Systemausfall

Technikstreik in der Apotheke – eine PTA berichtet

, Uhr
Berlin -

Es ist 8 Uhr morgens, die ersten Kunden stehen bereits vor der Apotheke. Die Türen öffnen sich und mein erster Kunde für den heutigen Tag steht vor mir. „Meine Frau braucht dringend dieses Antibiotikum. Sie hat starke Schmerzen und fühlt sich sehr schlecht.“ „Das haben wir vorrätig, kleinen Moment ich gebe alles kurz ein.“ Ich gehe zur Ausgabestelle des Automaten, doch das Fach bleibt leer. Ich frage die PKA, ob die Kommunikation überhaupt schon gestartet ist. Es ist alles ok. Ich laufe wieder nach vorne, doch es kommt immer noch nichts. Vielleicht hat sich ja nur eine Packung im Greifer verkantet. Der Kommissionierer schlägt jedoch keinen Alarm. Und das soll erst der Anfang sein.

Mein Kunde wird ungeduldig. „Haben Sie es doch nicht? Es ist wirklich eilig, sonst gehe ich woanders hin.“ Zudem haben sich hinter ihm drei weitere Kunden eingereiht. Ich bin aber noch alleine, der Chef ist schon seit einer Weile im Beratungsraum verschwunden. Der Tag kann nicht besser beginnen.

Ich versuche ihn zu beruhigen, dass es nicht mehr lange dauert, während unsere PKA versucht, den Automaten ins Laufen zu bekommen. Leider tut sich mittlerweile gar nichts mehr. Kompletter Technikausfall. Sie telefoniert zwar mit der Hotline, aber das Problem scheint größer zu sein und es scheint länger zu dauern. Ich werde unruhig. Wie kann ich meinem Kunden nun helfen? Dieser telefoniert mittlerweile mit seiner kranken Frau, die sich erkundigt, wo er bleibt, und sehr erbost ist. Hinter ihm stehen die nächsten mit den Hufen scharrenden Kunden.

Kann sich nicht einfach ein Loch auftun? Oder ich wache auf und habe alles nur geträumt? Zum Glück wohnt der Kunde nicht weit weg und unsere Filiale hat das Medikament ebenfalls da, deshalb schicke ich unseren Boten schnell rüber, um es zu holen und direkt zum Kunden zu liefern. Puh, das ging grade nochmal gut und der Kunde ist begeistert von unserem Einsatz und Service. Die nächsten Kunden kommen zum Glück ohne Rezept und brauchen nur Medikamente aus der Sichtwahl. Der erste Ansturm ist geschafft und auch meine Kollegin ist mittlerweile da.

Nur der Kommissionierer will immer noch nicht. Nicht einmal der manuelle Notbetrieb lässt sich einrichten. Einige Kunden nehmen es zum Glück gelassen. „Jaja die Technik, wenn die streikt, sind wir alle aufgeschmissen“, meint eine ältere Stammkundin lachend zu mir.

Um halb 11 fällt die erste Packung dann endlich aus dem Automaten. Dafür hat sich zwischenzeitlich das nächste Problem ergeben: Das Internet funktioniert nicht. Es können weder Verfügbarkeiten abgefragt, noch die Bestellung zum Großhandel übermittelt werden. Der Großhandel lässt sich unsere Bestellung zufaxen, damit alles trotzdem reibungslos funktioniert und wir die Ware bekommen. Eine halbe Stunde später kommt jedoch der Anruf, dass unser Fax leider zu spät bearbeitet wurde und die Sendung erst am Nachmittag mitkommt. Was ist heute eigentlich los? Hat sich die gesamte moderne Technik gegen uns verschworen?

Natürlich kommen nach Mittag die ersten Kunden, um ihre am Morgen bestellten Medikamente abzuholen. Viele von ihnen haben auch den Ausfall des Automaten mitbekommen und sind nun erneut genervt, dass die Ware nicht da ist. Wir bieten jedem Kunden, der betroffen ist an, die Sachen am Abend zu bringen. Die meisten nehmen es dankend an.

Für unseren Boten bedeutet das natürlich eine lange Abendtour in alle Himmelsrichtungen – und als am Nachmittag die riesengroße Sendung kommt, herrscht zunächst Chaos. Als gegen 17.30 Uhr das Chaos beseitigt ist, kehrt für die letzte Stunde zum Glück noch etwas Ruhe ein. Wir sind alle froh, als sich um halb sieben die Schlösser der Tür verriegeln, und hoffen, dass die Technik es morgen besser mit uns meint.

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