Waschbare FFP2-Masken: Zwischen Nachhaltigkeit und Schutzleistung Alexandra Negt, 22.02.2022 08:56 Uhr
FFP2-Masken gehören seit Monaten zum Alltag. Selbstgenähte Modelle und OP-Masken haben weitestgehend ausgedient. Trotz anstehender Corona-Lockerungen, die Maskenpflicht wird vielerorts bestehen bleiben. Einige Unternehmen verfolgen dabei den Nachhaltigkeitsgedanken und setzen auf wiederverwendbare und waschbare FFP-Masken. Dadurch, dass die filtrierenden Halbmasken eigentlich aus dem Arbeitsschutz kommen, stellt sich die Frage, ob eine Aufbereitung bei gleichbleibendem Schutz überhaupt möglich ist.
In den letzten zwei Jahren fanden sich zahlreiche Aufbereitungsanleitungen für alle möglichen Stofftypen. Währenddessen es vor einem Jahr aufgrund von Knappheit vor allem darum ging FFP2-Masken so lange wie möglich zu verwenden, steht heute der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund. Beinahe an jeder Ecke finden sich weggeworfene Maskenmodelle. Vielen Bürger:innen ist das häufige Wegschmeißen ein Dorn im Auge. Aber streng genommen handelt es sich bei FFP2-Masken um Schutzausrüstung aus dem Arbeitsbereich – eine Mehrfachverwendung ist normalerweise nicht vorgesehen. Gekennzeichnet sind die filtrierenden Halbmasken mit der Abkürzung „NR“ – non-reusable.
Entgegen der Produktempfehlung werden FFP2 Masken im privaten Umfeld oft wiederverwendet. Die Modelle aus verschiedenen Geweben können nicht gewaschen werden. Wasser kann dem Materialverbund schaden. Es liegen seitens der Hersteller keine Empfehlungen darüber vor, wie oder ob die Masken ausgespült oder gar gewaschen werden können. Währenddessen im Arbeitsumfeld ausschließlich ein einmaliger Einsatz vorgesehen ist, wird das Tragen ein und derselben Maske in Bussen, Geschäften & Co. für eine längere Dauer empfohlen.
Kochen im Gefrierbeutel
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte verweist auf die von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Fachhochschule Münster untersuchten Gefrierbeutel-Methode. Hierbei wird die Maske in einen wasserdichten Beutel gegeben und 10 Minuten im Kochtopf gekocht. Bei den untersuchten Modellen konnte keine nennenswerte Einbuße bei der Filterleistung festgestellt werden. Wichtig: Es muss der bereitgestellten Schritt-für-Schritt streng gefolgt werden. Nach dreimaliger Wiederholung ist Schluss. Dann muss die Maske gewechselt werden.
Neue Alternativen
Mittlerweile sind waschbare FFP2-Masken erhältlich. Diese bestehen aus speziellen Gewebeschichten und muten eher einer normalen Stoffmaske an als den klassischen Modellen. CE-zertifiziert besitzen diese Modelle die gleiche Filterleistung wie andere FFP2-Masken. Zwei Beispiele für waschbare FFP2-Masken sind die Maskengrün-FFP2 Maske (erhältlich über Wingguard) und die Unica FFP2-Maske aus Italien (erhältlich über vereinzelte Online-Shops oder Direktbezug). Das Modell Maskengrün trägt das CE-Kennzeichen CE 0370 und wurde demnach von der in Spanien ansässigen Benannten Stelle Lgai Technologival Center (Spain) geprüft. Die italienische Maske wurde durch Itec (Insituto Tecnologico Europeo di Certificazione, Italy geprüft (CE 2761)). „Die Maske besteht insgesamt aus vier Schichten. Die innerste und äußerste Schicht bestehen auf Baumwolle – deshalb ist die Maske waschbar – die beiden inneren Schichten setzen sich zum einen aus einer Polypropylen-Membran sowie einer Nano-ePTFE-Membran zusammen, die zusammen für die Filterwirkung der Maske zuständig sind“, erläutert Winguard.
Übrigens: Die britischen benannten Stellen dürfen seit dem Brexit keine Konformitätsbewertungen mehr für den europäischen Markt durchführen. Produkte, die eine Zertifizierung von einem britischen Notified Body tragen, müssen bereits vor dem Brexit auf den Markt gebracht worden sein. Neueinführungen sind nicht möglich.
Das Wort „waschbar“ ist bei Betrachtung der beiden Produkte irreführend. So soll das Modell Maskengrün keinesfalls mit Waschmittel oder anderen reinigenden Produkten in Berührung kommen. Lediglich ein 15-sekündiges Ausspülen ist vorgesehen. Das Wasser sollte 30 Grad warm sein. Gelagert werden kann die Maske zwischen -20 und +40 Grad. Die Luftfeuchtigkeit sollte unter 80 Prozent liegen. „Beim Waschen sollte man darauf achten, dass man die Maske nicht zu sehr knickt, da dadurch die Filtermembran beschädigt werden könnte. Ansonsten sollte die Maske nur nicht nass getragen werden, da im feuchten Zustand die Durchlässigkeit der Filtermembran und somit das Luftholen erschwert ist. Ansonsten gilt natürlich wie bei allen Masken, dass der Nasenbügel ordentlich angepasst und die Maske über die Ohrschlaufen möglichst eng ans Gesicht gezogen werden sollte,“ ergänzt der Hersteller.
Doch hier liegt vielleicht auch ein Knackpunkt des Produktes: Werden einzelne Parameter nicht eingehalten, so kann die Schutz- und Filterleistung vermindert werden. Das Ausmaß ist hierbei nicht bekannt.
Die Maske soll laut Herstellerempfehlung nach sechs bis acht Stunden Tragedauer gewaschen werden. Wenn möglich, soll die Maske zwischendurch gelüftet werden, sodass Feuchtigkeit abtrocknen kann. Denn genau wie bei den herkömmlichen Masken gilt auch hier, dass eine Befeuchtung die Schutzleistung minimiert. Dadurch, dass die Maske nicht bei hohen Temperaturen „gewaschen“ wird, kann danach nicht sichergestellt werden, dass das Gewebe keimfrei ist. Durch längeres Lüften oder zusätzliches Desinfizieren mit einem speziellen Spray soll die potenzielle Belastung mit Sars-CoV-2 minimiert werden.
Maximale Anwendungsdauer: Bei dem Modell Maskengrün ist nach 30 Waschgängen Schluss, bei der Unica FFP2-maske sollte das Modell nach dem fünfzigsten Waschgang endgültig ersetzt werden.
Strenge Handhabungsvorschriften
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) steht vor allem Produkteigenschaften wie „antivirale Oberfläche“ oder „antimikrobielles Material“ skeptisch gegenüber. Häufig seien diese Angaben nicht belegt. Und auch wenn es antivirale Effekte gibt, so sollte zusätzlich überprüft werden, ob das was sich auf der Oberfläche der Maske befindet oder in das Gewebe eingearbeitet wird auch in der Maske verbleibt und nicht eingeatmet wird.
Die BAuA weist darauf hin, dass es zahlreiche wiederverwendbare FFP-Masken im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung gibt. Diese würden jedoch nicht in der Waschmaschine gewaschen, sondern mittels speziellen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln abgereinigt werden. Diese Halb- oder Vollmasken sind auch nicht aus Gewebe, sondern aus Kunststoff. An den Seiten befinden sich Kunststoffkartuschen mit Filtern, die gewechselt werden können, sobald die maximale Tragedauer erreicht ist. Allgemein habe die Nachfrage nach waschbaren Alternativen – auch seitens der Arbeitgeber – in der Pandemie zugenommen. Vergibt eine benannte Stelle die CE-Zertifizierung für eine waschbare FFP2-Maske, so verfügt das Modell über die gleiche Filterleistung wie eine klassische FFP2-Maske.