Rx-Rabattcodes bei Instagram

„Seid keine Jauchs“: PTA kontert Influencerinnen

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Berlin -

Influencer:innen machen auf Instagram nicht nur ihr (Familien-)leben öffentlich, sondern bewerben darüber hinaus ein Potpourri an Produkten. Dazu gehören auch Carmen Kroll alias „Carmushka“ (1,1 Millionen Follower:innen) und „die.kim“, bürgerlich Kimberly Devlin-Mania (622.000 Follower:innen). Eines haben die beiden außerdem gemeinsam: Sie werben mit Rx-Rabattcodes für Shop Apotheke. PTA Hanna Backes gibt ihnen dafür öffentlich Kontra – und wird von Apothekenteams gefeiert.

Von ihrem Umfeld wurde Backes, die selbst mit Apothekeninhalten auf Instagram unterwegs ist, auf die Versenderwerbung der Influencerinnen aufmerksam gemacht. In ihren Clips preisen sie unter anderem Rabattcodes an, mit denen ihre Followerschaft bei der Ersteinlösung von E-Rezepten bis zu 12 Euro sparen kann. „Ich glaube, denen ist gar nicht klar, was Shop Apotheke eigentlich ist und für Apotheken bedeutet.“ Obendrein bewerben die Frauen das CardLink-Verfahren als exklusives Angebot des Versenders.

Das Nachahmungspotential der Followerschaft schätzt Backes als hoch ein. Immerhin werben die Influencerinnen auch für andere Produkte, die fleißig von ihren Fans nachgekauft werden. Umso wichtiger findet die PTA es deshalb, gegenüber der riesigen Followerschaft transparent aufzuzeigen, dass die vermeintlichen Vorteile, die in den Werbeclips dargestellt werden, ebenso auf die Apotheke vor Ort zutreffen. Und dass sich Shop Apotheke mit Rx-Rabattcodes in einer rechtlichen Grauzone befindet. Und dass der Versender eben nicht mit kompetenter Beratung zu jeder Uhrzeit parat steht.

„Mir war es wichtig auf diese Clips zu reagieren und zu erklären, was niederländische Versender sind und dass sie nichts mit deutschen Vor-Ort-Apotheken zu tun haben.“ Backes Ziel war nicht, die beiden Social-Media-Persönlichkeiten zu verurteilen: Es gehe ihr darum, mit Fakten und einem Augenzwinkern für Transparenz zu sorgen.

Übrigens: Die Werbeclips sind nicht dauerhaft auf den Profilen der Influencer:innen zu finden. Sie sind lediglich als „Instagram-Story“; einem Inhalt, der nach 24 Stunden wieder verschwindet, verfügbar gewesen.

Personalisierte Rabattcodes: Backes ist sich sicher: Die Influencer:innen sind sich nicht im Klaren darüber, was sie hier eigentlich bewerben.Collage: APOTHEKE ADHOC

Exklusive Rx-Rabatte

„Ich erkläre kurz an einem Beispiel wie das geht, ja?“ So, locker und vermeintlich aus dem Alltag heraus, beginnt „Carmushka“ ihren kurzen Shop Apotheke-Werbeclip. Anhand ihres Mannes, der im Bildausschnitt nicht zu sehen ist, erklärt die Influencerin: „Also Niklas löst ein E-Rezept ein, legt alles in den Warenkorb, bekommt fünf Euro Rezeptgebühr abgezogen.“ Dabei schaut sie immer wieder nach unten, liest vermeintlich die Bedingungen und Sätze ab, die im Clip für die Kooperation genannt werden müssen. Ganze 17 Sekunden ist die Nachricht lang – und erreichte 1,1 Millionen Menschen.

Die Hälfte des Bildabschnittes ist dabei mit Informationen zu den Einlösebedingungen und einem Link zur Website des niederländischen Versenders bedeckt. Darunter auch der personalisierte Einlösecode, der eine Ersparnis von bis zu 12 Euro für die erste E-Rezept-Einlösung verspricht. „Restbetrag vershoppen und versandkostenfrei nach Hause geliefert bekommen“, heißt es weiter. Außerdem steht, in kleinerer und schwer lesbarer Schrift geschrieben, wie die Verrechnung des Gutscheinbetrags konkret zustande kommt.

„Der Versandhandel mag für euch auf den ersten Blick praktisch sein“, zeigt sich Backes verständnisvoll. „Aber im Notfall könnt ihr darauf nicht zählen. Seid keine Jauchs und löst eure E-Rezepte vor Ort ein!“, appelliert sie abschließend. Insbesondere für diesen letzten Satz wird sie von Apothekenteams in den Kommentaren gefeiert: „‚Seid keine Jauchs!‘ ist ab sofort in meinen Sprachgebrauch aufgenommen. Sehr gut gekontert!“, lautet einer der vielen Kommentare.

Shop Apotheke bequemer?

Anders macht es Influencerin „die.kim“: „Apropos bequem und alles an einem Ort haben wollen: Das liebe ich auch sehr bei der Shop Apotheke-App!“ Sie erklärt, dass sie diese schon lange benutzen würde – und jetzt eine neue Funktion zur Verfügung stehen würde. Gemeint ist das CardLink-Verfahren, das sie daraufhin euphorisch anpreist, „ihr könnt eure Krankenkassen-Karte einfach so ans Handy halten!“

Auch hier kontert Backes humorvoll: „So hält man seine Karte an sein Handy – und nutzt dann eine App, die Vor-Ort-Apotheken unterstützt.“ Auch hier zeigt sie auf, dass die vermeintlichen Vorteile des Versenders genau so auf Apotheken vor Ort zutreffen, „und in der Regel wird das sogar noch am selben Tag ausgeliefert.“ Der Punkt Bequemlichkeit zählt für die PTA nicht, denn: Die Apps der Vor-Ort-Apotheken "sind auch ganz bequem, übersichtlich und da ist alles an einem Ort.“

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