Vorsicht bei Omega-3 und Cumarinen APOTHEKE ADHOC, 04.04.2018 12:00 Uhr
Omega-3-Fettsäuren werden verschiedene gesundheitsprotektive Eigenschaften zugesprochen. Wer die wöchentliche Ration Fisch nicht in seinen Ernährungsplan einbaut und den Bedarf auch mit pflanzlichen Quellen nicht deckt, greift zu Nahrungsergänzungsmitteln. Omega-3-Präparate können aber auch Teil der Therapie der Hypertriglyceridämie sein. In jedem Fall ist auf Wechselwirkungen mit der Dauermedikation zu achten. Vorsicht ist beispielsweise bei der Kombination mit oralen Antikoagulantien geboten.
Fall: Ein Kunde hat in verschiedenen Zeitschriften und im Internet über die positiven Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren gelesen. Da er kein Fisch isst, aber dennoch Herz und Gefäße schützen will, ist er nun auf der Suche nach einem entsprechenden Nahrungsergänzungsmittel. Zur Thrombose und Embolieprophylaxe wird er mit einem Vitamin-K-Antagonisten behandelt.
Analyse: Omega-3-Fettsäuren zählen zu den ungesättigten Fettsäuren und sind essenzielle Nahrungsbestandteile. Werden sie in großen Mengen substituiert, kann es in Kombination mit Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin und Phenprocoumon zu einer verstärkten Blutungsneigung kommen. Die verlängerte Blutungszeit kann auf einen Rückgang der Produktion von Thromboxan A2 zurückgeführt werden.
Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) gelten als besonders gesundheitsfördernd, die Fettsäuren sind vor allem in fettem Fisch wie Lachs, Makrele, Hering oder Thunfisch enthalten. Empfohlen werden mindestens zwei Fischmahlzeiten pro Woche. Einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren besitzen auch Leinöl und Chiaöl. Pflanzen enthalten jedoch hauptsächlich α-Linolensäure, wohingegen die Quellen aus dem Meer vorwiegend aus DHA und EPA bestehen. Die beiden langkettigen Fettsäuren können ab einer Dosierung von etwa einem Gramm täglich die Wirkung der Vitamin-K-Antagonisten verstärken.
Vitamin-K-Antagonisten vermindern die Vitamin-K-vermittelte Aktivierung der Gerinnungsfaktoren. Die Wirkung setzt nicht sofort ein, sondern erst, wenn alle noch im Körper vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht sind. Entdeckt wurde die Cumarin-Wirkung an Kühen, die an Blutungen verstarben, nachdem sie große Mengen an Steinklee gefressen hatten.
Die Dosierung erfolgt individuell und wird zum Beispiel durch die Bestimmung der Thromboplastin-Zeit eingestellt. Hierzu kann die Messung des International Normalized Ratio (INR) herangezogen werden. Die Blutgerinnung muss während der Therapie fortlaufend kontrolliert werden. Vitamin-K-Antagonisten werden zur Behandlung und Prophylaxe einer Thrombose und Embolie eingesetzt. Außerdem ist eine Langzeitbehandlung eines Herzinfarktes möglich, wenn ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen besteht.
Kommunikation: Von der Einnahme eines Omega-3-Präparates ohne Rücksprache mit dem Arzt ist abzuraten. Der Kunde sollte sich mit seinem behandelnden Arzt in Verbindung setzen.
Therapie: Stimmt der Mediziner der Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels zu, sollte der INR fortlaufend kontrolliert und überwacht werden. Gegebenenfalls kann der Arzt die Dosis des Antikoagulans anpassen. Vor allem Überdosierungen mit Omega-3-Fettsäure-haltigen Präparaten sollten vermieden werden.
Eine vergleichbare Wechselwirkung wird für Vitamin E und Arzneimitteln, die zur Blutgerinnungshemmung eingesetzt werden, beschrieben. Auch hier kann das Blutungsrisiko erhöht sein. Dies gilt sowohl für Thrombozytenaggregationshemmer – durch Hemmung von COX – als auch für Antikoagulantien – Hemmung von Thromboxan A2.