Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Bei einigen Medikamenten sind zu Beginn der Behandlung unerwünschte Arzneimittelwirkungen möglich. Torasemid kann beispielsweise eine Verstopfung verursachen. Soll diese dann behandelt werden, ist Vorsicht geboten.
Fall: Eine Kundin verlangt nach einem Lactulosesirup. Seit einigen Tagen leide sie unter Verstopfung, sie vermutet einen möglichen Zusammenhang mit dem neuen Medikament, das der Arzt verordnet hat – denn zuvor hatte sie nie Probleme. Im Gespräch ergibt sich, dass die Frau Torasemid zur Ödembehandlung einnimmt.
Analyse: Bei der Kombination von Torasemid und Lactulose ist Vorsicht geboten, da das osmotisch wirksame Laxans den Kaliumverlust durch das Diuretikum verstärken kann. Zum anderen zählt Verstopfung zu den häufigen Nebenwirkungen, die vor allem zu Beginn der Therapie mit Torasemid auftreten können.
Torasemid ist ein Schleifendiuretikum, das die Ausscheidung von Wasser, Natrium, Kalium, Chlorid und Bicarbonat fördert. Das Arzneimittel hemmt die renale Natrium- und Chloridrückresorption im aufsteigenden Ast der Henleschen Schleife. Der Wirkstoff kann zur Behandlung und Prävention kardialer Ödeme bedingt durch eine Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Torasemid schwemmt die Wassereinlagerungen aus und bewirkt durch Senken von Vor- und Nachlast eine Verbesserung der Symptome bei einer Herzinsuffizienz.
Zu Beginn erhalten die Patienten 5 mg Torasemid, bei Bedarf kann die Dosis auf 20 mg täglich erhöht werden. Die Tabletten werden unzerkaut am Morgen unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen, da die biologische Verfügbarkeit unabhängig von der Nahrungsaufnahme ist.
Lactulose dient der Behandlung einer Obstipation, die durch ballaststoffreiche Kost und andere allgemeine Maßnahmen wie Bewegung und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichend behandelt werden kann. Außerdem ist der Sirup bei Erkrankungen, die eine erleichterte Defäkation erfordern, sowie zur Prophylaxe und Therapie bei portokavaler Enzephalopathie zugelassen.
Das osmotisch wirksame Laxans ist ein Disaccharid aus Galactose und Fructose, das in der Dünndarmschleimhaut nicht hydrolysiert wird. Erst im Dickdarm zerlegen bakterielle Enzyme die Lactulose in niedermolekulare organische Säuren. Den Großteil machen Milch- und Essigsäure aus, zudem entstehen Methan und Wasserstoff. Die laxierende Wirkung kommt auf zwei Wegen zustande: Zum einen erzeugen Zucker und Säuren einen osmotischen Druck, der eine Wasserretention im Lumen bewirkt. Diese Erhöhung des Stuhlvolumens regt über Dehnungsrezeptoren die Peristaltik an. Zum anderen kann die Darmbewegung durch die Säuren direkt stimuliert werden. Lactulose besitzt außerdem eine ammoniaksenkende Wirkung.
Betroffene einer Obstipation nehmen täglich 7,5 bis 15 ml ein- bis zweimal täglich unabhängig von den Mahlzeiten ein. Lactulose kann pur oder in Flüssigkeit eingerührt eingenommen werden. Die Defäkation kann nach etwa 10 bis 48 Stunden einsetzen. Während der Behandlung können unter anderem abdominale Schmerzen, Blähungen und Durchfall als Nebenwirkungen auftreten. Anhaltende Durchfälle können zudem zu einer Störung des Elektrolythaushalts führen.
Kommunikation: Die Kundin ist darauf hinzuweisen, dass die Verstopfung durch Torasemid verursacht sein kann und vor allem zu Therapiebeginn auftritt. Von einer gleichzeitigen Einnahme von Lactulose und Diuretikum ist vorsichtshalber abzuraten. Kommt es im Falle einer erhöhten Kaliumausscheidung zu einer Hypokaliämie, können Lähmungen und Herzrhythmusstörungen die Folge sein.
Therapie: Die Kundin kann auf Macrogol oder Quellstoffe wie Flohsamenschlalen zurückgreifen, um die Beschwerden zu lindern. Schon der tägliche Verzehr von etwa 30 g Ballaststoffen mit einer entsprechenden Flüssigkeitszufuhr kann den Darm wieder in Schwung bringen. Quellstoffe erhöhen das Darmvolumen und regen so die natürliche Bewegung des Verdauungsorgans an. Die Darmpassage wird zeitlich verkürzt, der Stuhlgang normalisiert.
Zusätzlich sollte die Kundin einen extra Spaziergang einlegen und die Treppe dem Fahrstuhl vorziehen. Denn wer sich ausreichend bewegt, hält auch den Darm auf Trab. Leichte Massagen können zusätzlich Abhilfe schaffen. Für etwa fünf Minuten wird der Bauch mit trommelnden Bewegungen in Rückenlage massiert. Der Reiz kann die Darmtätigkeit anregen. Im Notfall kann ein Klistier schnelle Abhilfe schaffen. Chemische Wirkstoffe wie Bisacodyl oder Natriumpicosulfat sind für die Kundin tabu.
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