Schwitzen: Von Deo bis Botox Nadine Tröbitscher, 08.06.2017 13:01 Uhr
Heiße Tage und Schweiß gehören zusammen wie der Topf und sein Deckel. Schwitzen ist ein wichtiger Abkühlmechanismus für den Körper. Antitranspirante sollen die Achseln trocken halten und am besten keine weißen oder gelben Flecken auf der Kleidung zurücklassen. Neben den Rückständen sorgt auch Aluminium für Diskussionen. Die Hersteller versuchen alles, um den Wünschen der Kunden nachzukommen. Was ist Deo, was ist ein Antitranspirant und wann kommt Botox zum Einsatz?
Nicht nur heiße Temperaturen, sondern auch Sport oder Stress bringen uns zum Schwitzen. Wer nicht mit nasser Wäsche unterwegs sein will, nutzt die zahlreichen Angebote gegen das Transpirieren aus Drogerie und Apotheke. Doch im „Deo-Dschungel“ kann es mitunter schwer sein, den Überblick zu behalten.
Deodorantien gibt es zum Rollen, Sprühen oder als Creme. Sie dienen nicht der Schweißregulation, sondern beugen lediglich einer Geruchsbildung vor oder überdecken den Körpergeruch. Die Inhaltsstoffe verhindern Gerüche, die durch den bakteriellen Zersetzungsprozess des Schweißes entstehen. Das zugesetzte Parfüm überlagert unangenehme Körperausdünstungen. Diese Produkte sind frei von Aluminiumsalzen und können etwa das antibakterielle Zinkrizinoleat enthalten, das für ein frisches Gefühl sorgen soll und zu den Geruchsabsorbern zählt. Zinkgluconat hemmt ebenfalls die Geruchsbildung.
Triethylcitrat hemmt hingegen Enzyme, die die Bakterien für die Zersetzung des Schweißes benötigen. Die Bakterien selbst werden nicht beeinflusst und auch die Hautflora wird nicht in Mitleidenschaft gezogen. Auch ätherische Öle wie Minz-, Nelken- oder Thymianöl besitzen antimikrobielle Eigenschaften.
Anhand der INCI-Liste sind folgende Deodorantien zu erkennen: Farsenol, Triethyl citrate, Zinc lactate, Zinc ricinoleate, Parfum und Triclosan.
Antitranspirantien hingegen wirken der Schweißbildung entgegen, da sie Einfluss auf die Arbeit der Schweißdrüsen nehmen. Eingesetzt werden vor allem Aluminiumsalze, die die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen und so für trockene Achseln sorgen. Setzt man das Produkt wieder an, ist der Propfen reversibel und der Kanal öffnet sich wieder. Die Bildung der körpereigenen Kühlflüssigkeit kann durch die Verbindungen um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Zudem wirken Antitranspirantien desodorierend, denn den Bakterien wird ihr Nährstoff entzogen. Es wird weniger Schweiß zersetzt und somit weniger Körpergeruch gebildet. Zum anderen haben Aluminiumchloridhexahydrat & Co. eine antibakterielle Wirkung.
Apotheken stellen zum Teil Antitranspirantien nach NRF-Vorschrift her. Sie sind höher dosiert als die im Handel erhältlichen Produkte. Roll-On oder Spray werden in den ersten ein bis zwei Wochen an jedem zweiten Abend vor dem Zubettgehen aufgetragen und dann nur noch einmal wöchentlich. Von einer Anwendung auf frisch rasierter Haut ist abzusehen, auch weitere Produkte mit Aluminiumsalzen sollten nicht zusätzlich benutzt werden.
In der INCI-Liste verstecken sie sich hinter den Bezeichnungen Aluminium und seine Salze, Potassium alum oder Zinc sulfate. Aluminium ist in den vergangenen Jahren immer wieder kontrovers und heftig diskutiert worden. Sie können nicht nur die Haut reizen, sondern stehen immer wieder im Verdacht, die Entstehung von Brustkrebs zu fördern. Eindeutige wissenschaftliche Belege dafür gibt es jedoch nicht.
Es gibt auch Menschen, die unabhängig von der Jahreszeit oder sportlicher Aktivität förmlich dahinfließen. Hyperhidrose-Patienten leiden an einer übermäßigen Schweißbildung. Betroffen sind vor allem Hände, Füße, Kopf, Rumpf oder Achseln. Der Erkrankung können mehrere Ursachen zugrunde liegen. Einerseits kann die vermehrte Schweißproduktion durch eine Überfunktion bestimmter Nerven hervorgerufen werden. Andererseits stecken möglicherweise andere Erkrankungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Wechseljahre dahinter. Auch die Einnahme von Medikamenten wie Kortison, Antibiotika oder Antidepressiva kann für die Beschwerden verantwortlich sein.
In der Ursache liegt der Ansatz für die Behandlung. Ist eine andere Erkrankung Ursache der übermäßigen Schweißproduktion, kann deren Therapie ausreichend sein, die Beschwerden zu lindern. Liegt die Ursache in einer Dauermedikation, kann eine Umstellung - sofern möglich - Linderung verschaffen.
Sofern eine topische Therapie unzureichend war, kann die Behandlung mit Botulinumtoxin für den gewünschten Erfolg sorgen. Dazu wird das Nervengift in die Schweißdrüsen injiziert und so die Nervenreizübertragung blockiert. Es wird dann kein oder nur noch sehr wenig Schweiß produziert. Die Wirkung tritt erst nach etwa drei bis sieben Tagen ein. Die Wirkdauer beträgt etwa zwölf Monate. Dann ist eine erneute Behandlung möglich.