Vorsicht bei ASS und Glibenclamid APOTHEKE ADHOC, 23.08.2017 12:30 Uhr
Fast jeder hat schon einmal eine Kopfschmerzattacke erlebt. So individuell der Schmerz ist, so individuell muss auch das passende Medikament gefunden werden. Dabei sollten Wechsel- und Nebenwirkungen sowie Kontraindikationen im Blick behalten werden. Vorsicht ist beispielsweise bei der Kombination von Sulfonylharnstoffen und ASS geboten.
Fall: Eine ältere Kundin klagt über Kopfschmerzen und verlangt ein Analgetikum mit Acetylsalicylsäure (ASS). Eine Brausetablette soll es sein, Tabletten könne sie schlecht schlucken. Sie müsse ohnehin schon Antidiabetika einnehmen. Unter anderem Glibenclamid.
Analyse: Von der Kombination ASS und Glibenclamid ist der Kundin abzuraten. Beide Wirkstoffe sollten nur nach Rücksprache mit dem Arzt kombiniert werden. ASS kann in hohen Dosen die Wirkung von oralen Antidiabetika erhöhen und somit eine Hypoglykämie verursachen.
Glibenclamid gehört zur Stoffgruppe der Sulfonylharnstoffe. Die Substanz kann bei Diabetes Typ 2 eingesetzt werden. Die blutzuckersenkende Eigenschaft beruht auf der Erhöhung der Insulinfreisetzung aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dabei ist die Wirkung von der Glucosekonzentration der Umgebung der Beta-Zellen unerheblich. Glibenclamid blockiert die Kaliumkanäle der Beta-Zellen. Somit findet kein Kaliumausstrom mehr statt, es kommt zu einer Depolarisation – die spannungsabhängigen Calciumkanäle öffnen sich, Calcium strömt ein und eine Insulinausschüttung wird bewirkt. Voraussetzung für den Einsatz von Glibenclamid ist eine bestehende Insulinproduktion.
Der Arzneistoff wird in der Regel einmal täglich vor dem Frühstück oder einer Hauptmahlzeit eingenommen. Patienten dürfen während der Therapie keine Hauptmahlzeit auslassen. Die häufigste Nebenwirkung ist eine Unterzuckerung.
ASS wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend, fiebersenkend und blutverdünnend. Das nicht-steroidale-Antirheumatikum (NSAR) hemmt die Cyclooxigenase-1 (COX-1) und verhindert so die Prostaglandinsynthese. Dosiert werden 500 mg bis 1000 mg als Einzelgabe, die maximale Tagesdosis beträgt 3000 mg. Zudem hemmt der Wirkstoff durch Blockade der Synthese von Thromboxan-A die Thrombozytenaggregation. Die Dosierung liegt für die blutverdünnende Wirkung bei 75 bis 300 mg täglich.
Das Analgetikum besitzt eine hohe Plasmaproteinbindung und konkurriert mit dem oralen Antidiabetikum. Glibenclamid kann aus seiner Bindung verdrängt werden, somit liegt der Arzneistoff in seiner freien Wirkform vor. Die blutzuckersenkende Wirkung wird verstärkt und eine Hypoglykämie ist möglich.
Kommunikation: Die Kundin muss auf die mögliche Wirkverstärkung des oralen Antidiabetikums hingewiesen werden und sollte mit dem Arzt Rücksprache halten und die Einnahme besprechen. Eine mögliche Gefahr besteht ab etwa 1,5 g ASS pro Tag, ebenso bei der Kombination von ASS und Insulin.
Therapie: Im Rahmen der Selbstmedikation kann auf Paracetamol, das eine geringe Plasmaproteinbindung besitzt, ausgewichen werden. Paracetamol kann bei leichten bis mäßigen Schmerzen eingesetzt werden. Erwachsene nehmen als maximale Einzeldosis 1000 mg ein, am Tag sollte die Einnahme 4000 mg nicht überschreiten.
Kopfschmerzgeplagte sollten auf eine ausreichende Trinkmenge achten, empfohlen sind 1,5 Liter pro Tag. Wer die Beschwerden alternativ behandeln will, kann homöopathische Präparate mit Gelsemium anwenden. Wer ein Minzöl auf die Schläfen aufträgt, kann sich ebenfalls Linderung verschaffen. Kunden sollte im Rahmen der Selbstmedikation Schmerzmittel nur maximal an drei aufeinander folgenden Tagen und nicht häufiger als zehn Tage pro Monat einnehmen.