Eine Windpockenimpfung soll auch vor Gürtelrose schützen. Wo aber persistiert das Virus in unserem Körper über viele Jahre, ohne Schaden zu nehmen? Welcher Zusammenhang besteht zwischen beiden Erkrankungen und wie werden sie behandelt?
Der Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Windpocken ist seit Längerem bekannt. Der erste Kontakt mit dem Erreger Varizella zoster findet meist im Vorschulalter durch eine Tröpfcheninfektion statt. Nach etwa zwei Wochen entsteht ein juckender Ausschlag auf der Haut. Sind die Windpocken überstanden, wandern die Viren in die Hirnnerven und Nervenwurzeln des Rückenmarks. In den Nervenknoten verbleiben sie in einer Art „Schlaf“. Werden sie durch Stress, UV-Strahlung, ein schwaches Immunsystem oder durch das erreichte höhere Alter reaktiviert, entsteht eine Gürtelrose.
Im Gegensatz zu den Windpocken tritt die Reinfektion lokal begrenzt auf. Betroffen können Hautstellen an Brust, Bauch, Rücken oder Kopf sein. Besonders gefährlich kann es werden, wenn die Viren in Auge oder Ohr eine Gürtelrose hervorrufen. Ein Zoster ophthalmicus kann Sehstörungen bis zur Erblindung zur Folge haben. Ein Zoster oticus kann Gesichtslähmungen verursachen.
Zu Beginn der Erkrankung fühlen sich die Betroffenen schwach, abgeschlagen und nur selten fiebrig. Auf der Haut sind meist noch keine Symptome sichtbar, dennoch spüren die Patienten brennende Schmerzen oder eventuell Juckreiz. Erst einige Tage später zeigt sich die Rose durch Rötung und Bläschen, die einzeln oder in Form von Rosetten auftreten können. Die Bläschen platzen, verkrusten und das Virus zieht sich wieder zurück und kann Narben oder eine Pigmentierung hinterlassen. Auch die Nervenschmerzen können über eine längere Zeit andauern.
Therapiert wird mit Virostatika, beginnend am zweiten oder dritten Tag nach dem Auftreten der ersten Symptome. Geeignet sind die generischen Wirkstoffe Aciclovir und Valaciclovir sowie Brivudin, das unter dem Handelsnamen Zostex von Berlin Chemie vertrieben wird. Die Arzneistoffe verfolgen ein unterschiedliches Dosierschema über sieben Tage: So wird Brivudin nur einmal täglich eingenommen. Aciclovir soll in den verschiedenen Stärken bis zu fünfmal täglich genommen werden. Erwachsene, die mit Valaciclovir behandelt werden, nehmen dreimal täglich eine Tablette ein. Gegen die Nervenschmerzen können neben Ibuprofen oder Novaminsulfon auch Gabapentin oder Pregabalin eingesetzt werden.
Nicht nur systemisch, sondern auch lokal wird eine Gürtelrose behandelt. Geeignet sind Lösungen oder Salben, die einen austrocknenden Effekt haben. Patienten behandeln die Stellen zum Beispiel mit Zinksalben oder Anaesthesulf Lotio (Polidocanol, Infectopharm). Die Schüttelmixtur enthält ebenfalls Talkum und Titandioxid, das Lokalanästhetikum nimmt den Juckreiz und den Schmerz.
Sind die Blasen noch frisch, kann den Betroffenen empfohlen werden, die ersten drei Tage auf Duschen oder Baden zu verzichten, um das Virus oberflächlich nicht weiter zu verteilen. Generell ist eine strenge Hygiene einzuhalten, da eine Gürtelrose infektiös ist. Empfohlen wird das Tragen von Baumwollkleidung, die jeden Tag gewechselt und anschließend ausgekocht werden sollte.
Zur Wundbehandlung stehen nach dem Verkrusten zahlreiche Präparate zur Verfügung. Geeignet sind zum Beispiel Narbengele mit Silikon wie Dermatix ultra (Meda) oder Kelo-cote (Sinclair) sowie Contractubex (Allantoin/Heparin/Zwiebelextrakt, Merz), Kelofibrase (Heparin/Urea/Campher, Sandoz) oder das Narbengel von Wala. Auch Panthenol-haltige Cremes können verwendet werden. Zur Regeneration und Narbenpflege kann auch A-Derma Epitheliale A.H Duo (Pierre Fabre) eingesetzt werden. Inhaltsstoffe sind Hyaluronsäure, Rhealba Jungpflanzenextrakt und L-ALA-L-GLU Dipeptid. Die Kombination soll Entzündungen mindern, die Gewebeneubildung unterstützen und die Haut mit Feuchtigkeit versorgen.
Vorbeugen kann eine Windpockenimpfung – denn wenn genügend Menschen gegen den Erreger Varizella zoster geimpft sind, kann dieser sich auf Dauer nicht mehr effektiv ausbreiten. Man spricht von einer Herden- oder Gruppenimmunintät. Forscher vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig haben im Auftrag der STIKO diesen Effekt mathematisch analysiert. Sie kamen zu dem Schluss, dass für die nächsten 30 Jahren noch ein erhöhtes Risiko für Gürtelrose für alle Nichtgeimpften besteht. Langfristig wird die Zahl der Infektionen jedoch sinken, denn bei den aktuellen Impfraten werde die Gruppe der Geschützten steigen.
Ältere Patienten sind für eine Infektion besonders gefährdet, denn mit höherem Alter verringert sich die körpereigene Abwehr. Für die Personengruppe ab 50 Jahren steht seit September 2013 ein Impfstoff gegen Gürtelrose zur Verfügung. Zostavax (abgeschwächte Lebendviren, MSD) soll dem Ausbruch und den damit verbundenen Komplikationen vorbeugen.
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