Bis zu 350 Euro je Stück: PTA fälschte 604 Impfausweise APOTHEKE ADHOC, 17.11.2021 11:05 Uhr
604 Zertifikate wurden in der Kaiser Apotheke in München gefälscht. Eine PTA stellte die Nachweise aus, ohne dass der Inhaber davon etwas wusste. Wie Oberstaatsanwalt Richard Findl von der „Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen“ (ZKG) in Nürnberg bekannt gab, sind mittlerweile auch die Abnehmer bekannt.
Die Zertifikate wurden jeweils zwischen 21 Uhr und Mitternacht ausgestellt. „Es liegt also auf der Hand, dass hier nicht im Rahmen des Apothekenbetriebs entsprechende Nachweise vorgelegt wurden“, so Findl. Angeboten wurden die Fälschungen im Darknet für zunächst 180 Euro pro Stück, später stieg der Preis auf 350 Euro. „Hier hatte man offenbar erkannt, dass sich damit Geld machen lässt.“
Seit den Durchsuchungen sitzen zwei Beschuldigte in U-Haft. Beschlagnahmt wurde nicht nur Bargeld, sondern auch Kryptowährung, die zur Zahlung eingesetzt wurde. In einem Versteck hatten die Ermittler den Schlüssel dazu gefunden. Insgesamt wurden 108.720 Euro sichergestellt.
Auch die Abnehmer sind bekannt. „Wir wissen, wer die gefälschten Zertifikate gekauft hat“, so Findl. Wie es damit weitergeht, konnte er zunächst nicht sagen. Dies sei eine Frage der rechtlichen Bewertung.
Die ZKG wurde im September 2020 gegründet. Ein Team aus Spezialstaatsanwälten um Findl nimmt seither bayernweit schwarze Schafe im Gesundheitssektor ins Visier. 197 Verfahren wurden eingeleitet, 92 Prozent betreffen den Bereich Abrechnungsbetrug. Drei Viertel entfallen auf die Gruppe Ärzte, Physiotherapeuten und Pflegedienste. Die Hälfte der Hinweise ist bislang von Behörden und Krankenkassen gekommen.
Gemeinsam mit Findl und Generalstaatsanwalt Dr. Walter Kimmel zog Justizminister Georg Eisenreich eine erste Bilanz. Eisenreich dankte allen Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen für ihren Einsatz in der Pandemie. Leider gebe es auch schwarze Schafe, die die Krise auf kriminelle Weise ausnutzen wollten. Betrüger nutzten aus, dass mehr Geld in das Gesundheitswesen fließe und die Kontrolle in manchen Bereichen schwächer sei, so Findl. Bei Abrechnungsbetrug gehe es aber nie nur um Geld, sondern allzu oft auch um die Gesundheit der Patient:innen.