Pflanzliche Präparate werden von vielen Kunden meist als harmlose und sanfte Arzneimittel eingestuft. An Wechsel- oder Nebenwirkungen denken die wenigsten. Für Johanniskraut sind jedoch Wechselwirkungen mit Antikoagulantien, einigen Antidepressiva, Digitoxin oder HIV-Medikamenten bekannt. Aber auch bei Immunsuppressiva ist Vorsicht geboten.
Fall: Eine Kundin klagt nach schwerer Krankheit über leichte depressive Verstimmungen. Sie fühlt sich antriebslos und verlangt nach einem stimmungsaufhellenden Präparat. Sie habe einiges über Johanniskraut gehört und möchte das pflanzliche Arzneimittel ausprobieren, da sie bereits das Immunsuppressivum Ciclosporin einnehmen muss.
Analyse: Die gleichzeitige Einnahme von Johanniskraut und Ciclosporin ist nicht zu empfehlen. Die Kundin sollte beide Arzneimittel nicht zusammen einnehmen, da die immunsuppressive Wirkung herabgesetzt wird. Johanniskraut senkt die Plasmakonzentration von Ciclosporin und senkt so die Wirkung.
Johanniskraut ist in der Selbstmedikation bei leichten vorübergehenden depressiven Verstimmungen zugelassen. Nimmt die Schwere der Depression zu oder handelt es sich um eine mittelschwere bis schwere depressive Verstimmung unterliegen Johanniskrautpräparate der Verschreibungspflicht und werden von den Krankenkassen erstattet. Zudem gehört die Behandlung in ärztliche Hände.
Empfohlen ist eine Dosierung von 900 mg Johanniskraut pro Tag. Betroffene können die Dosis einmal täglich einnehmen. Die Wirkung baut sich zu Beginn der Behandlung auf und erreicht nach etwa 14 Tagen ihr Optimum. Patienten sollten darüber informiert werden, um einen vorzeitigen Therapieabbruch zu vermeiden. Die Therapie kann über zwei bis drei Monate fortgeführt werden.
Die antidepressiven, angstlösenden und stimmungsaufhellenden Eigenschaften der Pflanze können auf Hyperforin zurückgeführt werden. Der Inhaltsstoff soll die Wiederaufnahme bestimmter Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptische Nervenzelle hemmen und deren Abbau verhindern. Somit wirkt das pflanzliche Präparat wie ein synthetisches Antidepressivum und erhöht die Konzentration an Neurotransmittern im synaptischen Spalt. Außerdem wird eine Hemmung der Monoaminooxidase für den Gesamtextrakt in Betracht gezogen.
Ciclosporin ist ein Immunsuppressivum, das beispielsweise nach Organ- oder Knochenmarktransplantationen sowie bei Psoriasis oder Rheumatoider Arthritis eingesetzt werden kann. Das Arzneimittel soll unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit nach einem festen Dosierschema geschluckt werden. Empfohlen ist eine zweimal tägliche Gabe unabhängig von den Mahlzeiten.
Der Calcineurin-Inhibitor ist gegen Lymphozyten gerichtet. Die Substanz bindet an Cyclophilin und hemmt die calciumabhängige Phosphatase. Ist Calcineurin in seiner Aktivität gehemmt, bleiben Genaktivierung und Transkription von beispielsweise Interleukinen aus.
Kommunikation: Das Immunsuppressivum ist ein Substrat von CYP3A und P-Glykoprotein – Johanniskraut ist ein Induktor von CYP450 und P-Glykoprotein. Daher ist der Kundin von der Kombination abzuraten. Nur ein Arzt kann der Kombination zustimmen und muss entsprechend die Dosierung von Ciclosporin anpassen.
Therapie: Je nach Schwere der depressiven Verstimmung sollte die Patientin einen Arzt konsultieren und sich in psychologische Behandlung begeben. Alternativ kann anthroposophisch mit Neurodoron von Weleda behandelt werden. Gold, Quarz und Kalium phosphoricum sollen das innere Gleichgewicht wieder herstellen. Quarz hat strukturgebende Eigenschaften, Gold soll die Mitte stärken und mit Licht durchfluten und Kalium ist das „Mineral der Nerven“. Linderung könnte auch das Lavendelöl in Lasea bewirken. Lavendelöl reguliert den Einstrom von Calcium in die Nervenzelle und vermindert so die Ausschüttung erregender Neurotransmitter.
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