Im Vergleich

Thromboserisiko: Impfung vs. Pille

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Berlin -

Die Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff wurden ausgesetzt. Grund hierfür sind Sinusvenenthrombosen bei sieben Personen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung stehen könnten. Diese Entscheidung trifft bei vielen Bürgern, aber auch bei Medizinern und Apothekern auf Unverständnis. Zu gering seien die Fallzahlen. Im Vergleich mit anderen Präparaten wie beispielsweise oralen Kontrazeptiva sei ein Impfstopp nicht nachvollziehbar.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat eine Aktualisierung der Impfempfehlungen vorgenommen und zum temporären Aussetzen des AstraZeneca-Impfstoffes geraten. Nach PEI-Angaben ist der Grund eine „auffällige Häufung sogenannter Sinusvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem AstraZeneca-Präparat“. In welchem Ausmaß es speziell solche Fälle auch in anderen Ländern gab, ist bisher unklar. Die Daten werden nun von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) analysiert und bewertet. Am Donnerstag soll das weitere Vorgehen bekannt gegeben werden.

Bereits jetzt stößt der Impfstopp vielerorts auf Unverständnis. In den sozialen Medien häufen sich Diskussionen, die das Thromboserisiko der Pille mit dem des Impfstoffes vergleichen. Auch Mediziner und Apotheker sehen das Aussetzen der Vakzine kritisch. Auch hier werden die geringen Fallzahlen als Grund genannt. Doch auch das ohnehin angegriffene Image sehen sie in Gefahr. Bislang wissen Experten nur wenig über die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen den thromboembolischen Ereignissen und der Impfung. Aktuell kann nur auf die bekannte Ätiologie der Sinusvenenthrombose zurückgegriffen werden.

Klar ist, dass rund 50 Prozent aller Sinusvenenthrombosen durch hormonelle Faktoren ausgelöst werden. Hierzu gehört auch die Einnahme von oralen Kontrazeptiva. Zum Teil liegen bei Betroffenen mehrere auslösende Faktoren vor. Weitere mögliche Auslöser dieser speziellen Verschlusskrankheit sind in 30 Prozent der Fälle erblich bedingte Thrombophilien. Auch andere hämatologische Erkrankungen und Malignome können ein Auslöser sein. Mediziner schätzen, dass bis zu 25 Prozent aller Sinusvenenthrombosen idiopathischen Ursprungs sind. Die Pille steigert also das Risiko für ein Blutgerinsel – auch innerhalb zerebraler Blutgefäße.

Am häufigsten treten Sinusvenentrhombosen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Bei Thrombosen allgemein sieht das Risiko anders aus. Betrachtet man beispielsweise Beinvenenthrombosen, so sind Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Die zerebrale Verschlusskrankheit muss also immer gesondert betrachtet werden. Als Leitsymptom treten anhaltende Kopfschmerzen auf. Im Verlauf zeigen bis zu 40 Prozent der Betroffenen epileptische Anfälle und Paresen. Auch das Sehen von Doppelbildern, Übelkeit und Erbrechen können auftreten.

In Bezug auf orale Kontrazeptiva gilt es als gesichert, dass Frauen, die diese Medikamente einnehmen, ein erhöhtes Risiko für eine venöse Thromboembolie haben. Je nach Zusammensetzung der Pille fällt das Risiko unterschiedlich hoch aus. Hierbei treten vor allem tiefe Venenthrombose in Becken- und Beinvenen oder Lungenembolien auf. Doch auch das Risiko, eine Sinusthrombose zu erleiden, ist erhöht. Das Risiko steigt mit erhöhtem Körpergewicht an. Adipöse Frauen zeigen in Studien das größte Risiko für Thrombosen während der Einnahme von oralen Kontrazeptiva.

In einer Studie des Academisch Medisch Centrums (AMC) in Amsterdam konnte gezeigt werden, dass die Kombination aus oralen Kontrazeptiva und Adipositas zu einem knapp 30-fach erhöhten Risiko für eine Sinusthrombose führt. Adipöse Frauen, die keine oralen Kontrazeptiva einnehmen, hatten kein erhöhtes Risiko. Auch normalgewichtige Frauen zeigten unter der Einnahme von oralen Kontrazeptiva im Rahmen der Studie ein fünffach erhöhtes Risiko auf Sinusthrombosen.

 

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