Vorsicht bei Carbamazepin und der Pille APOTHEKE ADHOC, 14.08.2017 12:55 Uhr
Hormonelle Verhütungsmethode oder nicht – ist eine Dauermedikation einer Grunderkrankung notwendig, ist die Kontrazeption gezielt auszuwählen. Nicht in jedem Fall kann die Pille eingenommen werden. Das pharmazeutische Personal muss auf Wechselwirkungen achten, beispielsweise bei Carbamazepin und Ethinylestradiol.
Fall: Eine junge Frau möchte ein Rezept über ein orales Kontrazeptivum einlösen. Verordnet ist ein Kombinationspräparat aus Levonorgestrel und Ethinylestradiol. Die Frau gibt an das Antiepileptikum Carbamazepin einzunehmen.
Analyse: Bei gleichzeitiger Einnahme der Pille und des Antiepileptikums kann es zu einer Wirkungsabschwächung des Kontrazeptivums kommen. Zudem sind auch Zwischenblutungen möglich.
Carbamazepin kann bei Epilepsien unterschiedlicher Anfallsarten eingesetzt werden. Zugelassen sind Arzneimittel zur Behandlung einfacher sowie komplexer partieller Anfälle und Grand mal, aber auch zur Therapie gemischter Epilepsieformen. Außerdem kann Carbamazepin bei Trigeminusneuralgie, schmerzhafter diabetischer Neuropathie, nichtepileptischen Anfällen bei Multipler Sklerose, zur Anfallsverhütung bei Alkoholentzugssyndrom oder zur Prophylaxe manisch-depressiver Phasen beim Versagen einer Lithiumtherapie eingesetzt werden.
Zur Epilepsiebehandlung nimmt die Kundin Retardtabletten ein. Die Anwendung wird auf zwei Gaben pro Tag aufgeteilt. Zu Beginn der Therapie wird das Arzneimittel einschleichend verabreicht, dazu werden am Abend 200 bis 300 mg eingenommen. Zur Erhaltungsdosis werden morgens 200 bis 600 mg und abends 400 bis 600 mg verabreicht. Die Einnahme erfolgt während oder nach einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit.
Carbamazepin ist ein Dibenzoazepin-Derivat, dessen Wirkung auf eine Inaktivierung der Natriumkanäle an den Nervenzellen zurückgeführt werden kann. Somit wird die Erregbarkeit der Nervenbahnen verringert. Konvulsive Entladungen bleiben aus – die synaptische Übertragung wird gehemmt.
Die Kombination aus Levonorgestrel und Ethinylestradiol ist in verschiedenen Kombinationspräparaten zur oralen Kontrazeption enthalten. Es stehen unterschiedliche Konzentrationen zur Verfügung. Ein Beispiel ist Asumate (Exeltis). Die Fixkombination aus Estrogen und Gestagen verhindert zum einen den Eisprung und verändert zum anderen den Zervixschleim.
Kommunikation: Carbamazepin ist ein Induktor von Cytochrom P450 und verstärkt so den Abbau des Kontrazeptivums. Die erhöhte Clearance geht mit einer verminderten Wirksamkeit einher. Die Folgen können Durchbruchblutungen und kontrazeptives Versagen sein.
Therapie: Das Kontrazeptivum ist vom Arzt anzupassen. Bei der Wahl einer hormonellen Verhütung sollte das Kontrazeptivum mehr als 50 µg Ethinylestradiol enthalten. Zudem sind andere, nichthormonale Verhütungsmethoden empfohlen.
In Frage kommen beispielsweise neben Kondomen weitere Barrieremethoden wie Diaphragmen in Kombination mit einem Spermizid. Durch Auflösung der Zellmembranen der Spermien verlieren diese ihre Befruchtungsfähigkeit. Spermizide können in Form von Gelen etwa zehn bis fünfzehn Minuten vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt werden. Der Schutz hält maximal eine Stunde. Eine weitere Möglichkeit sind hormonfreien Kupferspiralen. Die Kupferionen verändern das Gebärmuttermilieu – Spermien sind nicht mehr befruchtungsfähig. Zudem wird die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut verhindert.