Protonenpumpenhemmer sind aus der Selbstmedikation kaum wegzudenken. Die Wirkstoffe bergen zahlreiche Neben- und Wechselwirkungen – Vorsicht ist bei der Kombination von Omeprazol und Clopidogrel geboten.
Fall: Eine ältere Kundin klagt über Sodbrennen. Seit einigen Tagen verspüre sie ein Brennen hinter dem Brustbein und müsse sauer aufstoßen. Woher die Beschwerden kämen, könne sie nicht genau sagen, auch wenn sie nicht zum ersten Mal aufgetreten seien. In der Vergangenheit kam sie in der Selbstmedikation mit dem Protonenpumpenhemmer Omeprazol gut zurecht. Eine Packung zu sieben Kapseln würde sie kaufen, wenn sich das Arzneimittel mit dem neuen Medikament vertrage. Seit einigen Wochen nehme sie Clopidogrel ein.
Analyse: Von der gleichzeitigen Einnahme von Clopidogrel und Omperazol ist abzuraten. Der Protonenpumpenhemmer ist ein Inhibitor von CYP2C19 und nimmt somit Einfluss auf den aktiven Metaboliten von Clopidogrel. Auch eine zeitlich versetzte Einnahme von zwölf Stunden kann zu einer verminderten Exposition des aktiven Metaboliten führen.
Clopidogrel wird zur Prävention atherothrombotischer Ereignisse eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise Herzinfarkt, ischämischer Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Außerdem können Erwachsene mit akutem Koronarsyndrom oder akutem Myokardinfarkt mit dem Thrombozytenaggregationshemmer behandelt werden. Die Patienten nehmen täglich eine Tablette zu 75 mg ein. Das Arzneimittel kann mit Acetylsalicylsäure kombiniert werden.
Clopidogrel ist ein Prodrug und muss durch CYP450-Enzyme in den aktiven Metaboliten umgewandelt werden. Dieser hemmt selektiv die Bindung von Adenosintriphosphat (ADP) an den Thrombozytenrezeptor sowie die anschließende ADP-vermittelte Aktivierung des Glykoproteinkomplexes, was in der Folge zur Hemmung der Thrombozytenaggregation führt. Die Bindung ist irreversibel und hemmt die Thrombozyten für ihre gesamte Lebenszeit von sieben bis zehn Tagen. Das Erreichen der normalen Thrombozytenaktivität ist somit mit der Zeit, die zur Neubildung der Thrombozyten benötigt wird, gleichzusetzen.
Omeprazol kommt als Magensäureblocker zur Behandlung von verschiedenen Ulzera und Helicobacter-pylori-Infektionen im Rahmen der Triple-Therapie, zur Prophylaxe und Therapie von gastrointestinalen Ulzera durch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Refluxkrankheit und Ösophagitis sowie dem Zollinger-Ellison-Syndrom zum Einsatz. Das Arzneimittel verhindert die Sekretion der Magensäure durch spezifische Hemmung der Protonenpumpe. Die verminderte Freisetzung der Magensäure ist dabei reversibel. Der Protonenpumpenhemmer ist säureempfindlich und mit einem magensaftresistenten Überzug versehen – die Resorption erfolgt im Dünndarm.
Das Prodrug gelangt über den Blutkreislauf an die Belegzellen im Magen und wird dort von der Säure in die eigentliche Wirkform überführt. Durch Bindung an die H+/K+-ATPase wird die Freisetzung von Magensäure irreversibel gehemmt. Die lange Wirkdauer beruht auf der Neubildung der Protonenpumpe, die etwa ein bis drei Tage in Anspruch nehmen kann.
Kommunikation: Der Kundin ist vorsichtshalber von der Kombination Omeprazol und Clopidogrel abzuraten. Die Beschwerden sollten zudem vom Arzt untersucht werden. Im Rahmen einer Studie wurde bei gleichzeitiger Einnahme eine verminderte Exposition gegenüber dem aktiven Clopidogrel-Metaboliten um etwa 40 Prozent festgestellt, die mit einer Abnahme der Hemmung der Thrombozytenaggregation um etwa 21 Prozent einherging.
Therapie: Eine ähnliche Wechselwirkung wird für Esomeprazol vermutet. Weniger ausgeprägt ist die Wechselwirkung mit den PPI Pantoprazol und Lansoprazol. In der Selbstmedikation sollte auf einen H2-Blocker oder Antazida ausgewichen werden.
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