Verminderte Sehkraft durch Phosphat-Puffer Nadine Tröbitscher, 06.01.2017 12:30 Uhr
Heizungsluft, Computerarbeit, Kontaktlinsen, Arzneimittel oder Erkrankungen können Ursache für ein trockenes Auge sein. Besonders am Abend leiden die Betroffenen unter den Beschwerden, die durch die verminderte Tränenproduktion entstehen können. In der Beratung sind nicht nur die Wirkstoffe zu beachten, sondern es sollte auch Augenmerk auf die Zusatzstoffe gelegt werden. Denn bestimmte Puffersysteme können zu Calciumablagerungen führen.
Fall: Eine junge Frau klagt über ein sandiges Gefühl in den Augen, die ebenfalls gerötet sind. Besonders am Abend verspürt sie ein Brennen und möchte die müden Augen am liebsten geschlossen halten. Sie arbeitet den ganzen Tag am Computer und hat das Gefühl, dass sich der Zustand über den Tag verschlechtert. An der frischen Luft beginnen die Augen zu tränen. Sie vermutet, nicht unter an einem trockenen Auge zu leiden, denn es sei ja viel Tränenflüssigkeit vorhanden.
Eine Freundin habe ihr Augentropfen zum Probieren gegeben, jedoch hätten diese gebrannt und waren nicht mit ihren Kontaktlinsen verträglich. Das neue Produkt soll die Symptome lindern und mit den Linsen kompatibel sein. Sie habe von speziellen Pumpsystemen gehört, die keine Konservierung benötigen und trotzdem lange haltbar sind. Außerdem komme sie mit den kleinen Pipetten nicht zurecht und könne diese an einem Tag nicht aufbrauchen.
In der letzten hatte die falsche Handhabung der Kontaktlinsen zu einer leichten Verletzung der Hornhaut geführt. Die Abschilferung sei noch nicht vollständig abgeheilt, daher müsse sie zur Zeit wieder ihre Brille tragen.
Analyse: Das trockene Auge ist eine Benetzungstörung aufgrund einer verminderten Tränenproduktion oder kann eine Folge einer verstärkten Verdunstung sein. Häufig auftretende Symptome können Brennen oder Jucken, tränende oder müde Augen, Lichtempfindlichkeit, geschwollene Lider oder Rötung sein. Das Auge wird auf natürlichem Wege durch den Lidschlag regelmäßig befeuchtet.
Der Tränenfilm, der aus mehreren Schichten und Komponenten besteht, benetzt die Lidinnenseite, die Horn- und Bindehaut. Wird der Augapfel nicht mehr glatt und geschmeidig gehalten, ist das Auge vor Irritationen und Infektionen ungeschützt.
Die Rötung der Augen kann durch eine Mangelversorgung der Hornhaut entstehen. Ist das Auge trocken, wird die Hornhaut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. „Das Fenster zur Welt“ besitzt selbst keine eigene Blutgefäße und ist somit auf den Sauerstoff aus dem Tränenfilm angewiesen. Die Hornhaut wird über die Blutgefäße der Bindehaut mit Sauerstoff versorgt. Dieser Prozess tritt vermehrt in der Nacht auf, was zu einer Rötung am Morgen führen kann.
Die Verletzung der Hornhaut muss bei der Wahl der befeuchtenden Tropfen beachtet werden, denn die Verwendung von speziellen pH-Puffersytstemen kann die verletzte Hornhaut zusätzlich trüben.
Kommunikation: Für die Therapie trockener Augen stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Geeignet sind Hypromellose, Hyaluronsäure, Carmellose oder Ectoin. Besonders der Hyaluronsäure wird eine lange befeuchtende Wirkung zugesprochen. Das Molekül bindet Wasser und versorgt das Auge mit Feuchtigkeit. Präparate sind in unterschiedlichen Konzentrationen erhältlich. Auch Zusatzstoffe wie der Zucker Trehalose können die feuchtigkeitsspendende Wirkung der Hyaluronsäure verstärken.
Die Präparate sind in Einzeldosen oder Mehrdosenbehältnissen erhältlich. Die sogenannten Ophtiolen sind unkonserviert und nur zur einmaligen Benutzung geeignet. Mehrdosenbehältnisse können zum Beispiel durch das Comod-System oder die Verwendung von mikroporösen Filtern auf Konservierungsmittel verzichten. Zusätze zur Einstellung des pH-Wertes sind jedoch unerlässlich, geeignet sind Phosphat- oder Citrat-Puffersysteme.
Patienten mit vorgeschädigter Hornhaut sollten auf Phosphatpuffer verzichten, da diese in Verdacht stehen Calciumablagerungen in der Hornhaut zu verursachen. In Folge der Calcifizierung kann die Sehkraft beeinträchtigt werden. Das in der Hornhaut enthaltene Calcium reagiert mit dem Puffersystem zu irreversiblen Calcium-Phosphat-Kristallen. Der Vorgang kann bereits nach wenigen Tagen einsetzten. Das Phänomen verstärkt sich bei andauerndem regelmäßigen Gebrauch. Bei einer gesunden Hornhaut ist die Verwendung jedoch unbedenklich.
Therapie: Geeignet sind zum Beispiel die Mehrdosenbehältnisse der Firmen Ursapharm und Théa, die Hyaluronsäure als befeuchtende Komponente enthalten. Beide Hersteller verzichten auf den Zusatz von Konservierungsmitteln und sind phosphatfrei.
Die Kundin kann die Produkte mehrmals täglich ins Auge einbringen, üblich sind ein- bis dreimal täglich ein Tropfen. Für eine richtige Anwendung der Tropfen sind zuerst die Hände zu waschen, dann wird der Bindehautsack zurückgezogen und ein Tropfen in das Auge eingebracht. Anschließend sollte das Auge geschlossen werden und gleichzeitig der Tränenkanal leicht abgedrückt werden.
Ein Hin- und Herbewegen des Augapfels bei geschlossenem Lid sorgt für eine gleichmäßige Benetzung. Entscheidet sich die Kundin für ein Comod-System, sollte vor der ersten Anwendung das Pumpsystem durch mehrmaliges Pumpen aktiviert werden, dazu können einige Druckbewegungen nötig sein.