Fach-Abitur statt Vollzeitstelle

Super-PKA lässt Apotheke sitzen

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Berlin -

Der Abschied von einem guten Mitarbeiter ist für Apotheker nicht leicht. Zu schwer findet sich qualifizierter Ersatz, der ins Team passt. Alexander Kirsch muss derzeit seine Personalplanung überdenken. Denn eine, von der Apothekerkammer sogar als Jahrgangsbeste ausgezeichnete PKA entschloss sich gegen den Arbeitsplatz Apotheke. Groll hegt der Inhaber gegen seine Mitarbeiterin aber nicht – auch weil sie bei der Suche nach Ersatz mitgeholfen hat.

Laura Fischer schloss kürzlich ihre PKA-Ausbildung ab – mit Bravour. Die 19-Jährige meisterte die dreijährige kaufmännische Ausbildung mit einer glatten Zwei und war an der Berufsbildenden Schule Wirtschaft in Koblenz die Beste von knapp 20 Azubis. Der Apotheker bot Fischer eine Vollzeitstelle an. Kirsch lobt seine Mitarbeiterin. Sie passe sehr gut ins Team. Eine Zusage bekam er von ihr jedoch nicht.

Die PKA erbat sich Bedenkzeit und unterschrieb zunächst einen befristeten Vertrag. Denn per Zufall bekam Fischer ein Angebot aus einer apothekenfremden Branche. Aktiv beworben hatte sie sich nicht. In ihrem Wohnort wurde in einer Forstbehörde eine kaufmännische Fachkraft gesucht. Der Job gefiel ihr, auch weil sie sich den Arbeitsweg sparen konnte. Zudem lockten die Förster mit mehr Gehalt, als der Apotheker ihr bieten konnte.

Fischer hatte die Gunst einer Mitarbeiterin in der Behörde, doch der Chef wollte die Stelle auch intern ausschreiben. Die PKA sprach offen mit Kirsch über ihr Dilemma. Der Inhaber der Sonnen-Apotheke in Bad Ems zeigte sich geduldig. Nach Rücksprache mit dem Team war klar, dass alle die PKA behalten wollten. Deshalb bot Kirsch ihr an, sie könne die PKA-Stelle haben, wenn die Förster ihr absagen sollten.

So kam es: Die Forstbehörde entschloss sich, die offene Stelle intern zu besetzen. Aufatmen kann der Apotheker jedoch nicht. „Frau Fischer wird uns am 1. August trotzdem verlassen“, sagt Kirsch. Die junge Frau entschloss sich, ihr Fachabitur nachzuholen. Sie wolle in Richtung Betriebswirtschaftslehre gehen. Sauer ist Kirsch nicht: „Ich freue mich für sie, dass sie den Mut aufbringt und noch einmal zur Schule geht.“ Bereits zuvor habe sie ein tieferes Interesse etwa an Buchhaltung geäußert.

Die Stimmung zwischen den Beteiligten ist nicht gedrückt – das liegt wohl auch daran, dass Fischer mit offenen Karten gespielt hat. Zudem bemüht sich die PKA, die Lücke zu schließen. „Sie hat mir aus ihrer Abschlussklasse eine PKA empfohlen, die noch keine Stelle gefunden hat“, sagt Kirsch. Das erste Treffen sei positiv verlaufen. Als nächstes stand Probearbeiten an.

Gleichzeitig fällt eine weitere Mitarbeiterin aus: Eine PTA sei schwanger geworden, sagt Kirsch. Sie gehe Anfang September in Mutterschutz. „Sie will nach sechs Monaten wieder in Teilzeit zurückkehren“, so der Apotheker. Deshalb habe er die erste Idee einer PTA-Praktikantin verworfen und sucht jetzt eine Mutterschaftsvertretung, die bestenfalls später in Teilzeit bei ihm bleiben will. Kirsch ist zuversichtlich und will sich vom Fachkräftemangel nicht verunsichern lassen: „Vor drei Jahren haben wir über Facebook erfolgreich Frau Fischer gefunden.“

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