Schlafmittel können nach mehreren schlaflosen Nächten der Retter in der Not sein. Etwa jeder vierte Deutsche leidet unter Schlafstörungen, kommt dann noch eine Erkältung hinzu, steigt der Leidensdruck. Wer jedoch Hilfe aus Apotheke sucht, sollte Interaktionen mit anderen Arzneimitteln abklären. Eine Wechselwirkung besteht beispielsweise bei Ciprofloxacin und Zolpidem.
Fall: Eine junge Frau leidet an einem Infekt der oberen Atemwege. In diesem Zuge hat der Arzt ein Antibiotikum verordnet. Gleichzeitig gibt die Frau an, unter Schlafstörungen zu leiden und von einem anderen Arzt ein Schlafmittelrezept erhalten zu haben. Verordnet sind Ciprofloxacin und Zolpidem.
Analyse: Für die unterschiedlichen Verordnungen ergeben sich zwei Probleme. Zum einen soll das Antibiotikum nicht mehr verordnet werden, wenn antibiotische Therapiealternativen vorliegen. Und zum anderen besteht zwischen den Arzneistoffen eine Wechselwirkung. Denn Ciprofloxacin kann den Blutspiegel von Zolpidem erhöhen. Eine Kombination wird daher nicht empfohlen.
Ciprofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Gyrasehemmer, der Fluorchinolone mit breitem Wirkspektrum. Die bakterizide Wirkung beruht auf einer Verhinderung der DNA-Replikation durch Hemmung der Topoisomerase. Die Tabletten werden je nach Art und Schwere der Infektion zweimal täglich über bis zu 14 Tage eingenommen. Dabei ist ein Zeitabstand von zwölf Stunden einzuhalten. Das Arzneimittel kann unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden, jedoch nicht zusammen mit Milch- und Milchprodukten. Eine Nüchterngabe kann die Resorption des Wirkstoffes beschleunigen.
Der Abstand zu Milch- und Milchprodukten sollte etwa zwei bis drei Stunden betragen, da das enthaltene Calcium mit dem Antibiotikum einen schwer resorbierbaren Komplex bildet. Die verminderte Aufnahme kann die antibiotische Wirkung in einem klinisch relevanten Ausmaß beeinträchtigen.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnt bereits seit längerem vor den Fluorchinolonen. Diese als Breitbandantibiotika verwendeten Wirkstoffe können Nebenwirkungen verursachen, die unter Umständen zu bleibenden Beeinträchtigungen führen können. Die Antibiotika können Sehnenschäden in Form von Entzündungen oder Rissen verursachen. Die Ruptur der Achillessehne wird dabei als besonders gefährlich angesehen und tritt mit erhöhtem Risiko bei älteren Personen ab dem 60. Lebensjahr auf. Die unerwünschte Arzneimittelwirkung kann bereits wenige Stunden nach der Einnahme auftreten oder bis zu vier Wochen nach Therapieende.
Zolpidem zählt zu den benzodiazepinähnlichen Stoffen und kann zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen eingesetzt werden. Das Sedativum sollte nur eingesetzt werden, wenn es sich um eine schwere Schlafstörung handelt, die ein übermäßiges Leiden hervorruft.
Das Imidazopyridin besitzt sedative Eigenschaften. Die Wirkung beruht auf einer spezifischen, agonistischen Aktivität am GABAA-Rezeptor. In der Folge werden die Chloridkanäle geöffnet und durch den Einstrom eine zentrale Hemmung verursacht. Die Therapiedauer sollte so kurz wie möglich sein. Um Entzugserscheinungen vorzubeugen, sollte das Arzneimittel ausgeschlichen und nicht abrupt abgesetzt werden. Die empfohlene Dosis beträgt 10 mg vor dem Zubettgehen.
Das Hypnotikum wird zum größten Teil über CYP3A4 metabolisiert. Inhibitoren des Isoenzyms können den Plasmaspiegel von Zolipdem steigen lassen, da der Abbau verhindert wird. In der Folge kann sich die sedative Wirkung verstärken, Schwindel, emotionale Dämpfung oder Schläfrigkeit können auftreten. Ein Makrolid-Antibiotikum würde daher ebenfalls eine Wirkspiegelerhöhung hervorrufen.
Kommunikation: Der Kundin ist von einer gleichzeitigen Einnahme beider Arzneistoffe abzuraten. Nach Rücksprache mit dem Arzt könnte auf anderes Antibiotikum oder ein anderes Schlafmittel ausgewichen werden.
Therapie: Im Rahmen der Selbstmedikation könnte beispielsweise auf das chemische Doxylamin ausgewichen werden, wenn eine sofortige Wirkung erforderlich ist. Pflanzliche Präparate mit Baldrian, Passionsblume oder Lavendel können als sanfte Alternativen eingesetzt werden. Jedoch entfaltet der Baldrian seine schlaffördernde Wirkung erst nach einigen Tagen in vollem Maß. Die Einnahme von pflanzlichen Arzneistoffen zur Behandlung des Schnupfens kann zusätzliche Linderung verschaffen. Auch eine Inhalation kann helfen, das Sekret aus den Nebenhöhlen zu lösen. Vorsicht ist jedoch bei Asthmatikern geboten, hier ist von einer Inhalation mit ätherischen Ölen abzuraten.
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