In Deutschland leben 28 Millionen Haustiere. Für Apotheker sind ihre Besitzer eine interessante Zielgruppe – beim vierbeinigen Freund oder der Lieblings-Boa wird nicht gespart, wenn sie gesundheitliche Probleme haben. Auch die Versandapotheke Sanicare hat das Potenzial erkannt und bietet jetzt eine Telefon-Tiersprechstunde an.
Am Telefon sitzt Dorothea Schulte, PTA mit einem Herz für Tiere. Ein Leben ohne Vierbeiner wäre für sie unvorstellbar. Als Kind lebte sie in einem kleinen Tierparadies: „Mein Vater war Vogelfreund, er hatte eine Kanarien- und eine Papageienzucht. In einem gepachteten Gehege hielt er Damwild.“ Mit sieben Jahren bekam sie ihren ersten Hund: Cockerspaniel „Cherry“. Später, als sie in einer Kleintierklinik als Tiermedizinische Fachangestellte arbeitete, kamen noch einige Tiere dazu: „Im Klinikalltag blieb das eine oder andere Tier ‚übrig‘, wir kümmerten uns im Kollegenkreis um sie.“
Mit skurrilen Problemen bei Tieren kennt sie sich aus. Einer der spektakulärsten Fälle ihres Berufslebens war die Einlieferung einer sechs Meter langen Boa, die einen Kronkorken verschluckt hatte. „Wir standen vor dem Problem, das Tier röntgen zu müssen.“ Da die Röntgenplatten nur 40 Zentimeter lang sind, gelang dies nur stückchenweise. Eine mühselige Prozedur, die sich lohnte. Die Boa wurde operiert und überlebte die falsche Snack-Wahl.
Von 2007-2010 machte Schulte aus gesundheitlichen Gründen an der Völker-Schule Osnabrück eine Umschulung zur PTA. Vor 17 Jahren wechselte sie als PTA zu Sanicare, sie arbeitet in der Apotheke in Bad Laer. Ihre Kompetenz in Sachen Tierhaltung sprach sich unter den Kunden schnell herum, sie kamen mit kleinen und großen Problemen ihrer vierbeinigen Lieblinge zu ihr. Bis zur Idee mit der telefonischen Tiersprechstunde war es dann nur noch ein kleiner Schritt. Jeden Donnerstag zwischen 10 und 12 Uhr beantwortet sie unter der Telefonnummer 05424-6470 444 alle Fragen rund um das Thema Tiergesundheit. Darüber hinaus finden Tierhalter auf der Internetseite Ratschläge zu vielen Tierhalter-Themen.
Ein Anruf bei der Expertin ersetzt nicht den Gang zum Tierarzt, wenn der Hund, die Katze oder der Kanarienvogel krank ist. Aber sie berät in aktuellen Fragen und kann abschätzen, wie ernst die Beschwerden sind. Die Themen sind vielfältig und reichen von Zeckenbefall, Fellpflege und Futtermittelergänzung bis zu Bewegungstipps, Prophylaxe und „Barf“. Bei dieser unter Tierbesitzern viel diskutierten Methode zur Ernährung fleischfressender Haustiere werden die Fressrationen aus frischem oder tiefgekühltem Fleisch, Innereien, Knochen, Fisch, Obst und Gemüse zusammengestellt. Die Grundphilosophie von Barf geht davon aus, dass für Hunde eine Ernährung wie bei frei lebenden Wölfen optimal ist. Kritiker bemängeln unter anderem, dass dabei gesundheitsschädigende Mangelerscheinungen (Vitamine, Mineralstoffe) entstehen können.
„Für mich wäre es nichts, weil es zeitlich viel zu aufwändig ist. Ernährung sollte bedarfsgerecht sein“, sagt die Expertin, „Tiere sollten keine Tischabfälle bekommen, weil die Speisen gewürzt sind.“ Auch Süßes nach Menschenart sollte ein Tabu sein: „Eine große Menge Schokolade kann bei Hunden eine Vergiftung hervorrufen.“ Und wenn der Mensch den bettelnden Tierblicken nicht widerstehen kann? „Kleine Stückchen Schinken- oder Leberwurst sind erlaubt, von der Menge her ist es natürlich ein Unterschied, ob ein Rauhaardackel oder eine Dogge ein Leckerchen bekommt.“ Darüber hinaus sollte man sich in den Futtermittelhäusern beraten lassen: „Dort arbeiten Experten, die sich gut auskennen.“ Ihre Hunde bekommen „sehr gutes Trockenfutter und hin und wieder Rohkost“. Besonders Möhren sind bei ihren Tieren sehr beliebt.
Warum braucht der Mensch Tiere? „Es gibt immer mehr Single-Haushalte, viele Menschen vermissen Sozialkontakte. Mit einem Tier kann er sie, zum Beispiel beim Gassigehen, knüpfen. Man trifft Gleichgesinnte, kommt mit Menschen ins Gespräch“, erklärt sie. Ein Leben ohne Tier ist für sie undenkbar: „Tiere sind eine große Verantwortung und machen Arbeit, aber sie geben einem sehr viel. Sie lieben dich und sind selbstlos für einen da.“ Mit ihrem Mann und ihren beiden Hunden macht sie viele Spaziergänge und Hundesport. Eine gute Erziehung ihrer Tiere ist für sie unverzichtbar: „Es wäre von Vorteil, wenn alle Hunde eine Schule besuchten. Man lernt als Halter, den Hund zu ‚lesen‘ und einzuschätzen, was er als nächstes machen wird.“
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