Neue Inhaltsstoffe für Sonnencremes Dr. Kerstin Neumann, 15.06.2016 13:22 Uhr
Die Reisezeit beginnt – nicht nur wer in den Badeurlaub aufbricht, beschäftigt sich mit dem passenden Sonnenschutz. Wer glaubt, dass Sonnenschutz gleich Sonnenschutz ist, hat sich allerdings getäuscht. Die Forschung hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Nicht nur die Inhaltsstoffe sind vielfältiger geworden: Vor allem die Darreichungsformen sollen es den Kunden leichter machen, sich durchweg zu schützen.
Von „Wirkstoffen“ wird bei Sonnenschutz in der Regel nicht gesprochen. Im Fachjargon hat sich vor allem der englische Begriff „active ingredients“ durchgesetzt. Die besten aktiven Bestandteile sollen möglichst umfassend vor durch Sonneneinstrahlung verursachte Schädigungen der Haut schützen. Aktuelle Forschungsberichte belegen, dass neben einem ausgewogenen Schutz vor UV-Strahlung (UV-B und UV-A) auch ein Zellschutz vor Infrarot-Strahlung (IR-A) wichtig ist.
Bei der Auswahl neuer, innovativer Inhaltsstoffe wird neben der Wirksamkeit besonders auf die Verträglichkeit unter Anwendungsbedingungen geachtet. Neben modernen, photostabilen UV-Filtern sollte ein innovatives Sonnenprodukt einen IR-A-Schutzkomplex aus verschiedenen Antioxidantien enthalten.
Ein noch nicht lange verwendeter innovativer Bestandteil ist das regenerierende Blaualgenenzym Photolyase, welches – verkapselt in einem liposomalen Trägersystem – in die Haut eindringt und Regenerationsmechanismen aktivieren und unterstützen kann. Sonnenbedingte Rötungen und Spannungsgefühle können so gelindert werden.
Im Bereich Sonnenschutz ist weniger oft mehr und somit besser verträglich, daher sollten Produkte frei von PEG-Emulgatoren, Parfum, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Die sogenannte Mallorca-Akne war noch in den 1980er Jahren ein Grund, weshalb sich Menschen nicht die Sonne trauten: Das Fett der gängigen Sonnencreme verstärkte die Hautreaktion auf die Strahlung.
Je nach Hauttyp und geplanter Expositionszeit muss der Lichtschutzfaktor (LSF) richtig gewählt werden. Durch einen LSF von 20 werden bereits 95 Prozent aller UVB-Strahlen absorbiert, mit LSF 50 sind es mit 98 Prozent nur unwesentlich mehr. Viele Sonnenschutzprodukte können den deklarierten LSF auch nur erreichen, wenn eine ausreichende Menge aufgetragen wird. Der angegebene Sonnenschutzfaktor gilt für den theoretischen Fall, dass genau 2 mg Creme pro cm2 Haut aufgetragen werden.
Für die praktische Anwendung kann man dies umsetzen, indem man die sogenannte „11-Zonen x 2-Finger-Regel“ beachtet: Auf 11 Körperzonen (Kopf, Brust, Bauch, Rücken, Hüften/Po, Ober-, Unterschenkel, Arme) werden jeweils zwei Cremestränge in Fingerlänge aufgetragen, um den optimalen Schutz zu gewährleisten.
Leider nimmt der Schutz mit abnehmender Auftragsmenge nicht linear, sondern exponentiell ab – wenn man also nur die Hälfte der geforderten Menge des SPF 50 aufträgt, hat man keinen SPF 25 auf der Haut, sondern nur etwa 7. Auch Schatten und kühle Temperaturen schützen nicht immer: Weißer Schnee oder Wasser können die UV-Strahlung reflektieren und die Belastung um bis zu 85 Prozent verstärken.
Sonnenschutzprodukte wirken direkt nach der Anwendung. Sie sollten aber etwa alle zwei Stunden erneut aufgetragen werden, da aufgrund vieler Aktivitäten wie beispielsweise Schwimmen, Schwitzen, Abrieb der schützende Film unvollständig und so Teile der Haut ungeschützt sein können. Bei allen neuen Produktentwicklungen und inzwischen auch bei den meisten bestehenden Produkten achten die Hersteller auf eine möglichst einfache Anwendungsform für die Verbraucher.
Unverträglichkeiten zu Sonnenschutzprodukten gibt es nur selten. Dr. Peter Hansen, Leiter pharmazeutische Entwicklung OTC/Cosmetics bei Stada, sagt: „Natürlich lässt es sich nie ganz ausschließen, dass bestimmte Inhaltsstoffe oder Produkte im Einzelfall zu einer Überempfindlichkeitsreaktion führen können; jedoch ist die Rate sehr gering.“ Die Ladival-Produkte etwa seien auf verschiedene Hauttypen abgestimmt und dermatologisch intensiv getestet.
Sonnenschutzprodukte entwickeln sich kontinuierlich weiter. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse führen zu neuen Wirkstoffen. Zum Beispiel wurde der IR-A-Schutz erstmalig im Jahr 2007 eingeführt. Inzwischen gilt er als Standard.
Heute wird vor allem daran gearbeitet, neben einem zuverlässigen Schutz auch einen zusätzlichen Nutzen für die unterschiedlichen Hauttypen zu bieten. So gibt es beispielsweise spezielle Produkte mit pflegenden Inhaltsstoffen für Kinderhaut, die zusätzlich eine besonders gute Verträglichkeit im Hinblick auf Allergien zeigen.
Neben Wirksamkeit und Verträglichkeit wird auch auf die Darreichungsform immer mehr Wert gelegt. So existieren neben der klassischen Sonnenmilch inzwischen spezielle Sprays, Sonnenöle oder Lippenstifte. Neben der Cremetube erfreuen sich auch Sprühflaschen, Tuben und Spender großer Beliebtheit. „Je einfacher die Anwendung, desto eher können die Menschen davon überzeugt werden, Sonnenschutzprodukte zu verwenden und ihre Haut vor Erkrankungen durch die Sonneneinstrahlung zu schützen“, so Hansen.