Wechselwirkung möglich: Antikonvulsiva können nicht nur mit verschiedenen Arzneimitteln Interaktionen eingehen, sondern auch mit Nahrungsergänzungsmitteln. Ein Beispiel ist die Wechselwirkung zwischen Folsäure und Phenytoin.
Fall: Eine Kundin mit Kinderwunsch ist auf der Suche nach einem Folsäurepräparat. Im Gespräch ergibt sich, dass die junge Frau an Epilepsie leidet und mit Phenytoin behandelt wird.
Analyse: Phenytoin ist ein antiepileptischer Wirkstoff, der zur Behandlung bestimmter Krampfanfall-Formen eingesetzt wird. Zum Indikationsgebiet gehören fokal eingeleitete generalisierende und generalisierte tonisch-klonische Anfälle sowie einfache und komplexe Partialanfälle. Auch zur Prophylaxe von Krampfanfällen bei neurochirurgischen Eingriffen wird der Wirkstoff eingesetzt. Zudem findet Phenytoin zur Behandlung bestimmter Schmerzformen wie neurogene Schmerzzuständen vom Typ des Tic douloureux und weiteren zentralen oder peripheren neurogenen Schmerzzuständen Einsatz.
Das Antiepileptikum besitzt krampflösende Eigenschaften. Der Arzneistoff besitzt eine hyperpolarisierende Wirkung auf erregbare Membranen und soll über die Verstärkung der inhibitorischen Impulsaktivität wirken. Phenytoin hemmt somit die Ausbreitung von Krampfpotenzialen in der Hirnrinde und beeinflusst auch die Erregungsbildung und -ausbreitung im Herzen. Der Wirkstoff besitzt ein hohes Interaktionspotential durch Induktion von CYP3A4, so dass Arzneimittel, die über dieses Isoenzym metabolisiert werden, in ihrer Dosis angepasst werden müssen. Denn durch Induktion von CYP3A4 werden die Wirkstoffe verstärkt abgebaut. Auf der anderen Seite wird Phenytoin von Arzneimitteln beeinflusst, die die Cytochrom P450 Isoenzyme CYP2C9 und CYP2C19 induzieren. So senken zum Beispiel Ciprofloxacin oder Ritonavir die Plasmakonzentration von Phenytoin. Benzodiazepine oder nicht-steroidale-Antirheumatika können beispielsweise die Serumkonzentration erhöhen.
Folsäure kann den Blutspiegel des Antikonvulsivums senken und so gegebenenfalls die Krampfbereitschaft erhöhen. Vor allem höhere Dosen können den krampflösenden Effekt von Phenytoin umkehren. Um das Risiko einer Abschwächung der Arzneimittelwirkung zu umgehen, sollte nicht mehr als 1 mg Folsäure pro Tag eingenommen werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Kindern ab 13 Jahren sowie Jugendlichen und Erwachsenen eine tägliche Zufuhr von 300 µg Folat-Äquivalente über die Nahrung. Schwangere und Stillende haben einen höheren Bedarf; sie sollten täglich 550 beziehungsweise 450 µg Folat-Äquivalente zuführen. Folat ist ein essentieller Mikronährstoff und ein entscheidender Cofaktor im Kohlenstoffmetabolismus. Der menschliche Körper kann den Nährstoff nicht selbst herstellen und muss diesen deshalb über die Nahrung aufnehmen. Gute Lieferanten sind beispielsweise grünes Gemüse wie Spinat und Salate, Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Orangen, Weizenkeime und Vollkornprodukte sowie Kartoffeln, Leber und Eier. Die in Lebensmitteln vorkommenden Folate und die synthetische Folsäure haben eine unterschiedliche Bioverfügbarkeit.
Im Körper übernimmt Folat vielfältige Funktionen, es spielt neben den Wachstumsprozessen auch eine Rolle bei der Bildung der roten Blutkörperchen. Außerdem ist der Nährstoff wichtig um die körpereigene Produktion von Noradrenalin und Serotonin zu gewährleisten. Folate sind maßgeblich an der Zusammensetzung der DNA beteiligt und sind ein Bestandteil der Rückenmarksflüssigkeit. Eine weitere Aufgabe ist die Unterstützung der Gehirnfunktionen.
Kommunikation: Bei gleichzeitiger Gabe von Phenytoin und Folsäure, sollte die tägliche Folsäurezufuhr 1 mg nicht überschreiten. Patienten, die mit Phenytoin behandelt werden, sollten zudem Vitamin D substituieren. Denn das Antiepileptikum verursacht einen vermehrten Abbau von 25-OH Vitamin D und Vitamin K. Außerdem sind die Calcitonin-Sekretion sowie Osteocalcin-Sekretion in den Osteoblasten gehemmt.
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