Manche Wirkstoffe sind in der Rezeptur besonders schwer zu verarbeiten. So muss beispielsweise bei Tretinoin im Labor einiges beachtet werden, damit die dermale Rezeptur gelingt.
Vor allem bei verschiedenen Formen der Akne, sowie im Anti-Aging-Bereich kommt der Wirkstoff Tretinoin – auch als Vitamin-A-Säure bekannt – zum Einsatz. Die Substanz gehört zu den Retinoiden. Tretinoin bewirkt dermal angewendet eine Auflockerung der Hornschicht. Somit können Akne-Symptome aber auch Hyperkeratosen in ihrem Erscheinungsbild gelindert werden. Durch den Einfluss auf die Hornschicht werden verstopfte Poren und Talgdrüsen geöffnet, wodurch Sekrete abfließen können. Dadurch werden letztlich auch Entzündungen vermindert.
Aufgrund seiner chemischen Struktur bringt die Verarbeitung von Tretinoin in der Rezeptur einige Hürden mit sich: Der Wirkstoff ist extrem oxidationsempfindlich – daher wird die Lagerung im Kühlschrank empfohlen, um den Prozess zu verlangsamen. Allerdings: Vor der Verarbeitung muss die Ausgangssubstanz auf Raumtemperatur gebracht werden.
Das gelbe Pulver steht in der Regel mikrofein zur Verfügung. Dennoch ist es schlecht löslich, wodurch es meist suspendiert in der Zubereitung vorliegt. Bei kleineren Ansätzen oder geringen Einwaagen kann auch mit einem Rezepturkonzentrat gearbeitet werden, um die Dosierung zu erleichtern. Das NRF enthält dazu eine standardisierte Stammzubereitung. Zur Stabilisierung muss das Antioxidans Butylhydroxytoluol enthalten sein.
Im Labor müssen aufgrund der hohen Staubentwicklung einige Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Schwangere dürfen keinesfalls mit dem Wirkstoff in Kontakt kommen und ihn nicht verarbeiten. Für alle anderen gilt: Bei der Verarbeitung müssen Handschuhe, Schutzbrille sowie FFP2-Maske getragen werden. Durch die Verwendung von Rezepturkonzentraten kann die Gefahr einer Staubentwicklung reduziert werden.
Je nach Indikation und individuellem Hautzustand wird die geeignete Grundlage für die Zubereitung ausgewählt:
Hinweis: Im NRF finden sich standardisierte Rezepturvorschriften, die die Herstellung erleichtern.
Bei der Abgabe sollten Patient:innen darauf hingewiesen werden, dass die Behandlung die Haut empfindlich gegenüber UV-Strahlung macht. Die Anwendung sollte daher vorzugsweise abends erfolgen – sofern nicht anders verordnet. Außerdem sollte auf einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor geachtet werden.
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