„Müssen Prämien erst einmal selbst erwirtschaften“

TGL Nordrhein: Corona-Boni könnten Betriebsfrieden stören

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Berlin -

Die Arbeitgebervertretung TGL Nordrhein warnt vor allgemeinen Forderungen nach Corona-Boni für Apothekenmitarbeiter. Sie wolle der Empfehlung von Adexa-Chef Andreas May widersprechen, „den Chef oder die Chefin in einer ruhigen Minute darauf anzusprechen“, so die TGL-Vorsitzende Dr. Heidrun Hoch. „Pauschale Empfehlungen sind bei der Heterogenität unserer Betriebe denkbar ungeeignet. Möglicherweise könnten sie sogar in empfindlicher Weise den Betriebsfrieden stören.“

Eine einmalige Sonderzahlung steuerfrei auszahlen zu können, sei zwar grundsätzlich begrüßenswert, sagt Hoch. Es sei erfreulich, dass die Politik die systemrelevante Leistung der Apotheken vor Ort endlich wieder einmal anerkannt und den Beteiligten ein deutliches Lob ausgesprochen habe. „Die Belastung im März war für die meisten Apothekenmitarbeiter und -Inhaber besonders hoch und eine Prämie dafür wäre mehr als verdient“, so Hoch. „Vergessen werden darf dabei aber nicht, dass dieses ‚Können‘ auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu stemmen sein muss.“ Denn anders als beispielsweise den Pflegeberufen habe die Politik den Apotheken keine Corona-Prämie zugesprochen. „Deshalb müssen wir Prämien erst einmal selbst erwirtschaften, bevor an eine Verteilung gedacht werden kann“, so Hoch.

Denn in den meisten Apotheken sei auf ein Umsatzhoch im März ein Tief im April gefolgt und die weitere Entwicklung sei noch nicht vorhersehbar – dies auch vor dem Hintergrund, dass der Versandhandel ein stetes Wachstum zu verzeichnen hat. Außerdem werde die besondere Leistung von Filialleitern einzig in Nordrhein im neuen Tarifvertrag berücksichtigt.

„Die Heterogenität unserer Betriebe erlaubt deshalb aus Sicht der TGL keine grundsätzliche Empfehlung, den Chef oder die Chefin in einer ruhigen Minute auf eine Prämie anzusprechen, wie es die Adexa empfiehlt“, so Hoch. „Pauschale Empfehlungen sind denkbar ungeeignet. Sie könnten möglicherweise sogar den Betriebsfrieden empfindlich stören.“

Vielmehr müsse die Entscheidung darüber, ob und in welcher Höhe ein Sonder-Bonus gezahlt werden kann, immer eine Einzelfallentscheidung sein. „Sie kann nur von demjenigen getroffen werden, der die wirtschaftliche Verantwortung für den Gesamtbetrieb trägt, also dem jeweiligen Arbeitgeber“, so Hoch. „Oberste Priorität in Krisenzeiten hat der Erhalt von Arbeitsplätzen. Ein großes Glück, dass bisher die meisten Apotheken vom Stellenabbau nicht betroffen sind.“

Dass es sich bei den Boni nur um Einzelfälle handelt, kann allerdings auch nicht gesagt werden: Laut einer aposcope-Umfrage wurden in jeder vierten Apotheke bereits Boni ausgezahlt oder sind vorgesehen. 13 Prozent der 302 teilnehmenden Inhaber, angestellten Approbierten und PTA gaben an, einen Bonus gezahlt beziehungsweise bekommen zu haben. Bei weiteren 12 Prozent wurde noch nichts gezahlt, der Bonus sei aber geplant. Angestellte Apotheker gaben häufiger als PTA an, gesondert vergütet worden zu sein, allerdings stammen die Teilnehmer auch nicht aus denselben Betrieben. Einige wissen vielleicht noch nichts von ihrem Glück: Insgesamt 21 Prozent der Inhaber haben nach eigenen Angaben Boni gezahlt, ebenso viele haben es noch vor.

Den Freibetrag schöpfen allerdings nur die wenigsten Chefs voll aus. Immerhin jeder zehnte Befragte gab an, dass die Boni zwischen 1250 und 1500 Euro lagen, bei weiteren 7,7 Prozent lagen sie sogar über dem Freibetrag. Doch in den meisten Fällen beliefen sich die Sonderzahlungen auf unter 250 Euro (31 Prozent) oder zwischen 250 und 500 Euro (28 Prozent).

 

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