Berufsjubiläum

Die Tausendsassa in den Apotheken Maria Köpf, 19.03.2018 13:19 Uhr

Berlin - 

Deutsche Apotheken kommen längst nicht mehr aus ohne PTA. Im Jahr 2011 waren es noch 52.000 – heute sind es schon 66.000 PTA, die in deutschen Apotheken arbeiten. Ein Zuwachs um 14.000 PTA innerhalb von sieben Jahren. Zudem arbeiten 2000 PTA-Praktikanten in der Offizin. Der Bedarf ist groß.

Gesundheitswissen, Kundenkontakt und Rezepturherstellung – für viele angehende PTA sind das die Gründe, die Ausbildung anzutreten. Die Realität besteht aber nicht nur aus diesen drei Schwerpunkten. Sondern auch aus Taxierungen, Kundenreklamationen, Arztrücksprachen, Kostenvoranschlägen und einer fast beamtlich anmutenden Bürokratie wie etwa bei den ungeliebten Herstellungsprotokollen.

Die Gehaltsaussichten sind wohl kein Grund, weswegen die zweieinhalb jährige Ausbildung begonnen wird. So kommen PTA durchschnittlich nur auf ein Bruttojahreseinkommen von 34.200 Euro. Noch vor 50 Jahren sah der Beruf komplett verschieden aus: In den 1970er Jahren übernahmen die Helfer überwiegend die Aufgaben der vorherigen Apothekerassistenten und Vorexaminierten. Als Assistenten der Apotheker übernahmen sie zeitaufwendige praktische Aufgaben der Approbierten – die Herstellung von Rezepturen und Defekturen sowie die Prüfung von Ausgangsstoffen.

Heute verlangt der Beruf ein viel breiteres Wissen: die Arzneimittelpharmakologie allein reicht nicht aus. Hinzu kommen Kenntnisse zu Medizinprodukten und Hilfsmitteln sowie die entsprechenden aktuellen gesetzlichen Abgabebestimmungen. Kosmetik, Nahrungsergänzungsmittel, Lifestyle-Produkte sowie Teesorten und Abnehmprodukte stehen ebenso auf der täglichen Beratungsliste.

Der Vorteil von PTA für Apotheken liegt klar auf der Hand: Sie sind wahre Tausendsassa im HV-Bereich, stemmen viel bürokratische Arbeit im Backoffice und sind unentbehrlich für die Rezeptur. Damit sind PTA an einem großen Teil des Erfolgs von Apotheken beteiligt. Die Apothekengewerkschaft Adexa sieht für die Zukunft der PTA noch Luft nach oben. Besonders finanziell wünscht sich Adexa-Chef Andreas May für PTA eine kostenlose schulische Ausbildung.

Bislang können PTA diesen Beruf im Gegensatz zu den kaufmännischen Apothekenassistenten (PKA) nicht ohne hohe finanzielle Eigenleistung erlernen: „Zwischen 50 bis 400 Euro monatliches Schulgeld für eine private Berufsfachschule müssen PTA monatlich für die Ausbildung selbst tragen.“ Auch für tariflich festgelegte und somit honorierte Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen setzt sich May ein. Zudem wünscht er sich eine Verlängerung der PTA-Ausbildung auf drei Jahre und eine Aktualisierung: „Ausbildungsinhalte müssen entrümpelt werden. Und neue Arzneiformen sowie rund 100 hinzugekommenen Arzneistoffe müssen behandelt werden.“ Zusätzlich sollen seiner Ansicht nach aktuelle Prüf- und Herstellungsmethoden in der PTA-Ausbildung stärker im Vordergrund stehen.

May hält die Berufsgruppe für alle Apotheken unverzichtbar. „Das zeigen nicht nur die komplexen Tätigkeiten zwischen HV-Tisch, Labor/Rezeptur und Computer, sondern auch die Zahlen.“ Alle Kolleginnen und Kollegen sollten ihre Berufsbezeichnung mit Stolz tragen, so May. Sie seien eine der tragenden Säulen aller Apotheken. „Damit sie diese zentralen Aufgaben weiter ausführen, müssen wir heute genauso visionär denken wie vor 50 Jahren.“ Eine Bachelor-Version des PTA-Berufs hingegen hält May nicht für zukunftsweisend: „Damit werden die Zugangsvoraussetzungen womöglich zu hoch gesetzt.“ Bislang ist der Beruf auch ohne Hochschulzeugnis eine Option.