Je kleiner die Apotheke, desto weniger Menschen passen hinein – eigentlich trivial, aber angesichts der Covid-19-Schutzmaßnahmen und des bevorstehenden Winters ein zunehmendes Problem. Einer aktuellen aposcope-Umfrage zufolge darf knapp die Hälfte der Apotheken wegen der Quadratmetervorschriften nur maximal drei Kunden hereinlassen. Die Folge: Mehr als zwei Drittel der Apotheken berichten von Warteschlangen vor der Offizin. Hier will das Planungsbüro Höferlin & Höferlin nun Abhilfe verschaffen: Es hat einen „Apotheken-Pavillon“ entwickelt, der Kunden die Zeit in der Warteschlange erträglicher machen soll.
Die gute Nachricht ist: Bisher scheint es mit den Warteschlangen noch nicht so schlimm zu sein wie beim ersten Lockdown im Frühjahr. Die schlechte Nachricht: Das Frühjahr ist längst vorbei. In den kommenden Wochen und Monaten werden Kunden verstärkt bei Wind und Wetter vor der Apotheke warten müssen, bis sie am HV stehen. Die Apotheken probieren derzeit von Hinweisschildern über Bodenmarkierungen bis hin zu Sitzgelegenheiten allerlei aus, um das geordnet und möglichst komfortabel zu gestalten. Manche wollen sogar auf Heizpilze oder den Ausschank von Heißgetränken zurückgreifen, wenn der Winter richtig zuschlägt. Gegen Regen und eventuell Schnee hilft das aber auch nicht wirklich.
Das Planungsbüro Höferlin & Höferlin aus Detmold, das in den vergangenen Jahren schon mehrere neue Einrichtungsideen wie Beratungszylinder und Wasserwände in die Apotheken brachte, hat darin nun eine Marktlücke entdeckt: „Apothekenpavillons“ sollen den Umständen entsprechend größtmöglichen Warteschlangenkomfort bieten und nicht nur dadurch auch neue Kundschaft anziehen, sondern ganz nebenbei auch als effektiver Werbeträger dienen.
Vier Kunden haben in einem solchen Pavillon Platz, sind dabei vor Regen geschützt und gleichzeitig den Hygienevorschriften entsprechend voneinander abgetrennt. Das gut zwei Meter hohe sowie je rund zwei Meter lange und breite Gestell besteht aus Aluminium, wiegt 75 Kilogramm, ist auf Rollen montiert und soll von einer einzelnen Person auf- und abgebaut werden können. Denn das ist durchaus relevant, erklärt Geschäftsführer Michael Höferlin: „Das Element kann schnell auf- und zusammengefaltet werden, damit man es problemlos über Nacht in die Apotheke stellen und zu Betriebsbeginn wieder herausrollen kann. Damit ist es nicht nur vor Vandalismus geschützt, sondern fällt vor allem nicht unter Bauauflagen, da es ja nur temporär aufgestellt wird.“ Sobald der Pavillon positioniert ist, werden die beiden seitlichen Deckenteile ausgeklappt und mit den ausschwenkbaren, transparenten Hygienewänden justiert. Wer den Pavillon nicht reinholen will, könne ihn allerdings auch mit einer Kette oder einem Fahrradschloss am Gebäude befestigen.
Die Dachelemente lassen sich dabei bis zu einer Höhe von 2,10 Meter aufklappen und fallen dann zum Mittelpunkt hin ab. Hintergrund: So soll sichergestellt werden, dass das Wasser bei Regen nach innen abfließt und die wartenden Kunden nicht an oder unter tropfenden Kanten stehen müssen. Unebenheiten soll der Pavillon durch einen höhenverstellbaren Fuß ausgleichen können. Und neben dem Schutz für die Kunden soll der Pavillon den Apotheken auch durch die Außenwirkung helfen: Denn die Trennwände sind zur Hälfte transparent, zur Hälfte schlicht weiß – sie bieten Platz für Aushänge, Logos, Slogans oder Angebote. Die können Apotheken entweder selbst anbringen oder schon per Werk mitbestellen. Die Zusatzkosten dafür werden dann individuell kalkuliert.
Die Idee für die Konstruktion sei ihm bereits vor rund acht Wochen gekommen, erzählt Höferlin – der Druck der jüngsten Ereignisse und Beschlüsse habe dazu geführt, dass er jetzt schon früher als geplant damit auf den Markt geht. „Eigentlich war die Markteinführung erst später geplant. Es wäre aber töricht, das Produkt noch eine Woche unter Verschluss zu halten.“ Hergestellt werden die Pavillons in Thüringen bei der Firma Braun – es ist eine Geschichte, wie sie die Covid-19-Pandemie schon mehrmals hervorgebracht hat: „Die Firma Braun ist eigentlich im Eventbereich unterwegs, baut beispielsweise Weihnachtsmärkte auf“, erzählt Höferlin. „Ich dachte mir, sie wären perfekt geeignet, die Pavillons zu bauen.“
Die Lieferzeiten betragen momentan rund zwei Wochen – je nach Auftragslage. Ein Pavillon schlägt mit 2480 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Transport zu Buche. Die Kosten für Lieferung und Verpackung richten sich dabei nach der Entfernung zur Empfängeradresse. Der Transport erfolge per Spedition auf einer Einwegpalette, das Element sei dann vor Ort nur noch auszupacken und sofort betriebsbereit. „Der Aufbau erklärt sich von selbst“, so Höferlin.
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