PTA-Ausbildung

Schulleiter zweifelt an Ausbildung im Apothekenbetrieb

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Berlin -

Die PTA-Ausbildung soll laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) reformiert werden. Von allen Seiten werden Vorschläge und Forderungen laut. Im Gespräch ist seit Langem eine Verlängerung auf drei Jahre. Burkhard Pölzing, Leiter der Völker-Schule Osnabrück, lehnt dies ab. Der Apotheker warnt auch vor einer stärkeren Dualisierung der Ausbildung auf Kosten der Schulzeit und einem Qualitätsverlust in der Ausbildung.

Die PTA-Ausbildung dürfe nicht dualisiert werden, fordert Pölzing. Der Schulleiter und Schatzmeister der AG Theoretische und Praktische Ausbildung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) setzt sich seit langem für eine Modernisierung der zweijährigen schulischen Ausbildung ein. Eine Verlängerung des Praktikums auf Kosten der Schulzeit ist für ihn keine Option. „Das medizinische Verständnis kann im laufenden Apothekenbetrieb nicht hinreichend vermittelt werden“, sagt Pölzing.

Die Tätigkeiten von PTA in der Apotheke seien schwerpunktmäßig die Belieferung von Rezepten, die Beratung von Kunden sowie das Erbringen von Dienstleistungen. Die Grundlagen des Berufs wie die Herstellung von Arzneimitteln und Qualitätskontrolle könnten häufig nicht in der Apotheke durch den Inhaber oder Kollegen unterrichtet werden. „Erforderliche praktische Fähigkeiten können im laufenden Betrieb nicht hinreichend geübt werden“, so Pölzing

Der mit einer Dualisierung eingehende Qualitätsverlust werde die Apothekenlandschaft verändern. PTA würden zu „PKA+“. Durch weniger kompetent ausgebildete PTA werde der Versorgungsauftrag der Apotheken gefährdet, sagt er. Offen ist für die Arbeitsgemeinschaft „Theoretische und Praktische Ausbildung“ der DPhG die Frage einer Verlängerung der Ausbildungszeit auf drei Jahre, also mit einem einjährigen Praktikum. „Aus organisatorischen und finanziellen Gründen kann die Fachschulausbildung nicht auf zweieinhalb Jahre verlängert werden.“

PTA-Schulen müssten ein „hinreichendes finanzielles Fundament“ erhalten, um die Ausbildung mit qualifizierten Lehrkräften und guter Ausstattung sichern zu können. Die Finanzierung sei ein „hochkomplexes Thema“. Eine Klasse koste Erfahrungswerten zufolge im Schnitt pro Jahr 171.000 Euro – ohne Gewinnstreben. „Die solide Finanzierung der zweijährigen Ausbildungszeit ist sinnvoller als eine unzureichende Finanzierung einer zweieinhalbjährigen“, so Pölzing.

Zudem sei eine kürzere Ausbildung angesichts des Fachkräftemangels und der zu erwartenden Pensionierungswelle unter PTA für Nachwuchs attraktiver. Um die Ausbildung modernisieren oder verlängern zu können, müsse im Vorfeld eine bundesweite Untersuchung Anforderungen an Kompetenzen und Fähigkeiten der Fachkräfte in den Berufsfeldern Apotheke, Krankenhaus und Industrie ermitteln.

Die Apothekengewerkschaft Adexa und der Bundesverband Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen (BVpta) wollen die Ausbildung auf drei Jahre verlängern. Sie fordern umfassende Änderungen am Gesetz über den Beruf des pharmazeutisch-technischen Assistenten (PharmTAG) sowie an der Ausbildungs- und Prüfungsordnung (PTA-APrV). Auch die Tarifgemeinschaft Nordrhein (TGL) schrieb an Spahn und sprach sich für ein einjähriges Praktikum und zwei Jahre Schulzeit aus.

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