Hydratisierend und keratolytisch

Urea in der Rezeptur: Puffern nicht vergessen

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Berlin -

Harnstoff gehört zu den häufig eingesetzten Substanzen in der Rezeptur. Für Kinder verordnen Ärzt:innen oftmals wirkstofffreie Salben zur Basispflege bei Neurodermitis. Dermatolog:innen kombinieren den Stoff auch gerne mit Antimykotika, Antibiotika oder Glucocorticoiden.

Bei Urea handelt es sich um das Endprodukt des Harnstoffzyklus. Innerhalb dieses Zyklus wird das im Körper anfallende Stoffwechselgift Ammoniak abgebaut. Harnstoff gehört aufgrund seiner hygroskopischen Eigenschaften auch zu den natürlichen Feuchthaltefaktoren (Natural Moisturing Factor = NMF). Der Stoff hilft der Haut also bei der Feuchtigkeitsregulierung. Durch die Anlagerung in den oberen Hautschichten bindet der Stoff Wasser in der Haut und macht diese geschmeidig. In hohen Konzentrationen wirkt der Stoff keratolytisch und kann im Rahmen der Nagelpilztherapie eingesetzt werden. In der Rezeptur müssen bei der Verarbeitung einige Punkte beachtet werden.

Puffer nicht vergessen

Bei wasserfreien Zubereitungen muss der/die Rezeptar:in sich keine Gedanken um die Stabilität machen. Hingegen sollte bei wasserhaltigen Zubereitungen die mögliche hydrolytische Zersetzung beachtet werden. In saurer bis neutraler Lösung zersetzt sich Harnstoff zu Ammoniumcyanat. Jedoch sind Harnstoff-Lösungen weitaus stabiler, als es in der Apotheke häufig angenommen wird. So liegen Untersuchungen vor, die zeigen, dass nach zwei Monaten bei 25 Grad Lagerungstemperatur lediglich ein Zersetzungsgrad von 0,19 Prozent vorliegt. Somit ist bei üblichen Harnstoffrezepturen nicht mit einer unzulässigen Gehaltsminderung zu rechnen.

Zum Problem werden kann der pH-Anstieg: Bei einem Zersetzungrad von 0,16 Prozent kann eine Harnstoffzubereitung schnell aus dem leicht Sauren ins Basische (pH 8,5) rutschen. Dieser Prozess kann sich negativ auf weitere enthaltene Wirkstoffe auswirken, sodass eine Pufferung sinnvoll ist. Ein schwach saurer Puffer, wie der häufig eingesetzte Milchsäure-Natriumlactat-Puffer, verringert temporär den pH-Wert-Anstieg. Oberhalb von pH 6 verliert der Puffer seine Wirksamkeit.

Das ZL hat die Stabilität einer 5-prozentigen Urea-Zubereitung ohne Milchsäure-Natriumlactat-Puffer getestet. Die Puffer-freie Herstellung kann nicht empfohlen werden.

Der Milchsäure-Natriumlactat-Puffer besteht stets aus einem Teil Milchsäure und vier Teilen Natriumlactat. In der hydrophilen Harnstoff Creme 5 oder 10 Prozent (NRF 11.71.) sind auf 100 g Salbe 5 g Puffer enthalten. Die Menge des Puffers ändert sich bei steigender Harnstoffkonzentration nicht. Durch die Pufferung behalten Konservierungsmittel wie Sorbinsäure ihre Wirksamkeit. Basenempfindliche Wirkstoffe wie beispielsweise Glucocorticoide können nur bedingt eingearbeitet werden. Ein sehr dankbares Cortison in der Rezeptur ist Triamcinolonacetonid. Antimykotika wie Clotrimazol können gut mit Urea verarbeitet werden. Dann sollte jedoch auf die Pufferung verzichtet werden (sauer wirkende Milchsäure). Die Haltbarkeit muss entsprechend angepasst werden. Es liegen Untersuchungen dazu vor, dass die Kombination von Clotrimazol mit Urea in Basiscreme drei Monate lang stabil ist.

Triamcinolonacetonid ist im pH-Bereich von pH 2 bis 9 ausreichend stabil für die Verarbeitung in einer Rezeptur. Die optimale Stabilität liegt bei pH 4 – dieser pH-Wert wird in Harnstoff-haltigen Rezepturen nicht erzielt. Ist der Anteil an gelöstem Triamcinolonacetonid hoch, so sollte ein pH-Wert von 6 nicht überschritten werden.

Der gefürchtete Sandeffekt

Dass Harnstoff auskristallisieren kann haben die meisten PTA bereits gehört. Doch wodurch kommt es zu dieser Kristallbildung? Ist daran der/die Kund:in Schuld, da die Kruke oder Tube falsche gelagert wird? Oder können bereits bei der Herstellung Fehler gemacht werden, die eine spätere Auskristallisierung begünstigen? Fakt ist: Zuvor gelöster Harnstoff kristallisiert nur dann aus, wenn ein unzureichender Verdunstungsschutz besteht. Das heißt, je luftdurfchlässiger das Primärpackmittel, desto schneller kann der Sandeffekt auftreten. Im Optimalfall füllt der/die PTA die Creme in eine Tube ab. Ist der Wasseranteil in der Zubereitung zu gering kann es ebenfalls zu Sandeffekten kommen.

Übrigens: Auch wenn Harnstoff sich nur langsam löst und die Grundlage zunächst runterkühlt, sollte nicht mit Wärme gearbeitet werden. Die Zersetzung des Stoffes ist stark temperaturabhängig, sodass es bereits während der Herstellung zur Zersetzung kommen könnte.

Die Krankenkasse zahlt

In der Anlage I zum Abschnitt F der Arzneimittelrichtlinie heißt es zur Verordnungsfähigkeit von Harnstoff-haltigen Rezepturen für Personen über 18 Jahren: Es können harnstoff-haltige Dermatika mit einem Harnstoffgehalt von mindestens 5 Prozent bei gesicherter Diagnose bei Ichthyosen, wenn keine therapeutischen Alternativen für den jeweiligen Patienten indiziert sind verordnet werden. Ichthyosis ist ein Sammelbegriff für verschiedene Formen von Verhornungsstörungen der Haut. Der Arzt ist nicht zur Angabe der Diagnose verpflichtet. Mediziner müssen lediglich die G-BA Kriterien für die OTC-Ausnahmeliste und deren Indikation erfüllen, um nicht in Regress genommen zu werden. Die Diagnose ist in der Patientenakte zu dokumentieren.

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