Vorsicht bei ASS und Citalopram APOTHEKE ADHOC, 29.11.2018 14:59 Uhr
Acetylsalicylsäure (ASS) ist nicht nur ein häufig eingesetztes Schmerzmittel, sondern findet auch zur Thrombozytenaggregationshemmung Anwendung. Doch einfach so sollte man den „Blutverdünner“ nicht einsetzten. Es sind sowohl Neben- als auch Wechselwirkungen möglich, beispielsweise mit Citalopram.
Fall: Eine Kundin wird seit Längerem mit Citalopram behandelt. Auf das Arzneimittel ist sie gut eingestellt. Sie habe gehört, die Einnahme von niedrig dosierter ASS könne das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt senken. Daher habe sie sich entschieden, ein entsprechendes Arzneimittel einzunehmen.
Analyse: Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram können in Kombination mit niedrig dosierter ASS das Risiko für gastrointestinale Blutungen erhöhen. Das Phänomen ist auf synergistische Effekte zurückzuführen. SSRI können den Serotonin-Spiegel der Thrombozyten beeinflussen. In der Folge wird das Blutungsrisiko durch Beeinflussung der Hämostase gesteigert. Vorsicht ist auch bei einer Kombination von SSRI mit Antikoagulantien geboten.
Serotonin ist ein Neurotransmitter sowie ein Gewebshormon und in vielen Stellen im Körper zu finden: im Gehirn als Botenstoff des Zentralnervensystems, im Magen-Darm-Trakt zur verbesserten Darmbewegung. Im Blut zirkuliert der Stoff frei und kann im Fall einer Verletzung durch Vasokonstriktion der kleinen Blutgefäße und verstärkte Trombozytenaggregation zu einer besseren Wundheilung verhelfen.
Der als Glückshormon bezeichnete Wirkstoff hat eine stimmungsaufhellende Wirkung und spielt im zentralen Nervensystem eine wichtige Rolle bei der Regulation von Depressionen und Ängsten. Die Wirkung von Citalopram beruht auf der selektiven Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin durch die präsynaptischen Nervenzellen. Die Konzentration des Neurotransmitters im synaptischen Spalt steigt – Ängste, Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Depression werden vermindert.
Patienten nehmen die Medikation einmal täglich unabhängig von den Mahlzeiten ein. Der erste stimmungsaufhellende Effekt setzt meist nach etwa 14 Tagen ein, die volle Wirkung nach etwa sechs bis acht Wochen. Zu Beginn der Therapie können auch suizidale Gedanken verstärkt auftreten. Die Nebenwirkungen sind im Vergleich zu den trizyklischen Antidepressiva geringer. Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen.
ASS zählt zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenase-1 (COX-1). In der Dosierung zu 100 mg wird das Arzneimittel zur Standardtherapie von instabiler Angina pectoris oder akutem Myokardinfarkt eingesetzt. Außerdem können ASS-Präparate zur Reinfarktprophylaxe oder nach arteriellen gefäßchirurgischen Eingriffen eingesetzt werden. Patienten nehmen die Tabletten einmal täglich nach einer Mahlzeit ein, sofern diese nicht magensaftresistent überzogen sind.
In der niedriger Dosierung von 75 bis 300 mg hemmt ASS irreversibel die Thrombozytenaggregation. Ursache ist eine Acetylierung der COX und die daraus resultierende Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. In höheren Dosierungen von 500 bis 1000 mg überwiegt die schmerzstillende Wirkung des Arzneistoffes. Die Tageshöchstdosis von 3000 mg sollte nicht überschritten werden.
Kommunikation: Die Deutsche Herzstiftung rät von einer regelmäßigen ASS-Einnahme gesunder Menschen ab. Zwar lasse sich mit ASS auch bei Menschen, die keine Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall besitzen, die Gefahr für diese fatalen Ereignisse reduzieren. Der Nutzen bei Gesunden ist so gering, dass die Gefahr eventueller Nebenwirkungen wie gastronintestinaler Blutungen, die unter ASS auftreten können, normalerweise überwiegt, unterstreicht die Deutsche Herzstiftung.