Psychologische Faktoren wie Kummer oder Schulstress können ebenfalls beeinflussend wirken.
Eine klassische Therapie steht nicht zur Verfügung. Hier ist elterliche Zuwendung gefragt: Oft hilft schon eine Massage der betreffenden Stellen oder eine Wärmflasche und eine Kuscheleinheit. Sollte jegliches Umsorgen fehlschlagen, kann dem Kind auch mit Analgetika entsprechend geholfen werden. Zum Einsatz kommen hier Ibuprofen und Paracetamol. Dosiert wird entsprechend dem Körpergewicht des Kindes. Am nächsten Morgen sind die Schmerzen wie weggeblasen.
Grundsätzlich gilt: Es ist nie unpassend, bei unerklärbaren Schmerzen bei Kindern Antworten von einem Arzt einzuholen. Treten neben den oben beschriebenen Symptomen Schwellungen, Rötungen oder gar Fieber auf, sollten Eltern immer ärztlichen Rat aufsuchen. Diese Anzeichen sind keine typischen Hinweise für harmlose Wachstumsschmerzen, sondern können unter anderem auf ernst zu nehmende Erkrankungen hindeuten.
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