Statine sind für die Regulierung der Lipidspiegel von großer Bedeutung. Die Wirkstoffe bergen verschiedene Nebenwirkungen und treten mit anderen Wirkstoffen in Wechselwirkung – mit zum Teil schweren Folgen. Vorsicht ist beispielsweise bei der Kombination mit Amiodaron geboten.
Fall: In der Apotheke liegen zwei Rezepte unterschiedlicher Ärzte vor. Verordnet sind Atorvastatin und Amiodaron. Der Lipidsenker wurde nach einer Blutuntersuchung angesetzt und ist dem Kunden noch nicht bekannt.
Analyse: Schnell wird deutlich, dass es sich um eine Kombination handelt, die für den Kunden gefährlich werden kann. Amiodaron kann den Atorvastatin-Spiegel erhöhen und so schwere Muskelschäden – bis zur Rhabdomyolyse, verursachen. Der Grund liegt in der Hemmung des Isoenzyms CYP3A4 durch Amiodaron. Beide Wirkstoffe konkurrieren um das Enzym – denn Atorvastatin wird über das Cytochrom-Enyzmsystem metabolisiert. Wird weniger Statin abgebaut, steigt der Spiegel und Myopathie und Rhabdomyolyse können die Folgen sein.
Amiodaron ist ein Antiarrhythmikum der Klasse III und hemmt den Kaliumausstrom in Phase III des Aktionspotentials im Myokardgewebe – Repolarisationsdauer und Refraktärperiode des Aktionspotentials werden verlängert. Der Wirkstoff ist Mittel der zweiten Wahl bei symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen. Das Arzneimittel muss eingeschlichen werden, bis nach acht bis zehn Tagen die Erhaltungsdosis erreicht ist. Die Tabletten sollen unzerkaut während oder nach einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.
Atorvastatin zählt zu den 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzym A (HMG-CoA)-Reduktase-Hemmern. Das Enzym ist maßgeblich an der Biosynthese von Cholesterin beteiligt. Der Wirkstoff senkt den LDL-Spiegel. Atorvastatin kann die Konzentration von Plasmacholesterin und Lipoproteinen im Serum senken. Die Cholesterinbiosynthese in der Leber nimmt in der Folge ab und die Zahl der hepatischen LDL-Rezeptoren wird erhöht. Dadurch können Aufnahme und Abbau von LDL beschleunigt werden.
Kommunikation: Eine Rücksprache mit dem Arzt ist unerlässlich. Eine kombinierte Einnahme der Arzneimittel wird nicht empfohlen, da sich durch den Anstieg der Atorvastatin-Spiegel die Nebenwirkungen verstärken können. Das Risiko für Myopathien oder eine Zerstörung der quergestreiften Muskelfasern nimmt zu.
Therapie: In Rücksprache mit dem Arzt sollte auf ein anderes Statin ausgewichen werden. Geeignet sind Pravastatin, Fluvastatin, Rosuvastatin oder Pitavastatin, die nicht signifikant über CYP3A4 metabolisiert werden. Zum anderen sollte die niedrigste Maximaldosis gewählt werden. Nach Dosisanpassung, wird eine klinische Kontrolle empfohlen.
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