Repetitorium Diabetes

Vorsicht bei Sulfonylharnstoffen und Antibiotika

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Berlin -

Diabetiker zählen häufig zu den Stammkunden der Apotheke: Regelmäßig holen sie ihr vom Arzt verordnetes Insulin oder Antidiabetikum sowie Teststreifen und Pennadeln. Nicht nur während der Erkältungszeit werden häufig auch Antibiotika verordnet. Doch nicht alle vertragen sich mit oralen Antidiabetika. Wechselwirkungen bestehen beispielsweise zwischen Sulfonylharnstoffen und den Substanzen Cotrimoxazol, Clarithromycin und Levofloxacin.

Fall: Ein Mann mittleren Alters ist seit Jahren Diabetiker. In der Dauermedikation findet sich unter anderem der Sulfonylharnstoff Glibenclamid. Er ist erkältet, in der Notfallpraxis wurde ihm nun das Antibiotikum Cotrimoxazol verordnet.

Analyse: Die Kombination der beiden Substanzen ist ungünstig. Denn zwischen Sulfonylharnstoffen und verschiedenen antibiotischen Wirkstoffen bestehen Wechselwirkungen. Daher muss bei Diabetikern immer auf solche Interaktionen geachtet werden. Cotrimoxazol zählt zu den CYP2C9-Inhibitoren, welche die insulinotropen Wirkungen von Glibenclamid mit einem Hypoglykämie-Risiko verstärken können. Gleiches gilt übrigens auch für den Wirkstoff Glimepirid. Die Einnahme des Antibiotikums kann in Kombination mit Glibenclamid die Wahrscheinlichkeit für starke Unterzuckerungen signifikant erhöhen. Die gleiche Problematik gilt auch für andere Antibiotika: Neben Cotrimoxazol sind Clarithromycin und Levofloxacin besonders betroffen.

Cotrimoxazol ist eine Kombination aus Trimethoprim und Sulfamethoxazol im Mengenverhältnis von 1:5, da dies für die Wirkungssteigerung gegenüber den Erregern im Körper optimal ist. Die Standarddosierung liegt bei zweimal täglich einer Tablette für fünf bis acht Tage. Dabei ist ein Zeitabstand von zwölf Stunden einzuhalten. Das Wirkungsspektrum von Cotrimoxazol ist sehr breit: Es ist sowohl gegen grampositive wie auch gramnegative Erreger wirksam. Zudem wirkt es auch gegen Protozoen und einige Pilze.

Glibenclamid zählt zu den oralen Antidiabetika – genauer gesagt den Sulfonylharnstoffen: Es kann die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse verbessern und wird zur Senkung des Blutzuckerspiegels bei Typ-2-Diabetes eingesetzt, wenn Diät oder andere Maßnahmen zur Senkung der Blutzuckerwerte nicht zu einer ausreichenden Einstellung des Blutzuckerspiegels geführt haben. Es wirkt, indem es die ATP-sensitiven Kaliumkanäle der insulinproduzierenden Betazellen der Pankreasinseln hemmt. Dadurch wird die Insulinsekretion gesteigert. Diese Wirkung ist jedoch vom Vorhandensein aktiver Betazellen und von der Glukosekonzentration in der Umgebung der Betazellen abhängig.

Eine Reihe von Wirkstoffen haben das Potenzial, die blutzuckersenkende Wirkung von Glibenclamid zu verstärken oder abzuschwächen: So zum Beispiel die genannten Antibiotika, welche die Wirkung verstärken und so zu Hypoglykämien führen können.

Von einer Hypoglykämie spricht man bei Erwachsenen ab einem Wert von unter 60mg/dl: Es kommt zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Schwitzen, Zittern, Herzrasen und Blässe. Außerdem kann es zu neurologischen Beschwerden wie Verwirrtheitszuständen und Sehstörungen kommen. Bei schweren Hypoglykämien drohen Krampfanfälle und Bewusstlosigkeit. Ab welchem Wert es zu den genannten Symptomen kommt, ist von Patient zu Patient unterschiedlich.

Kommunikation: Dem Kunden sollte von einer gleichzeitigen Einnahme beider Arzneistoffe abgeraten werden. Nach Rücksprache mit dem Arzt könnte auf anderes Antibiotikum ausgewichen werden.

Therapie: Falls vom Arzt kein bakterieller Befund ermittelt wurde, könnte der Kunde zunächst versuchen, seine Symptome mit freiverkäuflichen Präparaten in den Griff zu bekommen. Häufig handelt es sich zu Beginn einer Erkältung lediglich um virale Infekte, ohne bakterielle Beteiligung. Nach Abklärung der genauen Symptome könnten verschiedene Präparate empfohlen werden. Zur Behandlung von Kopf- und Gliederschmerzen muss jedoch beachtet werden: ASS kann in hohen Dosierungen ebenfalls die Wirkung von Glibenclamid verstärken. Oft wissen Diabetiker jedoch, welches Schmerzmittel mit ihrer Dauermedikation verträglich ist.

Bei der Empfehlung von freiverkäuflichen Medikamenten wie Lutschtabletten oder Säften sind die Broteinheiten (BE) auf der Verpackung oder dem Beipackzettel zu beachten: Diese dienen dem Diabetiker zur Einschätzung der enthaltenen Kohlenhydratmenge. Eine BE entspricht etwa 15 g Kohlenhydraten. Die BE-Werte sind jedoch nicht auf allen Produkten angegeben.

Für diesen Fall ist auch ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe sinnvoll und hilfreich: Herkömmlicher Zucker treibt den Blutzuckerspiegel stark in die Höhe. Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit oder Xylit lassen ihn hingegen nur geringfügig steigen. Kleinere Mengen bis zu 30 Gramm müssen beim Berechnen der Insulindosis daher nicht berücksichtigt werden. Solche Produkte sind daher auch problemlos für Diabetiker geeignet und können empfohlen werden.

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