PTA sucht Lebensretter Maria Hendrischke, 22.08.2016 09:08 Uhr
Eine Knochenmarkspende kann Blutkrebspatienten das Leben retten. Dazu muss der Erkrankte jedoch seinen „genetischen Zwilling“ finden. Die PTA Andrea Simon von der Carré Apotheke Hattingen hilft bei dieser Suche: Sie hat in der Apotheke eine Typisierungsstelle für potentielle Spender eingerichtet.
Apothekenkunden hätten sie auf die Idee dazu gebracht „In kurzem Abstand haben mich zwei Kunden gefragt, ob wir Typisierungssets hätten“, berichtet Simon. Daraufhin habe sie recherchiert und herausgefunden, dass es Apotheken gibt, die erste Anlaufstellen für die Registrierung in der Spenderdatenbank sind. Daraufhin hat sie ihrem Chef Rolf Jägers vorgeschlagen, auch in der Hattinger Filialapotheke eine Typisierungsstelle einzurichten.
Der Standort wurde mit einem Aktionstag am 9. Juni eingeweiht. Allein an diesem Tag ließen gut 40 Personen einen Wangenabstrich nehmen. „Die Nachfrage ist nach wie vor sehr groß“, so Simon. „Viele sagten uns, dass sie sich schon immer einmal registrieren lassen wollten.“ Seit der Aktion wurden noch etwa 45 weitere Proben genommen. Ein Plakat im Schaufenster weist auf die Dienstleistung hin. „Wir wollen außerdem von Zeit zu Zeit verstärkt für den Service werben“, sagt Simon.
Nicht alle Apothekenkunden kommen als Spender infrage. Viele Erkrankungen sind Ausschlusskriterien: „Tumore, schwere chronische Krankheiten, Hepatitis und auch eine Diabetes, bei der Insulin gespritzt werden muss, sind Ausschlussgründe“, zählt Simon auf.
Manche Kunden wollen sich nicht sofort typisieren lassen, sondern stellen zunächst Fragen zur Knochenmarkspende. Sie wollen laut Simon beispielsweise wissen, wie die Typisierung abläuft. Denn früher war dazu eine Blutspende nötig – ein Wangenabstrich reichte nicht. Andere hätten Bedenken wegen des zeitlichen Aufwands, wenn sie als Spender ausgewählt würden und seien verunsichert wegen eines möglichen operativen Eingriffs. „Da leisten wir Aufklärungsarbeit – und das ist als Apotheke ja unsere Aufgabe“, sagt Simon.
Jeder Wangenabstrich wird im Uniklinikum Düsseldorf zunächst nur nach groben Merkmalen bestimmt. Erst wenn das Profil zu einer Suche passt, wird eine Feinbestimmung vorgenommen. „Alles andere wäre zu teuer“, so Simon. Für die zweite Analyse wird Blut abgenommen, wofür der Spender normalerweise in die Klinik gebeten wird. „Ist die Anreise sehr weit, wird auch ein Hotelzimmer gestellt“, sagt die PTA. Die Typisierten können eine Spende zudem jederzeit ablehnen oder ausschließlich einer Blutspende zustimmen.
Passt die Probe weiterhin zum Suchenden, wird der Spender körperlich untersucht. Gibt der Arzt grünes Licht, wird entschieden, was für eine Spende der Erkrankte benötigt. „In 90 Prozent der Fälle reicht Blut aus – nur selten werden Stammzellen aus dem Beckenkamm entnommen“, sagt Simon. Dazu sei eine Operation unter Narkose nötig, an die sich unter Umständen ein kurzer Krankenhausaufenthalt anschließen könne. „Wenn man bedenkt, dass man so ein Leben retten kann, ist der Aufwand gering“, sagt Simon. Sie hat sich selbst typisieren lassen. „Als Apothekenmitarbeiter kann man da als gutes Beispiel voran gehen.“