„Haben Sie etwas gegen diese kleinen schwarzen Pünktchen auf meiner Nase?“ So oder so ähnlich könnte eine Kundenfrage zu Talgfilamenten lauten, denn: Sie sind ein riesiges Thema in den sozialen Medien und auf YouTube. In Drogerien und auf Online-Marktplätzen werden Mitesser-Strips, Komedonenquetscher und Porensauger beworben. Nur: Was ist dran an den Trends und was kann im Apothekenalltag empfohlen werden?
Online sind sie ein Riesenthema: Talgfilamente. Oftmals als Mitesser deklariert, werden sie in kurzen Clips in den sozialen Medien in Nahaufnahme gezeigt und erscheinen dabei größer und auffälliger, als sie es tatsächlich sind. Durch den Trend fragen nicht nur Jugendliche in der Apotheke nach Möglichkeiten, die kleinen sichtbaren Punkte auf der Nase loszuwerden.
Insbesondere die Mitesser-Stripes und Porensauger führen nur dazu, dass sich die Pore weiter vergrößert. Besonders beliebt sind die Klebestreifen für die Nase: Hier werden sie aufgebracht und angedrückt. Beim Abziehen bleibt das weiche Hautfett am Klebestreifen haften. Mit abgezogen werden Hautschuppen und Haare, die Haut wird gereizt.
Die Porensauger funktionieren via Vakuum: Er wird an der entsprechenden Hautstelle angesetzt, der Talg wird aus der Pore gesaugt. Durch die starke Saugleistung können Rötungen und Reizungen entstehen, tiefer sitzende Pickel können sich verschlimmern. Verbleibt der Sauger zu lange an derselben Stelle, können im schlimmsten Fall kleine Hämatome entstehen.
Beide Methoden sind nicht empfehlenswert: Da sich die Poren natürlicherweise wieder mit Talg füllen, muss die Anwendung regelmäßig erfolgen. Bei häufiger Anwendung vergrößern sich die Poren, die Haut wird gereizt, das Hautbild verschlechtert sich.
Das Ausdrücken erweiterter Poren mit Talgfilamenten führt zwar dazu, dass der Talg entfernt wird; Durch das Drücken erweitert sich aber wiederum die Pore. Zudem können durch kleine Verletzungen Bakterien in die entstandene Wunde gelangen, es kommt zu einer Entzündung. Letztlich kann die mechanische Einwirkung auch zu einer Narbe führen.
Zwar sind Komedonenquetscher – ein circa 20 Zentimeter langes, schmales Metallwerkzeug mit einer Öse am Ende – die hygienischere und sicherere Möglichkeit für den Laien, Mitesser oder Talgfilamente zu entfernen. Aber auch hier besteht die Möglichkeit, die Haut zu verletzen. Deshalb sollten Mitesser und Unterlagerung – insbesondere bei Akne-Patient:innen – von der Dermatologinnen oder Dermatologen oder in Kosmetikstudios entfernt werden.
Bei Talgfilamenten handelt es sich lediglich um Talg und abgestorbenen Hautzellen am Haarfollikel. Sie sind, im Gegensatz zu den dunkleren und größeren Mitessern, eher grau, weiß oder farblos. Talgfilamente bilden keine festen Pfropfen, sondern eine flüssig-wachsartige Substanz; diese oxidiert durch den in der Luft befindlichen Sauerstoff und werden so mit der Zeit dunkler.
Bei einem Mitesser hingegen füllen klebriger Talg und Schuppen die Pore, die in der Folge immer größer wird und sich entzünden kann. Sollte eine Öffnung hier notwendig werden, gehört dies in die Hände einer Expertin.
Apothekenteams können bei Personen, die sich an ihren erweiterten Poren stören, dennoch Empfehlungen aussprechen und aufklären. Immerhin sind alle Versprechen, die darauf abzielen, dass die erweiterten Poren sich nicht mehr mit Talg füllen oder gar vollständig verschwinden, falsch.
Neben einer angemessenen Hautreinigung und Pflegeroutine können sich topische Vitamin-A-Präparate und Gesichtspflegen mit Glycerol positiv auf vergrößerte Poren auswirken. Während Vitamin A – vorzugsweise als Retinol oder Retinal – die Zellerneuerung anregt und talgregulierend wirkt, sorgt Glycerol dafür, dass der Talg geschmeidig bleibt. Zu Beginn sollten Retinol- beziehungsweise Retinal-Präparate einmal wöchentlich benutzt werden, um festzustellen, wie die Haut reagiert. Ist die Verträglichkeit gut, kann die Anwendung auf zwei- bis dreimal wöchentlich gesteigert werden.
Salicylsäurehaltige Zubereitungen, wie beispielsweise BHA(Beta-Hydroxy-Säure)-Peelings, sind fettlöslich und wirken daher nicht nur auf der Hautoberfläche, sondern auch tief in den Poren. Hierfür wichtig: Der pH-Wert der Zubereitung muss im sauren Bereich, im besten Fall zwischen pH 3 und pH 4, liegen. Auch hier gilt: Auf die Verträglichkeit achten, Anwendungshäufigkeit sukzessive steigern.
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