N-Acetylcystein (NAC) und Ambroxol gehören zu den Topsellern bei verschleimtem Husten. Doch beide Wirkstoffe sind nicht für alle Hustengeplagte einsetzbar. Unter anderem sollte NAC nicht von Asthmatikern angewendet werden.
Bei verschleimtem Husten kommen Hustenlöser, sogenannte Expektorantien zum Einsatz. Dabei wird in Mukolytika, die den zähen Schleim verflüssigen, Sekretolytika, die die Bildung von dünnflüssigem Schleim fördern, sowie Sektretomotorika, die den Schleimabtransport fördern, unterschieden.
Ambroxol zählt in Deutschland zu den am häufigsten verwendeten Schleimlösern. Ambroxol werden Sekretolyse-ergänzende Effekte auf Grund einer Blockade der spannungsabhängigen Natriumkanäle zugesprochen. Außerdem kann der Arzneistoff neurogene Entzündungen mindern. Ambroxol besitzt auswurffördernde, antioxidative, entzündungshemmende, schleimlösende und lokalanästhetische Eigenschaften. Zudem zeigen Studien, dass Ambroxol die Konzentration verschiedener Antibiotika wie beispielsweise Amoxicilin und Cefuroxim erhöhen kann. Außerdem werden dem Arzneistoff lokalanästhetische Eigenschaften durch Blockade der Natriumkanäle an C-Fasern zugesprochen. Daher kann Ambroxol auch bei Halsschmerzen angewendet werden.
NAC ist ein Derivat der Aminosäure Cystein, die zur Bildung von Glutathion benötigt wird und Entgiftungsprozesse in Gang setzt. Der Arzneistoff besitzt sekretolytische und sekretomotorische Eigenschaften auf den Bronchialtrakt. Vermutlich sprengt NAC die Disulfidbrücken des Schleims und setzt dessen Viskosität herab. Dem Wirkstoff wird ein doppelt antioxidativer Effekt zugesprochen. NAC wird in der Leber deacetyliert. Es ensteht Cystein, das bei der Glutathion-Synthese von Bedeutung ist. Gluthation ist ein Antioxidans und Enzymkofaktor. Zudem wird NAC als einziges Mukolytikum in die EU-Liste der unverzichtbaren Arzneimittel geführt. N-Acetylcystein kommt außerdem als Antidot bei Paracetamol-Überdosierungen zum Einsatz.
NAC besitzt eine Halbwertszeit von einer Stunde, Ambroxol hingegen von zehn Stunden. Zudem ist für NAC eine unspezifische Distribution in Lunge, Leber und Niere bekannt. Zum Vergleich: Ambroxol wird eine spezifische Distribution mit einer 15 bis 20 Mal höheren Konzentration im Lungengewebe als im Blut zugeschrieben.
Ambroxol kann auch von Asthmapatient:innen angewendet werden; bei NAC ist Vorsicht geboten. In seltenen Fällen sind Atemnot und Bronchospasmen als unerwünschte Arzneimittelwirkungen möglich – überwiegend bei Patient:innen mit hyperreaktivem Bronchialsystem bei Asthma bronchiale.
Für NAC sind Wechselwirkungen mit Antibiotika und Nitroglycerin möglich. Daher sollte zur Einnahme eines Antibiotikums ein Abstand von zwei Stunden eingehalten werden. Möglich ist unter anderem eine Wechselwirkung mit Penicillin V. Der Grund: Der Schleimlöser ist ein Derivat der Aminosäure Cystein. Penicillin-bindende-Proteine, die maßgeblich an der Zellwandsynthese von pathogenen Keimen beteiligt sind und Cystein besitzen eine Thiolgruppe. Dies ist der Grund warum das Antibiotikum sowohl mit den Bakterien als auch dem Arzneistoff in Interaktion tritt. Der Hustenlöser inaktiviert den antibiotischen Wirkstoff schon bevor er mit dem Bakterium in Kontakt kommt. NAC öffnet den Beta-Lactam-Ring bereits im Magen und überführt den Wirkstoff in seine inaktive Form die Penicilloinsäure. Für Ambroxol sind keine relevanten Wechselwirkungen mit antibiotischen Wirkstoffen bekannt.
Zudem kann NAC erst ab einem Alter von zwei Jahren angewendet werden. Ambroxol ist hingegen für alle Altersgruppen geeignet.
APOTHEKE ADHOC Debatte