Welt-Sepsis-Tag: Welche Symptome sind gefährlich? Sandra Piontek, 12.09.2023 14:10 Uhr
Allein in Deutschland sterben jährlich mindestens 75.000 Menschen an einer Sepsis, auch Blutvergiftung genannt. Dabei sind bis zu 20.000 dieser Fälle Expert:innen zufolge vermeidbar – wenn die Symptome rechtzeitig erkannt werden. Doch welche Symptome deuten eigentlich auf eine Blutvergiftung hin? Der Welt-Sepsis-Tag am 13. September will die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren.
Die Blutvergiftung zählt neben Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt zu den häufigsten Todesursachen überhaupt. Einer von fünf Todesfällen in Deutschland ist auf eine Sepsis zurückzuführen. Dabei kann es jeden treffen: Oft entwickelt sie sich aus einer harmlosen Verletzung im Alltag oder ist Folge von Infekten. Kinder und Säuglinge sind ebenso betroffen wie Erwachsene.
Um die Bevölkerung für diese Thematik zu sensibilisieren, findet jährlich am 13. September der Welt-Sepsis-Tag statt. Weltweit wurden und werden an diesem Tag verschiedene Aktivitäten organisiert, um auf die Missstände in den verschieden Bereichen der Sepsis-Prävention, -Diagnostik, -Therapie und -Rehabilitation aufmerksam zu machen.
Verfolgt werden dabei Ziele wie:
- Sepsis auf die öffentliche und wissenschaftliche Agenda bringen
- Qualifizierte Akut- und Post-Akuteinrichtungen gewährleisten
- Maßnahmen zur Implementierung von nationalen bzw. internationalen Sepsis-Leitlinien in die klinische Praxis unterstützen
- Entscheidungsträger und Interessengruppen im Gesundheitssystem mobilisieren
- Sepsis-Überlebende und Hinterbliebene einbeziehen
Vor allem die frühzeitige Diagnose sei bei einer Blutvergiftung essentiell: „Hat der Patient oder die Patientin Fieber, Schüttelfrost, ist verwirrt und besteht der Verdacht auf irgendeine Infektion, sollten Notfallmediziner und Ärzte in der ambulanten Praxis hellhörig werden“, so Dr. Frank M. Brunkhorst, Leiter des Zentrum für Klinische Studien (ZKS) am Universitätsklinikum Jena. Niedriger Blutdruck in Kombination mit erhöhter Herz- und Atemfrequenz spreche auch für den Beginn einer Sepsis, so Brunkhorst. „Wenn die Ärzte die Patienten mit der Verdachtsdiagnose Sepsis schnellstmöglich ins Krankenhaus einweisen, müssen sie dort gleich die in den Leitlinien vorgesehene Diagnostik durchführen.“
Wie entsteht Sepsis?
Eine Blutvergiftung entsteht durch das Eindringen von pathogenen Erregern und Toxinen in den Blutkreislauf. Im Normalfall ist das Immunsystem in der Lage, diese Eindringlinge abzuwehren. Kommt es zur lebensbedrohlichen Sepsis, so ist der Organismus häufig geschwächt.
Faktoren die eine Sepsis begünstigen
- gestörte Immunabwehr
- massive Infektion mit hoher Erregeranzahl
- gesteigerte Pathogenität der Erreger
- Infektion schlecht abgrenzbarer Körperregionen (z.B. Abdomen)
Die Definition der Erkrankung ist nicht einheitlich geregelt. Ältere Definitionen basieren auf dem Nachweis von Krankheitserregern im Blut (Bakteriämie). Nach anderen Definitionen liegt eine Blutvergiftung vor, wenn Sepsis-ähnliche Symptome auch ohne nachgewiesene Infektion vorliegen (SIRS).
Einteilung
- Bakteriämie (Blutstroom-Infektion)
- Sepsis
- Septikopyämie (metastasierende Allgemeininfektion)
- SIRS (Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom)
Wichtig: Eine rechtzeitige Behandlung innerhalb der ersten sechs Stunden kann die Sterblichkeit der Betroffenen um etwa 10 Prozent senken.
Die Symptome einer Blutvergiftung sind zunächst unspezifisch:
- flache, schnelle Atmung bis hin zur Kurzatmigkeit
- erhöhter Puls
- Fieber oder Schüttelfrost mit feuchter Haut und vermehrtem Schwitzen
- innerhalb weniger Stunden Verschlechterung des Allgemeinzustandes
- Verwirrtheit, Blässe und starke Schwäche
Im weiteren Verlauf bricht das Immunsystem der Betroffenen zusammen – es kommt zum septischen Schock. Dieser geht mit einem starken Blutdruckabfall einher, außerdem schädigen die körpereigenen Abwehrmechanismen die Organe. Bei diesem Multiorganversagen werden Herz, Lunge, Leber und Nieren in Mitleidenschaft gezogen. Sie fallen nacheinander aus und erfüllen ihre Funktionen nicht mehr. Schließlich kommt es dadurch zum Tod.
Wichtig ist daher das rechtzeitige Erkennen der Infektion, sowie das frühe Einleiten zielgerichteter Therapien. Rund drei Viertel aller Überlebenden leiden unter Spätfolgen der Infektion, etwa 30 Prozent werden sogar zum Pflegefall. Dabei sind kognitive Einschränkungen ebenso möglich wie körperliche Beeinträchtigungen. Denn oftmals wird durch die Sepsis die Amputation verschiedener Gliedmaßen notwendig. Genau hier soll die Aufklärungskampagne am Welt-Sepsis-Tag greifen mit dem Ziel künftig Todesfälle und Spätfolgen durch eine Blutvergiftung vermeiden zu können.