Revoice of Pharmacy: Das Finale in Berlin Enrico Blasnik, 09.09.2016 13:41 Uhr
Nach Wochen des Wartens ist es so weit: Der Gesangswettbewerb „Revoice of Pharmacy” geht an diesem Wochenende ins Finale. Fünf PTA, die sich unter den zahlreichen Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt haben, bekommen die Chance, gemeinsam mit Vocal-Coach Nik Hafemann ihre Stimme zu trainieren und „auf die nächste Stufe“ zu bringen. Gestern ging es für die Talente per Flugzeug, Zug und Mietwagen nach Berlin; ihre Chefs haben ihnen für den Freitag extra freigegeben. In einer Neuköllner Szenekneipe wurde beim Kennenlernen das Eis gebrochen.
Rixdorf in Neukölln zu besuchen ist in etwa so, wie sich zu verirren. Das kleinstädtische Flair reibt sich an der wuseligen Karl-Marx-Straße, die aus der Ferne zu hören, aber nicht zu sehen ist. In der kopfsteingepflasterten Richardstraße, in einem verrußten Eckhaus, befindet sich im Erdgeschoss die Schankwirtschaft „Alter Rote Löwe Rein“. Der Name der Kneipe steht nicht einfach auf dem Ladenschild über der Eingangstür. Ein kleiner roter Löwe über der Tür weist Insidern den Weg. Das ist Neukölln.
Die vorwiegend studentischen Gäste schauen aus ihren Gesprächen gerissen empor. Ein Großraumtaxi hält zwischen gusseisernen Laternen und geparkten Autos. Die Schiebetür geht auf und heraus treten die besten Stimmen aus Deutschlands Apotheken: die PTA Nadine Buchholz und Katrin Gehrendorf sowie PTA-Schülerin Kim-Lisa Lohmann. Moment, es sollten doch fünf Gewinnerinnen in Berlin ankommen?
In Nürnberg gab es einen Autounfall mit anschließender Fahrerflucht. Für PKA Kannzldia „Kanja“ Klan, ihren Mann, ihr gerade einmal vier Wochen altes Baby und ihre Schwiegermutter begann die erstmalige Reise in die Hauptstadt mehr als unerfreulich. Jemand rammte den Mietwagen der Familie und floh. „Gott sei Dank haben wir einen Tag zuvor eine Vollversicherung abgeschlossen, sonst hätten wir mehr als 800 Euro für den Schaden zahlen müssen“, sagte Klan, als sie mit etwas Verzögerung zu ihren Vocal-Coaching-Kolleginnen hinzustieß. Allen Familienmitgliedern geht es gut, es war nur ein Schreck und ein großes Ärgernis.
Selin Uçak hingegen musste am Donnerstag noch die Abschlussprüfung ihrer PTA-Ausbildung schreiben und schließt sich am Freitagmittag in den Hansa Tonstudios am Potsdamer Platz der Gruppe an. Nadine Buchholz hatte sich auf dem Weg ins Hotel auch kurzfristig verlaufen, aber das nur am Rande.
In dem charmant urigen Mittelraum des „Alten Roten Löwen Rein“ wartete bereits der Musikmanager Nik Hafemann auf die Gewinnerinnen. Neben ihnen stand auch Sängerin Leony, die vor zwei Jahren mit ihrer Band im Finale der Castingshow „Rising Star“ abräumte. Auch Marita Schwenck und Stefanie Ahlborn von Pohl-Boskamp wollten die Teilnehmerinnen persönlich kennenlernen und reisten dafür extra aus dem Norden an. Ein erstes Lächeln, viele Hände wurden vorfreudig geschüttelt und Smalltalk gepflegt – wie das eben so ist.
Nach einer kurzen Begrüßung startete im schummrigen Kerzenlicht das Abendprogramm. Vor einem impressionistischen Landschaftsgemälde performte Leony drei Songs am Klavier, einen davon hat sie sogar selbst geschrieben. Als die letzten Klänge des ersten Liedes verstummten und die stehen gebliebenen Passanten vor den Fenstern der Kneipe fortzogen, konnte man bei den Anwesenden beobachten: Gänsehaut pur! „Ach, du Sch****“, kommentierten die Finalistinnen den Auftritt der 18-Jährigen.
Dass das Wochenende viele spannende Überraschungen bereithalten wird, machte Nik Hafemann deutlich. Fragte er noch unschuldig nach einer Zugabe ins Publikum, zog er in der nächsten Sekunde die drei jungen Frauen mit auf die Bühne. Zusammen sangen sie das Lied „Four Five Seconds“ von Rihanna, Paul McCartney und Kanye West. „Da wurden wir einfach ins kalte Wasser geschmissen“, sagte Katrin Gehrendorf, die aber wie Kim-Lisa Lohmann und Nadine Buchholz diese erste Prüfung bravourös meisterte.
„Genau das will ich mit den Mädels am Wochenende erreichen. Sie sollen den nächsten Schritt gehen, das ist das Wichtigste, the next step. Sie werden überrascht sein, was alles in ihren Stimmen schlummert. Ich werde sie die ganze Zeit mit positiver Energie aufladen“, sagte Hafemann. „Es ist einfach wichtig, den Schalter im Kopf umzulegen. Ihr seid die Mutigen, die sich nicht beirren lassen haben, die nicht gesagt haben, dass sie das hier nicht können, dass die anderen viel besser sind – ihr habt das Video eingereicht und jetzt steht ihr hier – zurecht“, sagte er.
Der Musiker, der bereits mit den Bands No Angels und Monrose Songs produzierte, wird gemeinsam mit Sängerin Kim Sanders versuchen, die Stimmen der Finalistinnen auf ein neues gesangliches Level zu heben. „Es gab ja schon einen Qualitätsunterschied zwischen den Bewerbungsvideos und den Videos für das Vocal-Coaching“, sagte Katrin Gehrendorf.