Der Kölner Apotheker Malte Gerkens stand knapp vor einer Schließung seiner Stadt-Apotheke. Denn plötzlich fielen hintereinander fast alle Angestellten aus – sie infizierten sich selbst mit Covid-19 oder mussten wegen erkrankter Angehöriger zu Hause bleiben. Mit kurzfristigen Vertretungen kann er den Betrieb am Laufen halten.
Seit etwa zwei Wochen arbeitet Gerkens am Limit. Als am vergangenen Sonntag seine letzte Vollzeit-Approbierte wegen Corona ausfiel, ging er an seine Grenze. Am Montag stand dann auch noch ein Nachtdienst an und an Schlaf war kaum mehr zu denken, denn am Dienstag musste er in die Apotheke, um überhaupt öffnen zu dürfen. „Es war eine große Kraftanstrengung“, sagt er. Für Mittagspause sei keine Zeit gewesen. „Ich stand die ganze Zeit unter Strom.“
Gerkens war wichtig, den Service für die Kundschaft aufrecht erhalten zu können. Seine Apotheke hat 60 Stunden die Woche geöffnet. „Die Kunden haben keine großen Einschränkungen gespürt“, sagt er. Vielleicht habe das ein oder andere Telefonat nicht angenommen werden können. Insgesamt waren zu einem Zeitpunkt sieben seiner Angestellten in Quarantäne – das seien fast 90 Prozent der Belegschaft. Teilweise seien Mitarbeiter:innen zwei Wochen weg.
Über Wasser konnte er sich nur halten, weil er kurzfristig Vertretungsapotheker gefunden hatte, die einspringen konnten. Für die komplette vergangene Woche konnte er über die Vermittlungsplattform „Flying Pharmacist“ Ersatz buchen. „Ohne Vertretung wäre es nicht mehr gegangen“, sagt er und spricht eine akute Situation an. Denn gerade kleine Apotheken mit nur einem Apotheker oder einer Apothekerin müssen in solchen Notlagen wegen der nicht zu gewährleisteten Aufsichtspflicht schließen.
Gerkens zeigte viel Kraft und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. An einem Tag in der vergangenen Woche wäre er eigentlich nachmittags alleine gewesen, doch er hatte Glück: Spontan meldete sich eine Vertretungs-PTA und entlastete den Inhaber.
Die Omikron-Welle falle in Köln wegen des Karnevals besonders stark aus, so Gerkens. In der Stadt am Rhein liegt die Inzidenz bei knapp 1900 – bundesweit sind es 1651. Allerdings befänden sich im Team keine Karnevalsanhänger. „In den ersten zwei Jahren hatten wir keinen einzigen Fall, wir haben in der Apotheke viel Platz für Abstand, alle sind geboostert. Bislang sind wir gut durchgekommen.“ Der Apotheker hatte nicht erwartet, dass er so ans Limit kommt. „Wir sind personell eigentlich sehr gut aufgestellt.“
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